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THamburg und Stade: Was die große und die kleine Hansestadt verbindet

Beim Netzwerktreffen in Stade treffen sich alte Bekannte: Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard und Stades SPD-Vorsitzender Kai Koeser sind zusammen auch schon in Chicago U-Bahn gefahren.

Beim Netzwerktreffen in Stade treffen sich alte Bekannte: Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard und Stades SPD-Vorsitzender Kai Koeser sind zusammen auch schon in Chicago U-Bahn gefahren. Foto: Richter

Airbus, Elbe, Verkehr, Tourismus: Hamburg und Stade verbindet vieles. Darin liegen Chancen, findet die SPD und hatte deshalb zum Netzwerkabend mit Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard eingeladen.

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Von Anping Richter
Freitag, 31.10.2025, 06:00 Uhr

Stade. Sie hatte es nicht weit: Ihre Fahrerin konnte sich den Elbtunnel sparen, denn die 48-jährige Melanie Leonhard ist in Harburg aufgewachsen und wohnt dort bis heute. Privat nimmt sie zur Arbeit eher die S-Bahn: „Unter 30 Minuten. Das ist herausragend.“ Weil sie tatsächlich öfter fährt, fügte sie wissend hinzu: „Jedenfalls, wenn alles gut läuft.“

Stades SPD-Vorsitzender Kai Koeser und Leonhard kennen sich übrigens aus alten Zeiten. Als sie noch Sozialsenatorin war und Koeser in Hamburg im sozialen Bereich arbeitete, hatte er beruflich öfter mit ihr zu tun. Heute ist Koeser auch Bürgermeisterkandidat der Stader SPD, die zum Netzwerkabend mit der Wirtschaftssenatorin ins Deluxxe am Fischmarkt eingeladen hatte.

Lockere Atmosphäre und direkter Austausch: Melanie Leonhard beantwortet Fragen der Gäste im Deluxxe.

Lockere Atmosphäre und direkter Austausch: Melanie Leonhard beantwortet Fragen der Gäste im Deluxxe. Foto: Richter

20 Stader, darunter einige Wirtschaftsvertreter, waren dabei und konnten vom Cocktailsessel aus mit Melanie Leonhard ins Gespräch kommen und ihre Fragen stellen. Einige heiße Themen brachte die Senatorin gleich zu Beginn unaufgefordert zur Sprache. Zum Beispiel die A26-Ost.

„Da müssen wir Hausaufgaben machen“, sagt Leonhard. Wie berichtet kann die Verlängerung der hiesigen A26 bis zur A1 vorerst nicht gebaut werden, weil das Bundesverwaltungsgericht eine neue Abwägung fordert, die Klimaschutzbelange stärker berücksichtigt.

„Die Gesetze, die dazu geführt haben, gab es noch nicht, als die Pläne gemacht wurden“, erklärt Leonhard. Die Geschichte der A26 sei ein Paradebeispiel dafür, dass es dringend eine Entbürokratisierung brauche: „Weil wir sonst 30 Jahre lang immer wieder von vorne anfangen.“

Die Folgen des Hamburger Klima-Entscheids

Und der Klima-Entscheid? „Welche Auswirkungen wird er auf Wirtschaft, Verkehrsinfrastruktur und Wohnungsbau haben, sehen Sie da eher Risiko oder Chance?“, wollte Michael Senf, Vorstand der Sparkasse Stade-Altes Land, von der Wirtschaftssenatorin wissen. Das sei ein „Riesen-Spannungsfeld“, räumte sie ein.

Schon jetzt stehe die Industrie unter starkem Transformationsdruck. Wie sich das auf die Investitionsbereitschaft von Industrieunternehmen auswirkt, werde sich zeigen. „Andere EU-Länder reiben sich schon die Hände“, gab Stades Stadtwerke-Geschäftsführer Christoph Born zu bedenken. „Wir haben in Deutschland einen vergleichsweise stabilen Rechtsrahmen und gute Standortfaktoren wie Hafennähe und Zollstabilität. Ich bin zuversichtlich“, entgegnete Leonhard.

Hoffnungen setzt die Senatorin auf den geplanten Wasserstoff-Importhafen. Ein Groß-Elektolyseur auf dem Gelände des inzwischen abgerissenen Kohlekraftwerks Moorburg ist im Bau. Die größte Chance der Dekarbonisierung sei aber der Ausbau von Fernwärme aus Industrie-Abwärme. Mit Aurubis hat die Stadt Hamburg dazu schon einen Vertrag geschlossen, mit anderen Industrieunternehmen gehe es in die gleiche Richtung.

„Da sind wir hier schon weit“, konstatierte Kai Koeser. Stades kommunale Wärmeplanung ist fertig. Leonhard lobte das und vieles mehr: Stades Hafen mit der Industrie sei sehr relevant für den Hamburger Wirtschaftsraum, Airbus Stade für den weltweit drittgrößten Luftfahrtstandort Hamburg unverzichtbar. Außerdem habe Stade bei der Kinderbetreuung aufgeholt. Davon profitiere auch Hamburg, denn viele Fachkräfte, die dort arbeiten, wollen im Umland wohnen.

Die große Chance Olympischer Spiele

Und wie geht Hamburg mit fehlendem Wohnraum um? Der „Hamburg-Standard“ soll helfen: Die Stadt habe mit 200 Maßnahmen einen Werkzeugkasten entwickelt, der die Baukosten von 22 Euro pro Quadratmeter auf 13 Euro pro Quadratmeter senken soll. Manches wurde, wenn nötig, gesetzlich auf den Weg gebracht, anderes überdacht - wie zum Beispiel die Geschossdecken-Dicke: „Wir wollen zu einem guten, ordentlichen, aber bezahlbaren Wohnungsbau kommen“, so Leonhard. Pilotprojekte laufen.

Last not least ging es um etwas, das viele begeistert, in Hamburg aber schon einmal scheiterte: die Olympia-Bewerbung. Hamburg will einen neuen Anlauf wagen - für 2036, 2040 oder 2044. Leonhard hält das gerade in Zeiten von Krisen und gesellschaftlicher Spaltung für eine große Chance - auch für Stade: „Die Welt zu Gast bei uns - das kann uns stärker als alles vereinen.“

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