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Fußball

Altes Klischee? – DFB-Frauen werben für Staubsauger und Thermomix

Nationalspielerin Alexandra Popp im Trainingslager. Foto: Michael Memmler/Eibner Pressefoto/dpa

Nationalspielerin Alexandra Popp im Trainingslager. Foto: Michael Memmler/Eibner Pressefoto/dpa

Ein Unternehmen, das für seine Haushaltsgeräte bekannt ist, wird neuer Sponsor des deutschen Fußball-Nationalteams der Frauen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...

Montag, 20.02.2023, 14:02 Uhr

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Von Ulrike John

Ein Unternehmen, das für seine Staubsauger und seine Küchenmaschine Thermomix bekannt ist, wird Sponsor des deutschen Fußball-Nationalteams der Frauen. Dies gab der DFB am Montag bekannt. Das Wuppertaler Familienunternehmen Vorwerk sei neuer Exklusiv-Partner und werde die Vize-Europameisterinnen „sichtbar aktivieren und kommunikativ begleiten“.

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sieht das Ganze „überhaupt nicht als Klischee-Nummer“. Die 55-Jährige konterte in Duisburg eine entsprechende Frage schmunzelnd: „Wir haben spaßeshalber gesagt: Wir Frauen freuen uns auf Hightechgeräte, weil uns die Männer ja nicht so oft im Haushalt unterstützen. Also haben wir alle Klischees erfüllt.“

Grundsätzlich sei es „ganz toll, dass wir jetzt Sponsoren haben, die sich mit der Frauen-Nationalmannschaft identifizieren, sie entwickeln und unterstützen wollen“. Das gehe weit über Sponsoring hinaus, erklärte Voss-Tecklenburg. Vorwerk sei eine Weltmarke, und es gelte auch darüber nachzudenken, „dass solche Partner eventuell Ausbildungsstellen für unsere jungen Nachwuchs-Nationalspielerinnen oder überhaupt für unsere jungen Talente zur Verfügung stellen“.

„Vorwerk begibt sich in ihrer langen Historie das erste Mal in ein Sponsoring einer Nationalmannschaft und macht damit einen neuen innovativen Schritt. Dass dies gemeinsam mit unserer Frauen-Nationalmannschaft geschieht, ehrt uns und bestätigt die tolle Leistung des Teams auf und neben dem Platz“, sagte DFB-Marketing-Chef Holger Blask in der DFB-Mitteilung.

DFB-Frauen ohne Lohmann, aber mit Kanzler Scholz

Ohne Sydney Lohmann vom FC Bayern München bestreiten die deutschen Fußballerinnen ihr Länderspiel gegen Schweden an diesem Dienstag (18.15 Uhr/ZDF) in Duisburg. Für eine andere DFB-Spielerin hingegen wird es heute Abend ein besonderes Spiel werden. Die 22 Jahre alte Mittelfeldspielerin fällt aufgrund von muskulären Problemen aus, wie der DFB am Montag mitteilte. Lohmann sei nach dem Trainingslager in Marbella abgereist.

Für den ersten Härtetest im WM-Jahr hat sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als Zuschauer angesagt. Die Vize-Europameisterinnen treffen bei der Weltmeisterschaft im Sommer in Australien und Neuseeland in der Gruppe H auf Marokko, Kolumbien und Südkorea.

Popps Jubiläum und Rückkehr

Alexandra Popp soll am Dienstag ihr 125. Länderspiel bestreiten. Gegen Schweden wird das WM-Jahr eingeläutet - ausgerechnet in Duisburg. Auch für die Bundestrainerin ist das Spiel etwas Besonderes.

Beim Gedanken an Duisburg werden Alexandra Popp und Martina Voss-Tecklenburg ganz nostalgisch. In ihrer alten Heimat bestreiten die DFB-Kapitänin und die Bundestrainerin mit den deutschen Fußballerinnen das erste Länderspiel des WM-Jahres - gegen die Dauerrivalinnen aus Schweden und vor den Augen von Bundeskanzler Olaf Scholz. Und damit nicht genug: Die 31 Jahre alte Popp steht vor ihrer 125. Partie im DFB-Dress. 

"Das ist der Karnevalsdienstag. Von daher sollen die doch alle vom Rosenmontagszug durchmachen und dann gleich ins Stadion kommen" - mit diesen Worten warb die gebürtige Duisburgerin Voss-Tecklenburg für die Begegnung zwischen den Zweiten und Dritten der FIFA-Weltrangliste. Die heute 55-Jährige bestritt einst als Aktive 125 Länderspiele, bevor sie 2008 bei ihrem langjährigen Club FCR 2001 Duisburg ins Trainergeschäft einstieg. Eine ihrer Spielerinnen hieß damals: Alexandra Popp.  

