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TAGEBLATT-Wahlanalyse

TRechtsruck in Stader Dörfern – Wo CDU und AfD dominieren

Symbolträchtig: Bald-Kanzler Friedrich Merz grüßt vor einem AfD-Wahlplakat von einer Plane.

Symbolträchtig: Bald-Kanzler Friedrich Merz grüßt vor einem AfD-Wahlplakat von einer Plane. Foto: Jens Kalaene/dpa

Welche Parteien wählten die Menschen im Landkreis Stade? Das sind die erstaunlichsten und krassesten Ergebnisse.

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Von Karsten Wisser
Montag, 24.02.2025, 20:15 Uhr

Landkreis. Um Kommunen zu finden, in denen die SPD noch stärkste Partei im Landkreis Stade ist, braucht es eine tiefe Recherche. In der Gemeinde Balje mit 774 Wählern bekam die SPD mehr Zweitstimmen als CDU und AfD. Die Sozialdemokraten werden wahrscheinlich das Ergebnis in der Hansestadt Stade eher als tröstlich empfinden.

Das ist ein aufs Lokale heruntergebrochenes Ergebnis der Bundestagswahl vom Sonntag, als die Menschen im Landkreis Stade im Bundestagswahlkreis Stade I - Rotenburg II beziehungsweise Cuxhaven - Stade II ihre Stimmen abgegeben haben.

Bei den Zweitstimmen schnitten sowohl CDU als auch SPD mehr als vier Prozentpunkte schlechter ab als bei der Erststimme.

Bei den Zweitstimmen schnitten sowohl CDU als auch SPD mehr als vier Prozentpunkte schlechter ab als bei der Erststimme. Foto: KDO Votemanager

In der Stadt Stade gewann SPD-Frau Frauke Langen bei den Erststimmen - allerdings äußerst knapp. Sie hatte bei rund 27.000 abgegebenen Stimmen am Ende 12 Stimmen mehr als Vanessa Zobel von der CDU. Bei den Zweitstimmen lag die CDU in Stade vorne. Hier gab es einen Unterschied von gut 500 Stimmen.

Die CDU gewinnt im einst roten Buxtehude

Das Bild in der Hansestadt Buxtehude ist ähnlich. Hier erreichten die Sozialdemokraten immerhin ein vergleichbares Niveau wie die CDU und behaupteten den zweiten Platz vor der AfD. Trotzdem gewann im einst roten Buxtehude die CDU bei den Erst- und den Zweitstimmen.

Es spricht für Frauke Langen, dass sie es im Wahlkreis schaffte, insgesamt dreieinhalb Prozentpunkte mehr zu holen als ihre Partei. Das schlechte Ergebnis der SPD kann der Harsefelderin nicht angelastet werden. Auf Wahlkreisebene bekam sie 25,55 Prozent der Erststimmen. Die SPD kam auf 21,99 Prozent.

Vanessa Zobel (Süd) und Christoph Frauenpreiß (Nord) gewannen die beiden hiesigen Wahlkreise. Jede dritte Erststimme im Kreis Stade ging an die CDU.

Vanessa Zobel (Süd) und Christoph Frauenpreiß (Nord) gewannen die beiden hiesigen Wahlkreise. Jede dritte Erststimme im Kreis Stade ging an die CDU. Foto: KDO Votemanager

Erststimmen: Vanessa Zobel besser als die CDU

Bei der CDU-Wahlkreissiegerin Vanessa Zobel aus Bremervörde sah es auf den Wahlkreis 30 bezogen noch besser aus. Sie bekam sechs Prozent mehr Stimmen als ihre Partei und landete bei 36,65 Prozent auf Wahlkreisebene. Zweitstimmen hatte die CDU nur gut 30 Prozent bekommen.

Das sind auch knapp zwei Prozent mehr, als sie der noch amtierende CDU-Wahlkreisabgeordnete Oliver Grundmann 2021 bekommen hatte. Für eine bis vor einigen Monaten im Landkreis Stade völlig unbekannte Kommunalpolitikerin aus dem Nachbarkreis ein starkes Ergebnis.

