TGewaltserie: Psychisch Kranker bleibt freiwillig in stationärer Behandlung
Das Buxtehuder Stadthaus: Hier hat der psychisch Kranke wiederholt Mitarbeiter attackiert. Foto: Wisser
Am Mittwoch endet die Zwangseinweisung des Mannes, der in Buxtehude, Horneburg und Stade Menschen brutal angegriffen hat. So bereiten sich die Verwaltungen auf eine mögliche Rückkehr vor.
Buxtehude. Im Landkreis Stade attackierte ein Mann wiederholt Verwaltungsmitarbeiter in Buxtehude und Horneburg - trotz eines Hausverbots. Einem Apotheker in Horneburg brach der 36-Jährige sogar die Augenhöhle.
Zu weiteren Gewalttaten kam es bei der Agentur für Arbeit in Stade und offenbar in öffentlichen Unterkünften. Im Stadthaus in Buxtehude soll es auch zu einer sexuellen Belästigung gekommen sein. Der Flüchtling aus dem Sudan (36) gilt als obdachlos. Das TAGEBLATT berichtete mehrfach über den Fall.
Als Folge der Gewaltserie waren das Rathaus in Horneburg und das Stadthaus in Buxtehude zeitweise geschlossen worden. Öffentlich wurde die Gewaltserie erst, als es vier Polizisten brauchte, um das Hausverbot am 27. August gegen den Flüchtling im Buxtehuder Stadthaus durchzusetzen.
Mann will freiwillig in der Psychiatrie bleiben
Inzwischen ist der Mann seit vier Wochen in der Psychiatrie am Elbe Klinikum in Stade untergebracht. Die Zwangseinweisung auf Antrag der Kreisverwaltung und auf Empfehlung der Mediziner endet am Mittwoch. Nach TAGEBLATT-Informationen, die von mehreren Personen bestätigt worden sind, will der offenbar psychisch kranke Mann freiwillig in der geschlossenen Einrichtung bleiben. Das würde aber auch bedeuten, dass die Unterbringung jederzeit enden kann.

Tatort Horneburger Rathaus: Hier griff der psychisch kranke Mann zwei Mitarbeiter an. Foto: Buchmann
Die gesetzlichen Hürden, jemanden gegen seinen Willen in psychiatrischen Einrichtungen unterzubringen, sind hoch. Im Rahmen der Gefahrenabwehr kann der Landkreis Stade dies beantragen. Eine Einweisung gegen den Willen des Patienten ist nur dann möglich, wenn eine akute und erhebliche Gefahr für sich selbst oder andere besteht und es keine anderen Möglichkeiten gibt, den Erkrankten oder seine Umgebung durch weniger drastische Maßnahmen zu schützen. Geregelt ist das im Gesetz für psychisch Kranke (PsychKG).
So bereiten sich Horneburg und Buxtehude vor
Im Rathaus in Horneburg und im Stadthaus in Buxtehude wird die aktuelle Situation beobachtet. Sollte es Signale geben, dass der Mann die Psychiatrie verlässt, gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. Das Stadthaus soll auf jeden Fall geöffnet bleiben. Dort gibt es einen Sicherheitsdienst. Außerdem sind Arbeitsbereiche umorganisiert worden.
Im Rathaus in Horneburg gibt es durchaus noch die Überlegungen, die Türen wieder abzuschließen. „Das werden wir aufgrund der uns dann vorliegenden Informationen entscheiden, wenn es so weit ist“, sagt Horneburgs Bürgermeister Knut Willenbockel. Er werde dies auch gemeinsam mit seinen betroffenen Mitarbeitern tun, so der Rathauschef. Dort hatten sich regelrechte Verfolgungsszenen abgespielt.
Fraktionsübergreifender Appell an das Land
Der Geflüchtete lebte zehn Jahre lang in Horneburg in verschiedenen Unterkünften. Seit fünf Jahren kommt es immer wieder zu Polizeieinsätzen im Zusammenhang mit seiner Person. Das Aufenthaltsrecht des Mannes leitet sich aus dem subsidiären Schutzstatus für Flüchtlinge ab. Im Sudan herrschen Bürgerkrieg und Hungersnot.
Wir als Kommunalpolitik erleben in dieser Situation ein starkes Gefühl der Machtlosigkeit.
Horneburger Appell
„Wir als Kommunalpolitik erleben in dieser Situation ein starkes Gefühl der Machtlosigkeit“, heißt es in einem Schreiben der Samtgemeinde Horneburg nach den Vorfällen. Unterschrieben ist es von Willenbockel und allen Ratsfraktionen und als Hilferuf an die Landesregierung gerichtet. Empfänger waren auch die Landtagsabgeordneten aus der Region. Es entstehe der Eindruck, dass erst ein noch schwerwiegenderer Schaden eintreten müsse, bevor weitergehende Maßnahmen möglich seien, so der Appell.
Bedrohungslage
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„Dies können und dürfen wir nicht abwarten“, heißt es in dem Schreiben. Die Gemeinde sei geprägt von einem respektvollen und solidarischen Miteinander. Zugleich seien die aktuellen Vorfälle geeignet, Ängste zu schüren, gesellschaftliche Spannungen zu verstärken und das Vertrauen in staatliches Handeln zu untergraben.

Im Stadthaus Buxtehude soll es zu einer sexuellen Belästigung gekommen sein. Foto: Wisser
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