Debüt 2010 in Duisburg

Das Duo gewann mit Duisburg zweimal den DFB-Pokal und 2009 den UEFA-Cup. "Für mich ist es etwas ganz Besonderes. Meine komplette Familie wird da sein, meine Eltern werden kommen und ganz viele Fußball-Begeisterte", berichtete Voss-Tecklenburg. 

Ohne Sydney Lohmann vom FC Bayern München bestreiten die deutschen Fußballerinnen ihr Länderspiel gegen Schweden. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Ohne Sydney Lohmann vom FC Bayern München bestreiten die deutschen Fußballerinnen ihr Länderspiel gegen Schweden. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Popp gab ihr Debüt in der DFB-Auswahl als 18-Jährige 2010 beim 3:0 gegen Nordkorea - in Duisburg. "Ich komme sehr gerne zurück", sagte der EM-Star des VfL Wolfsburg. "Dort hat alles begonnen. Ich bin in Duisburg zur Nationalspielerin gewachsen und habe dort mein erstes Länderspiel bestritten. Mehr Duisburg geht ja fast schon nicht."

Auch Popp wird am Dienstag viele alte Bekannte und vor allem Freunde und Verwandte im Publikum haben. "Es war eine besondere Zeit, sehr speziell - noch als Außenverteidigerin", sagte die in Witten geborene Olympiasiegerin von 2016 und scherzte: "Hoffentlich spiele ich da jetzt nicht - es war ja die gleiche Trainerin."

Voss-Tecklenburg rechnet auch bei der WM vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland fest mit Popp im Angriff. Ihre Topstürmerin hatte kürzlich noch einmal beteuert, dass sie das Turnier auf dem Plan hat: "Wenn alles gut geht, dann spiele ich die WM." Zuvor hatte es von ihr eine eher zögerliche Aussage gegeben.

 Bundestrainerin erwartet "Spiel auf Augenhöhe"

Schweden ist für die Vize-Europameisterinnen jedenfalls ein wichtiger Test mit Blick auf die WM, wo die DFB-Frauen in der Vorrunde auf Marokko, Kolumbien und Südkorea treffen. "Wir wollen weiter daran anknüpfen, an diesen Flow, diesen Hype. Und auch unsere eigene Stärke auf dem Platz weiterentwickeln", sagte Popp im Rückblick auf das so erfolgreiche 2022. 

Die deutsche Nationalspielerin Alexandra Popp bei ihrem Debüt in Aktion. Beim Gedanken an Duisburg werden Alexandra Popp und Martina Voss-Tecklenburg ganz nostalgisch. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Die deutsche Nationalspielerin Alexandra Popp bei ihrem Debüt in Aktion. Beim Gedanken an Duisburg werden Alexandra Popp und Martina Voss-Tecklenburg ganz nostalgisch. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Voss-Tecklenburg und ihr Team waren am Sonntag von einem Kurztrainingslager aus Marbella zurückgekehrt. "Wir haben die Zeit optimal genutzt", sagte die Bundestrainerin. "Wir freuen uns auf hoffentlich eine großartige Kulisse. Ich kann nur noch mal auffordern: Wir wollen gerne die 20.000-Marke knacken." Es werde ein Spiel "absolut auf Augenhöhe".

Mit Schweden verbinden Popp, Voss-Tecklenburg und andere auch den bisher letzten großen internationalen Rückschlag: Bei der WM 2019 scheiterte die DFB-Auswahl im Viertelfinale an den Skandinavierinnen. Aber für Duisburg haben nicht nur die Trainerin und Popp ein gutes Gefühl: Auch Abwehrchefin Marina Hegering vom VfL Wolfsburg begann ihre Karriere in Duisburg, Bayern-Stürmerin Lea Schüller wie so manche andere Nationalspielerin nebenan bei der SGS Essen. "Ganz viele sind im Westen groß geworden", betonte Voss-Tecklenburg, deren Verbundenheit zu Duisburg "nie" abreißen werde. (dpa)

Alexandra Popp soll am Dienstag ihr 125. Länderspiel bestreiten. Foto: dpa

Alexandra Popp soll am Dienstag ihr 125. Länderspiel bestreiten. Foto: dpa

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