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TSchlechte Nachricht für Pendler: Zweite Bahn-Elbquerung zu teuer

Die Elbbrücken werden wohl weiterhin die einzige Bahn-Elbquerung in Hamburg bleiben.

Die Elbbrücken werden wohl weiterhin die einzige Bahn-Elbquerung in Hamburg bleiben. Foto: Nahverkehr Hamburg

Eine S-Bahnlinie über Finkenwerder bis Buxtehude? 14 Varianten für eine weitere Elbquerung wurden geprüft. Das Gutachten fällt sehr ernüchternd aus.

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Von Karsten Wisser
Donnerstag, 14.11.2024, 14:30 Uhr

Buxtehude. Die Bahnverbindung über die Elbbrücken in Hamburg ist eine der meistgenutzten Schienenverbindungen - und extrem störungsanfällig. Deshalb wurde vor drei Jahren eine Machbarkeitsstudie für eine Westquerung bei der Technischen Universität Hamburg in Harburg in Auftrag gegeben. Auftraggeber ist der Bund.

Neue Studie wird am Donnerstag vorgestellt

Die Studie ist fertig. Sie soll am Donnerstag in der Hamburgischen Bürgerschaft präsentiert werden. Unter anderem wurde auch geprüft, ob die S-Bahn S2 einschließlich Haltestelle in Finkenwerder bis nach Buxtehude verlängert werden kann.

Dem auf den Nahverkehr spezialisierten Nachrichten-Portal NAHVERKEHR HAMBURG liegt das 123-Seiten-Papier schon exklusiv vor. NAHVERKEHR HAMBURG wird durch die Leser finanziert. Die Redaktion hat die Informationen dem TAGEBLATT zur Verfügung gestellt. Demnach fällt das Ergebnis für den Hamburger Süden und die niedersächsischen Landkreise sehr ernüchternd aus.

Gutachter prüfen 14 verschiedene Varianten

Die Gutachter haben 14 verschiedene Varianten für die mögliche Elbquerung zwischen Altona und dem Raum Harburg/Fischbek untersucht. Für den Fernverkehr kamen zwei Trassen in Betracht, mit denen Züge aus Harburg über die Westquerung entweder weiter Richtung Elmshorn oder zum Hauptbahnhof geführt werden könnten.

Beim Regionalverkehr ging es um zwei Varianten, mit denen Direktverbindungen von Stade nach Altona beziehungsweise zum Hauptbahnhof möglich wären, sowie eine Variante von Harburg direkt nach Altona, so NAHVERKEHR HAMBURG.

S-Bahnstrecke über Finkenwerder nach Buxtehude

Für die S-Bahn wurden insgesamt acht Trassen untersucht, die entweder aus Stade über Buxtehude oder Harburg Richtung Altona oder Hauptbahnhof führen würden - mit Halt in Finkenwerder. Und für den Güterverkehr wurde eine Variante für die Region Harburg – Westquerung – Elmshorn untersucht. Das Ergebnis: Wirtschaftlich ist das alles nicht sinnvoll.

Brennender Lkw legt S-Bahn-Verkehr lahm

Für die Menschen, die auf Schienen nach Hamburg wollen, ist das anders. „Müssen Gleise gesperrt werden, entsteht sofort ein Riesenchaos, das zehntausende Menschen betrifft.

Müssen Gleise gesperrt werden, entsteht sofort ein Riesenchaos, das zehntausende Menschen betrifft.

NAHVERKEHR HAMBURG

Viele Pendlerinnen und Pendler erinnern sich noch gut an das Feuer durch einen brennenden Lkw am S-Bahnhof Elbbrücken, das vor gut zwei Jahren wochenlang den S-Bahn-Verkehr über die Elbe weitgehend lahmlegte“, so NAHVERKEHR HAMBURG.

Neuer Tunnel neben dem Auto-Elbtunnel

Alternativen zur Strecke über die überlasteten und sanierungsbedürftigen Elbbrücken gibt es nicht. Die nächste Schienenbrücke steht 40 Kilometer entfernt in Lauenburg und taugt mit einem einzelnen Gleis nicht als Umleitung.

Deswegen wird in Hamburg seit vielen Jahren über eine zweite Bahn-Elbquerung diskutiert. Diese soll zwischen Altona beim Auto-Elbtunnel und dem südlichen Hafengebiet verlaufen.

Neuer Tunnel: Kosten von über drei Milliarden Euro

Technisch wären wohl alle Varianten möglich gewesen, in Verbindung mit einem Tunnel. Eine Brückenlösung wurde als nicht realisierbar eingestuft. Die Kosten dafür wären immens gewesen. Zwischen 1,9 und 3,2 Milliarden Euro müssten - je nach Variante - investiert werden. Die Kosten waren 2022 berechnet worden. Sie dürften jetzt höher liegen.

Nutzen-Kosten-Faktor fällt sehr schlecht aus

Wirtschaftlich wäre somit keine der Varianten, so das Ergebnis der Studie. Der sogenannte Nutzen-Kosten-Faktor würde nur zwischen 0,62 und mageren 0,03 liegen.

Das bedeutet: Jeder investierte Euro würde einen gesamtwirtschaftlichen Nutzen von lediglich 3 bis 62 Cent bringen. Am besten liegt in der Bewertung ein Tunnel für den Regionalverkehr zwischen Harburg und Elmshorn, am schlechtesten ein Güterzugtunnel.

Reaktivierung Stade-Bremervörde rechnet sich

Zum Vergleich: Die geplante Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Bremervörde und Stade für den Nahverkehr hat einen Nutzen-Kosten-Faktor von 1,23 und bei einer Fortführung bis nach Himmelpforten sogar von 2,37. Gesamtwirtschaftlich verdient sie also Geld.

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