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Gefahr am Bahnsteig und Bahnübergang

Was die Bremer Stadtmusikanten mit der Sicherheit an Gleisen zu tun haben

Starten Plakataktion: Detlef Moors und Holger Jureczko von der Bundespolizei warnen vor den Gefahren an Bahnanlagen (von links). Foto: Vasel

Starten Plakataktion: Detlef Moors und Holger Jureczko von der Bundespolizei warnen vor den Gefahren an Bahnanlagen (von links). Foto: Vasel

„21, 22, tot“, so wenig Zeit bleibt, wenn ein Zug in Sichtweite ist, erklärten Detlef Moors und Holger Jureczko von der Polizei. Mit einer Präventionsaktion wollen sie die Sicherheit an den Bahnanlagen im Landkreis Stade erhöhen. Sie setzen dabei auf bekannte Motive.

Donnerstag, 05.12.2019, 13:54 Uhr

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„In den Schulen fehlt es an der Bahnverkehrserziehung – und die Erwachsenen sind oft kein Vorbild“, erklärt der Sprecher der Bundespolizeiinspektion Bremen, Holger Jureczko. Leichtsinnig würden Gleise und geschlossene Bahnübergänge überquert, viele missachteten den weißen Streifen auf den Bahngleisen. Dabei seien die Züge im Landkreis Stade mit bis zu 160 km/h unterwegs. Das sind 40 Meter pro Sekunde. Die Bahn selbst sei in der Regel erst in rund 50 Metern Entfernung zu hören. Kurzum: Das Überqueren der Schienen sei lebensgefährlich, es bleibe keine Zeit zu reagieren. Angesichts der Gefahren sei verständlich, dass hohe Bußgelder drohen: 350 Euro zahlen Fußgänger, 700 Euro Autofahrer, wenn sie beispielsweise einen Bahnübergang bei geschlossener Halbschranke überqueren beziehungsweise umfahren.

Vier Plakate haben Jureczko und sein Kollege, Präventionsbeauftragter Detlef Moors, an den Bahnhöfen aufgehängt – mit den Bremer Stadtmusikanten als Motiv, denn das Märchen der Brüder Grimm ist in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden.

Der Hahn will kein Brathähnchen sein. Das Motiv warne vor der Stromschlaggefahr. 15 000 Volt führen die Oberleitungen, wer sich über Brückengeländer hänge oder auf Bahnstrommasten oder Waggons klettere, spiele mit dem Tod. Moors: „Der Strom kann auch in 1,5 Metern Entfernung noch mit einem Lichtbogen auf Personen – ohne Berührung der Leitung – überspringen.“ Die Verletzungen seien oft tödlich. Wer es überlebe, sei lebenslang gezeichnet. Rettungskräfte könnten erst helfen, wenn die Oberleitung geerdet ist. Das könne eine halbe Stunde und mehr dauern.

Die Katze lasse sich nicht verleiten, einen geschlossenen Bahnübergang zu überschreiten. Nicht nur Kinder vergleichen die Gefahren des Bahnbetriebs mit Gefahren des Straßenverkehrs. Dabei seien Züge innerorts deutlich schneller unterwegs, der Bremsweg länger. Moors erinnert in diesem Zusammenhang an die Jugendliche, die im Oktober 2018 in Stade-Hahle am Bahnübergang Brunnenweg starb.

Der Hund weist gleichermaßen auf verbotene Abkürzungen über Gleise hin, denn Züge können nicht ausweichen und haben Bremswege von bis zu 1000 Metern. Trotzdem stellt man in Ortschaften Trampelpfade von „wilden Bahnübergängen“ fest. Und selbst der Esel wisse, dass man auf dem Bahnsteig hinter der weißen Linie bleibt. Bei Missachtung der weißen Sicherheitslinie besteht die Gefahr, dass Personen und Gegenstände wie Koffer, Taschen oder Kinderwagen vom Sog mitgerissen werden.

Die Bundespolizei sieht Eltern und Lehrer in der Pflicht, für Aufklärung zu sorgen: An den Bahnhöfen im Kreis Stade komme es oft zu Drängeleien unter den Fahrschülern, berichten Lokführer. Damit nicht genug. Stader Jugendliche sprangen wiederholt sogar auf Trittbretter von Loks und fuhren wie S-Bahn-Surfer mit. Moors appelliert auch an die Eltern, ihre Kinder davor abzuhalten Steine oder Münzen auf Schienen zu legen. Loks seien 90 Tonnen schwer, Splitter könnten mehrere 100 Meter weiter fliegen.

Präventionsbeauftragter Detlef Moors bietet an, in Schulen und Kindergärten zu gehen. Kontakt unter: 0 41 31 / 87 22 41 09.

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