Zähl Pixel
Blaulicht

TE-Scooter-Fahrer bei Bahnunfall in Buxtehude lebensgefährlich verletzt

Das Rotlicht und die Halbschranke missachtete der 22-Jährige offenbar. Er wurde rund 20 Meter von der S-Bahn mitgeschleift.

Das Rotlicht und die Halbschranke missachtete der 22-Jährige offenbar. Er wurde rund 20 Meter von der S-Bahn mitgeschleift. Foto: Vasel

Der 22-jährige Buxtehuder wird am Dienstagvormittag an einem Bahnübergang bei Heitmannshausen von einer S-Bahn erfasst. Schnell kommt ein Verdacht auf.

author
Von Björn Vasel
Dienstag, 18.03.2025, 20:10 Uhr

Buxtehude. Der 22-Jährige war kurz nach 10 Uhr von Buxtehude in Richtung Neukloster unterwegs. Kurz vor Heitmannshausen bog er am Bahnübergang Ottensener Trift auf der Giselbertstraße nach links in Richtung B73 ab. Zu dem Zeitpunkt waren die Halbschranken offenbar bereits geschlossen, so erste Ermittlungen der Polizei.

Auch hatte der E-Scooter-Fahrer laut Bundespolizei seine In-Ear-Kopfhörer im Ohr. Der Verdacht: Der Buxtehuder habe den herannahenden Zug weder gesehen noch gehört. Auch das rote Blinklicht habe er missachtet.

Rettungshubschrauber fliegt 22-Jährigen ins UKE

Vermutlich habe er auf den Boden geblickt, um mit den kleinen Rädern des E-Scooters nicht zwischen Gleiseindeckplatte und Schienen stecken zu bleiben. Der Triebwagen der S-Bahn, unterwegs in Richtung Stade, habe ihn „zum Glück nicht frontal erfasst“. Er hatte einen Schutzengel, so ein Polizist.

Der 22-Jährige wurde 20 Meter lang mitgeschleift. Sein E-Scooter wurde zerfetzt, der Lenker landete unter dem Zug.

Die Lenkstange des E-Scooters liegt unter der S-Bahn.

Die Lenkstange des E-Scooters liegt unter der S-Bahn. Foto: Vasel

Der Mann blieb auf der östlichen Seite des Bahndamms liegen. Um 10.28 Uhr löste die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle einen MANV-Alarm aus. Die Abkürzung steht für einen Massenanfall von Verletzten. Zu diesem Zeitpunkt war unklar, ob und wie viele Fahrgäste verletzt waren, so der Organisatorische Leiter Rettungsdienst, Wilfried Sprekels. Der Triebwagenführer hatte eine Schnellbremsung eingeleitet und war in Heitmannshausen zum Stehen gekommen.

Rettungskräfte, Notarzt, Polizei und Seelsorger waren ebenso wie die Feuerwehr in Heitmannshausen vor Ort.

Rettungskräfte, Notarzt, Polizei und Seelsorger waren ebenso wie die Feuerwehr in Heitmannshausen vor Ort. Foto: Vasel

Die Ortsfeuerwehren Buxtehude, Hedendorf, Neukloster sowie der Bahnerdungstrupp aus Dollern rückten mit 40 Einsatzkräften aus, sagte Vize-Kreisbrandmeister Marcus Hinrichs. DRK-Notfallsanitäter und Notärzte versorgten den „lebensgefährlich Verletzten“.

Christoph 29 landete Minuten später im Moor. Der Bundeswehr-Rettungshubschrauber flog den 22-Jährigen in eine Hamburger Klinik.

Fahrgäste in der S-Bahn bleiben unverletzt

Angehörige des 22-Jährigen kamen zufällig an der Unfallstelle vorbei. Ein Notfallseelsorger kümmerte sich um die Verwandten und die 25 Fahrgäste.

Diese blieben beim Unfall unverletzt. Sie mussten im Zug ausharren. Gegen 12.10 Uhr lief der Bahnverkehr nach Rettung und Unfallaufnahme wieder an. Die S-Bahn musste vorher auf Schäden untersucht und vom Notfallmanager der Bahn freigegeben werden. Der Triebwagenführer (46) musste ausgetauscht werden. Er hatte laut Polizeisprecher Rainer Bohmbach einen Schock erlitten.

Der Unfallmanager der Deutschen Bahn gibt die S-Bahn und den Bahnverkehr wieder frei.

Der Unfallmanager der Deutschen Bahn gibt die S-Bahn und den Bahnverkehr wieder frei. Foto: Vasel

Die Feuerwehr sicherte die Unfallstelle ab. Die Giselbertstraße wurde voll gesperrt. Die Polizei prüfte Zugdaten und Schranken-Technik.

Polizei: Überqueren von Gleisen ist lebensgefährlich

Simon Gruhl von der Bundespolizeiinspektion Bremen warnt vor dem Queren von Gleisen oder geschlossenen Bahnübergängen. Es bestehe Lebensgefahr. Denn selbst aufmerksame Menschen nehmen herannahende Züge erst in weniger als 100 Metern Entfernung wahr. Bei 120 km/h sei ein Zug mit 30 Metern pro Sekunde unterwegs. Binnen drei Sekunden rauscht der Zug also heran: „21, 22, Aufprall“, macht es Gruhl anschaulich.

Im Straßenverkehr gilt: Kopfhörer sind grundsätzlich erlaubt. Allerdings muss die Lautstärke so gering sein, dass Warnsignale wahrgenommen werden.

Bevor die S5 weiterfahren kann, muss die Technik überprüft werden.

Bevor die S5 weiterfahren kann, muss die Technik überprüft werden. Foto: Vasel

Beim Umgehen der Halbschranke droht ein Bußgeldbescheid von 378,50 Euro. Mit einem motorisierten Fahrzeug unterwegs, muss man mit 738,55 Euro, 2 Punkten und einem dreimonatigen Fahrverbot rechnen. Bei einem Eingriff in den Bahnverkehr droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren. Hinzu kommen Schadenersatz und Schmerzensgeld.

Die S5 hatte den jungen Mann seitlich erfasst.

Die S5 hatte den jungen Mann seitlich erfasst. Foto: Vasel

Bei 153 Unfällen an Übergängen starben im Jahr 2024 laut Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung 25 Menschen. Halbschranken weisen ein 49-fach höheres Unfallrisiko gegenüber Vollschranken auf. Das Umgehen ist laut Unfallforschung der Versicherer mit 42 Prozent die Unfallursache Nummer 1 an diesen Übergängen.

S-Bahnstrecke bis zum Mittag gesperrt

Die S-Bahnstrecke war bis zum Mittag rund zweieinhalb Stunden gesperrt; zum Schulschluss verkehrte ein Ersatzverkehr mit Bussen und Taxen zwischen Stade und Buxtehude.

Erst vor wenigen Wochen war ein 37-jähriger Mann am Buxtehuder Bahnhof tödlich verunglückt. Der Hamburger hatte am 24. Februar in einer S-Bahn der Linie S5 in Richtung Buxtehuder Bahnhof die Notbremse betätigt und so die Tür entriegelt. Der 37-Jährige fiel aus der S5 und wurde von einer herannahenden S-Bahn aus Buxtehude erfasst. Dabei wurde er tödlich verletzt.

Der Mann stand laut Zeugenaussagen „deutlich unter Alkoholeinfluss“. „Die Buxtehuder Notärztin und der Rettungsdienst konnten ihm nicht mehr helfen, er war sofort tot“, teilte Polizeisprecher Bohmbach damals dem TAGEBLATT mit. (set)

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde um 19 Uhr aktualisiert.

Weitere Artikel