Fabel-Ergebnisse im Landkreis Rotenburg

Im Rotenburger Bereich des Wahlkreises 30 gab es auf Gemeindeebene für Zobel Ergebnisse von bis zu über 48 Prozent. In der heutzutage zersplitterten Parteienwelt sind das herausragende Zahlen. Die CDU ist zudem auf Hansestadt-, Samtgemeinde- und Einheitsgemeindeebene überall bei den Zweitstimmen die stärkste Partei.

Die Bundestagswahlen in Niedersachsen

In den zwölf Kommunen im Landkreis Stade stürmte die AfD viermal auf Platz zwei. In den Samtgemeinden Harsefeld, Fredenbeck, Oldendorf-Himmelpforten und der Gemeinde Drochtersen verdrängte die AfD die SPD auf den dritten Platz. In den Mitgliedsgemeinden Oldendorf und Hammah ist die AfD sogar stärkste Partei geworden. Auf dieser Ebene sind die 31,26 Prozent aus Hammah auch das beste Ergebnis für die in Teilen als rechtsextrem eingestufte Partei.

In diesen Orten ist die AfD besonders stark

In einigen Wahlbezirken ging es sogar noch höher. Einige Beispiele: Im Wahlbezirk Grundschule Haddorf in Stade bekam die AfD 38,05 Prozent der Zweitstimmen. Auch in Hahle und Wiepenkathen kam die Partei in Stade über 30 Prozent. In Wahlbezirk Hammah I waren es 36,62 Prozent der Zweitstimmen. In Drochtersen kam die AfD in Ritsch auf über 37 Prozent.

Wie massiv SPD und Grüne Teile des ländlichen Raums in der Region verloren haben, verdeutlicht ein Blick auf die Samtgemeinden Harsefeld, Fredenbeck und Oldendorf-Himmelpforten. Hier bekamen die beiden Parteien zwischen 52 und 56 Prozent, rechnet man ihre Erststimmen zusammen.

Schwarz und Blau dominieren den ländlichen Raum

Beim Blick auf die Mitgliedsgemeinden wird es noch deutlicher: In der Gemeinde Kutenholz erreichen CDU und AfD über 60 Prozent, in der Gemeinden Brest und Ahlerstedt sind bei den Zweitstimmen beide Parteien in der Nähe der Zweidrittel-Mehrheit.

Die schwächsten Ergebnisse bekam die AfD dort, wo die Grünen sich bei der Bundestagswahl einigermaßen behaupten konnten. Das sind Buxtehude und im Alten Land die Gemeinde Jork und die Samtgemeinde Lühe sowie die Samtgemeinde Horneburg. Mit 14,59 Prozent der Zweitstimmen bleibt Buxtehude dabei die Hochburg der Grünen in der Region.

FDP schafft nur im Alten Land die Fünf-Prozent-Hürde

Allerdings kann die Partei das nur sehr begrenzt freuen. Bündnis 90/Die Grünen verloren in Buxtehude knapp viereinhalb Prozent, während die AfD hier gut neun Prozent mehr bekam (15,29 Prozent) und die Grünen auf den vierten Platz verdrängte. Das Alte Land ist ein gutes Stichwort für die FDP. Jork und Lühe sind die einzigen Kommunen, in denen die Liberalen im Landkreis über die Fünf-Prozent-Hürde kamen.

Die Kandidatinnen mit den meisten Stimmen

Die Überraschungspartei Die Linke schaffte auch im Landkreis Stade einen starken Zuwachs. Die Partei landete bei 7,01 Prozent auf Kreisebene und hat ihre Hochburgen in Stade und Buxtehude jeweils mit deutlich über acht Prozent. Die Linken-Abspaltung Bündnis Sahra Wagenknecht blieb auch überall im Kreis Stade unter fünf Prozent.

Apensen gewinnt bei der Wahlbeteiligung

Ein extrem polarisierender Wahlkampf und sich überschneidende innen- und außenpolitische Krisen haben die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl am Sonntag auf den höchsten Stand seit fast 40 Jahren steigen lassen. Im Landkreis Stade wählten 84,24 Prozent. Die meisten Menschen wählten in der Samtgemeinde Apensen - über 90 Prozent. Die schlechteste Wahlbeteiligung gab es in Stade mit gut 80 Prozent.

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