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Landwirtschaft

TExtrem-Regen und Raisa-Brand: Stader Landwirte in Sorge um Weizenernte

Die Weizenernte bereitet den Landwirten momentan Sorgen. Statt mit Trockenheit, wie auf dem Foto, müssen die Landwirte mit Nässe kämpfen.

Die Weizenernte bereitet den Landwirten momentan Sorgen. Statt mit Trockenheit, wie auf dem Foto, müssen die Landwirte mit Nässe kämpfen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Ständig Regen und nun auch noch der Brand am Raisa-Getreidetrockner in Apensen: Die Feuchtigkeit macht den Landwirten bei der Weizenernte zu schaffen. Die Lage spitzt sich zu.

Von Susanne Laudien Donnerstag, 31.07.2025, 17:50 Uhr

Apensen. Der Brand in der Trocknungsanlage bei der Raisa in Apensen am Mittwoch war für viele ein Schock und weckte schlimme Erinnerungen. Wie berichtet, hatten Mitarbeiter um 8 Uhr morgens schwarzen Rauch über den riesigen Silo-Türmen in Apensen gesehen und die Feuerwehr alarmiert. Sofort rückte ein Großaufgebot der Feuerwehren aus der Samtgemeinde Apensen sowie aus Harsefeld und Buxtehude an.

Flammen im Turm - das weckt böse Erinnerungen

Flammen waren im Turm zu sehen, teilte Apensens Feuerwehrsprecher Frank Höper mit. Eine dramatische Situation, die an den Brand 2021 in einem Getreidetrockner der Raisa in Apensen erinnerte. Die 2015 in Betrieb genommene Anlage im Wert von rund 500.000 Euro wurde durch den Brand damals zum Totalschaden.

Während des Brandes am Mittwochmorgen (30. Juli 2025) schaufelten Raisa-Mitarbeiter 40 Tonnen teils verbrannten Weizen aus der Anlage und Feuerwehrleute standen bereit, um das brennende Getreide zu löschen. Steigrohrleitungen wurden an die Löschwasseranlage des Turms angeschlossen. Nach knapp drei Stunden hatte die Feuerwehr den Brand gelöscht.

Dank Löschwasseranlage kein Totalschaden

„Zum Glück wurde der Brand so früh entdeckt“, sagt Torsten Stehr, Abteilungsleiter Agrarerzeugnisse bei der Raisa eG. Weiterer Aspekt bei der aktuellen Brandbekämpfung: Die neue Trocknungsanlage im Wert von einer Million Euro war vorsorglich mit einer Löschwasseranlage ausgestattet worden, die der Feuerwehr jetzt die schnelle Einspeisung ermöglichte.

„Die genaue Schadensursache wird momentan noch untersucht“, sagt Torsten Stehr. Einsatzkräfte und Polizei gingen davon aus, dass sich ein Lüfter in der Trocknungsanlage entzündet hat.

40 Tonnen Getreide mussten beim Feuerwehreinsatz auf dem Raisa-Gelände aus dem brennenden Turm geholt werden.

40 Tonnen Getreide mussten beim Feuerwehreinsatz auf dem Raisa-Gelände aus dem brennenden Turm geholt werden. Foto: Vasel

Die Löschwasserzuleitung habe das Schlimmste verhindert, sodass der Getreidetrockner nach dem Brand zum Glück keinen Totalschaden ausweise, erklärt der Raisa-Abteilungsleiter. Die Anlage soll repariert werden und schnellstmöglich wieder zum Einsatz kommen. „Wie lange die Reparatur dauert und wann die Anlage laufen wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Wir haben aber die Hoffnung, dass sie eventuell schon nächste Woche wieder startklar ist“, sagt Stehr.

Einsatz für die Feuerwehr am Mittwochmorgen beim Brand des Getreidetrockners der Raisa in Apensen.

Einsatz für die Feuerwehr am Mittwochmorgen beim Brand des Getreidetrockners der Raisa in Apensen. Foto: Vasel

Die Zeit drängt. Der Ausfall der Trocknungsanlage in Apensen fällt mitten in die Erntezeit für Getreide im Landkreis Stade. Der Getreidetrockner wird aufgrund der aktuellen Schlechtwetter-Lage einmal mehr dringend benötigt. Die Getreidelieferungen der Landwirte werden jetzt vorübergehend an den Raisa-Standort Fredenbeck umgeleitet. Um den Ausfall in Apensen zu kompensieren, läuft die Trocknungsanlage in Fredenbeck in zwei Schichten. „Statt um 7.30 Uhr wird jetzt bereits um 6 Uhr gestartet“, sagt Stehr.

Extreme Feuchtigkeit durch Regen beim Weizen

Der regenreiche Juli macht den Landwirten momentan extrem zu schaffen. Durchschnittliche Niederschlagswerte von 114 Liter pro Quadratmeter wurden gemessen. Das Getreide enthält derzeit sehr viel Feuchtigkeit. „Im Vorjahr betrug der Feuchtigkeitsanteil 13 bis 15 Prozent - jetzt liegt er bei 16 bis 18 Prozent“, erklärt Stehr.

Der ideale Wert für die Lagerung von Weizen liegt bei 13 bis 14 Prozent. 14,5 Prozent wird als maximaler Wert angesehen, der nicht überschritten werden sollte, um eine sichere Lagerung zu gewährleisten und Schimmelbildung, Schädlingsbefall und Verderb zu vermeiden.

Die Trocknung des feuchten Getreides ist daher von enormer Wichtigkeit für die Landwirtschaft. Das bringt aber auch zusätzliche Kosten zu den ohnehin niedrigen Erzeugerpreisen. „Getreide erzielt momentan nicht den Preis, den sich Landwirte wünschen“, sagt Stehr. „Die aktuellen Preise decken nicht mal den Einsatz der Landwirte.“

Qualität und Erträge bei Roggen und Weizen seien aber sehr gut - entgegen den Erwartungen. Wegen der extremen Trockenheit im Frühjahr herrschte noch Pessimismus. Der Monat März war der trockenste seit Messbeginn im Jahr 1881.

„2023 hatten wir eine ähnliche Situation mit dramatischen Einbußen für die Landwirtschaft“, sagt Stehr. Auch 2025 sei kein normales Erntejahr. Bei den Landwirten stiegen Anspannung und Sorge. Sie hoffen auf einen Wetterumschwung ab nächsten Dienstag. Anlass dafür ist das Ende des Siebenschläfers. Der 27. Juni war ein durchwachsener Tag mit Sonne und Regen, und laut Bauernregel bleibt das Wetter von da an sieben Wochen lang so. Dieses Jahr könnte das passen.

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