Zähl Pixel
Produktion

TSo entsteht ein Flugzeug: Als Strukturmechaniker bei Airbus

Stefan Raetze setzt eine Niet in die Rumpfschale. Der Strukturmechaniker hält sich dabei präzise an die Vorgaben aus den Bauzeichnungen.

Stefan Raetze setzt eine Niet in die Rumpfschale. Der Strukturmechaniker hält sich dabei präzise an die Vorgaben aus den Bauzeichnungen. Foto: Krabbenhoeft

In den Hallen von Airbus Aerostructures in Nordenham beginnt das aufregende Leben eines Flugzeugs mit der Präzision eines Uhrwerks.

Von Sabrina Krabbenhöft Samstag, 10.05.2025, 12:50 Uhr

Nordenham. Bei Airbus in Nordenham beginnt das Leben eines Flugzeuges. In den Hallen am Deich in Einswarden werden die Rümpfe geformt. So ein Rumpf hat in etwa die Form einer Zigarre. Diese Zigarre ist in Sektionen unterteilt. Jede Sektion besteht wiederum aus vier Schalen. Die Schalen werden als dünne Aluminium-Bleche angeliefert und in ihre dreidimensionale Form gebracht. Das passiert quasi vor unserer Haustür.

Im Airbus Werk in Varel werden schwerpunktmäßig Kleinteile gefertigt. In Hamburg wird das, was in Nordenham an Schalen oder kompletten Sektionen gebaut wurde, zum Rumpf für die Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge der A320-Familie zusammengefügt. Für die größeren Langstreckenflugzeuge geht es nach Toulouse für die Endproduktion. Das Werk in Nordenham ist somit in hohem Maße an nahezu allen Flugzeugprogrammen von Airbus beteiligt.

Die Arbeit am Rumpf ist pure Präzision

Der 38-jährige Stefan Raetze ist am Bau der Schalen beteiligt. Der Strukturmechaniker kam 2011 als Leiharbeitskraft zu Airbus und wurde nach sieben Jahren übernommen. Er arbeitet im Drei-Schicht-System in einem Team aus zwölf Personen. Zu Arbeitsbeginn spricht er sich mit den Kollegen ab, wer welche Arbeit macht, was getan werden muss.

„Ich gucke mir an, wie der Abarbeitungsstand der Schale ist, wie weit die Vorschicht gekommen ist“, sagt er. Die entsprechende Bauzeichnung muss er lesen können. Dann beginnt das Bohren und setzen von Alunieten und Titanpassstiften, um die Außenhaut des Rumpfes und die Spante „kraft- und formschlüssig“ miteinander zu verbinden. Alle Teile werden nach präzisen Fertigungsaufträgen zusammengeklebt und anschließend genietet.

So setzt sich ein Flugzeug zusammen

Die Strukturmontage ist der Bereich, in dem das metallene, rohe „Skelett“ entsteht. Vier Schalen bilden eine Sektion. Mehrere Sektionen bilden den Rumpf. Dann setzt man die Flügel, das Seitenleitwerk (die große Finne), das Höhenruder und die Triebwerke dran - simpel erklärt.

Gute handwerkliche Fähigkeiten, ein genaues Auge für das richtige Maß, das ist unabdingbar für den Job des Strukturmechanikers. Was passiert, wenn trotzdem mal etwas schiefgeht? „Jeder macht mal Fehler. Man muss aber mit dem Willen herkommen, dass es nicht vorkommt“, sagt der Nordenhamer. Sicherheit steht bei Airbus an erster Stelle. Die Qualitätsprüfung wird daher ein weiteres Mal gegengeprüft.

„Am Ende sitzen in einer kleinen Maschine 150, bei größeren 300 Menschen im Flugzeug. Jeder der Mitarbeiter ist sich bewusst, dass er Teil der Entstehungskette ist und dass die Arbeit sauber ausgeführt sein muss“, sagt Stefan Raetze. Auch ein minimaler Lackschaden am Flugzeug wäre eine Abweichung von der Bestellung. Er wird notiert und zur Transparenz dem Kunden vorgelegt.

Von Baubeginn bis zur Fertigstellung

Stefan Raetze gefällt seine Arbeit. Als Springer wechselt er fast täglich den Aufgabenbereich. Er mag die Variation. Auch sein Ziel, zeitweise in Hamburg arbeiten zu können und dabei zu sein, wenn ein Flieger fertiggestellt wird, hat er erreicht. Er gehört zum Nordenhamer Team, das direkt in die Hansestadt geschickt wird, wenn Nacharbeiten gemacht werden müssen. „Durch diesen Austausch steigt das Verständnis für die Genauigkeit und einzelnen Arbeitsschritte“, sagt er. Inzwischen war er bei der Entstehung mehrerer Flieger dabei.

Weitere Artikel