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Hamburg

Mehr als 60 Patienten werden nach Glatteisunfällen im UKE behandelt

In einer Turnhalle auf St. Pauli wird ein Anlauf- und Behandlungszentrum für Verletzungen durch das heutige Glatteis aufgebaut. Wegen des Glatteises in Hamburg hat es am Montagvormittag mehr als 200 Straßenunfälle und Stürze auf den spiegelglatten Flächen gegeben. Foto: Bodo Marks/dpa

In einer Turnhalle auf St. Pauli wird ein Anlauf- und Behandlungszentrum für Verletzungen durch das heutige Glatteis aufgebaut. Wegen des Glatteises in Hamburg hat es am Montagvormittag mehr als 200 Straßenunfälle und Stürze auf den spiegelglatten Flächen gegeben. Foto: Bodo Marks/dpa

Eisregen verwandelt Straßen und Wege in Deutschland in spiegelglatte Rutschbahnen. In den Hamburger Kliniken haben Chirurgen gut zu tun.

Montag, 19.12.2022, 18:30 Uhr

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Polizei, Feuerwehr und Krankenhäuser in Hamburg hatten am Montag wegen des Blitzeises am Vormittag alle Hände voll zu tun. Im UKE habe es bereits mehr als 60 unfallchirurgische Patienten und Patientinnen nach Glatteisunfällen gegeben, teilte eine Sprecherin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) am Montagnachmittag in Hamburg mit. Dabei seien die meisten Frauen und Männer zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, als sie auf den glatten Straßen und Wegen stürzten. Die meisten waren aufgrund von Prellungen, Knochenbrüchen oder Kopfplatzwunden behandelt worden.

"Wir rechnen über den Tag mit weiteren verunfallten Patient:innen, die sowohl durch Krankentransporte in die Zentrale Notaufnahme des UKE kommen als auch selbstständig nach einem Sturz, wenn sie später realisieren, dass sie eine doch ernsthaftere Verletzung haben als vorerst gedacht", sagte die Sprecherin weiter.

Warnung vor Glatteis

Feuerwehr, Polizei und Wetterdienst hatten schon am Wochenende davor gewarnt, dass es am Montagvormittag aufgrund des Regens auf den gefrorenen Boden zu plötzlich spiegelglatten Straßen und Wegen kommen kann. Auch am Montag baten sie die Menschen erneut darum, wegen der extremen Glätte ihre Häuser und Wohnungen nicht zu verlassen, wenn es nicht dringend nötig ist. Die Einsatzkräfte waren wegen des Blitzeises im Dauereinsatz, es wurde sogar eine zentrale ärztliche Sichtungsstelle für chirurgische Notfälle in einer Turnhalle eingerichtet.

UKE-Klinikdirektor Stefan Kluge twitterte dazu am Montagmittag: "Dadurch bedingt sehr viele Patienten mit Sturzverletzungen in der Notaufnahme. Die Herausforderungen in Rettungsdienst und Krankenhaus werden nicht weniger…".

Spiegelglatte Gehwege und Straßen in Hamburg: Über 200 Unfälle

Wegen des Glatteises in Hamburg ist die Feuerwehr in Hamburg zu sehr vielen Einsätzen ausgerückt. Es gebe ein extrem hohes Einsatzaufkommen, teilte die Feuerwehr am Montag in Hamburg mit. Seit 8 Uhr gebe es im gesamten Stadtgebiet Glatteis.

"Der seit den frühen Morgenstunden einsetzende Regen hat auf dem gefrorenen Boden zu einer gefährlichen Eisschicht geführt. Diese Eisschicht hat bis 10.15 Uhr bereits zu über 200 Straßenunfällen und Stürzen auf den spiegelglatten Flächen geführt. Alle unsere Rettungswagen sind im Dauereinsatz." Die Feuerwehr habe deshalb zusätzliche Rettungswagen in den Dienst genommen.

Auch die Hilfsorganisationen und ein privater Rettungsdienstleister hätten zusätzliche Rettungswagen für die Notfallrettung zur Verfügung gestellt. Zudem sei an der Budapester Straße eine Turnhalle als zentrale ärztliche Sichtungsstelle für chirurgische Notfälle eingerichtet worden.

Die Feuerwehr und die Polizei baten in dem Zusammenhang dringend alle Hamburgerinnen und Hamburger, ihre Wohnungen und Häuser zunächst nicht zu verlassen und unnötige Wege im Freien zu vermeiden: "Unsere dringende Bitte: Bleiben Sie drinnen und wählen Sie den Notruf 112 nur bei lebensbedrohlichen Erkrankungen oder Verletzungen", hieß es.

Riskante Glätte: Deutschland rutscht in die Weihnachtswoche

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sprach zeitweise eine Unwetterwarnung für Teile aller Bundesländer aus. Am Montagmittag galt eine Unwetterwarnung noch für alle östlichen Bundesländer sowie Hamburg und Schleswig-Holstein. Stellenweise könnten Straßen und Schienen unpassierbar sein. Aufziehender Regen führe auf gefrorenen Böden zu akuter Glatteisgefahr. In vielen Schulen fiel der Unterricht vorsichtshalber aus, Parks, Zoos und Weihnachtsmärkte blieben geschlossen, es gab Hunderte Autounfälle.

Der DWD riet, den Aufenthalt im Freien weitestgehend zu vermeiden. Wer am Montag doch mit dem Auto unterwegs sein müsse, sollte seine Fahrweise im Straßenverkehr anpassen. Zudem legte der DWD Autofahrern nahe, vollzutanken und Decken sowie warme Getränke mitzunehmen.

Auf der A27 bei Walsrode (Niedersachsen) kam gegen 3.30 Uhr nachts ein 25-Jähriger ums Leben. Sein Auto kam wegen Glätte von der Fahrbahn ab, durchbrach die Leitplanke und prallte gegen einen Baum. In der Region Hannover, im Landkreis Peine und in der Stadt Bremen gab es im Berufsverkehr zahlreiche Glätte-Unfälle. In Sachsen-Anhalt rutschten in Gerbstedt zwei Autos gegen eine Hauswand, in Eisleben ein Bus der Verkehrsbetriebe in ein Auto.

Bei einem Busunfall auf glatter Straße in Dreieich bei Offenbach nahe Frankfurt wurden 16 Menschen verletzt. Der Linienbus kam am Montagmorgen wegen Glatteis von der Fahrbahn ab und fuhr gegen einen Baum. Busfahrer und 15 Fahrgäste zwischen 15 und 50 Jahren erlitten leichte Blessuren und Prellungen.

Im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes wurde der Busverkehr zum Teil komplett eingestellt. In Frankfurt seien alle Buslinien sowie U- und Straßenbahnen betroffen, teilte die Verkehrsgesellschaft VGF mit. An Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt kamen die Abläufe aus dem Takt. Von den für Montag geplanten insgesamt rund 1100 Starts und Landungen wurden nach Angaben einer Flughafensprecherin bis zum Mittag etwa 190 annulliert.

Züge fahren mit reduzierter Geschwindigkeit

Die Deutsche Bahn senkte vorübergehend wegen Eisregens und Eisbildung die Höchstgeschwindigkeit ihrer Züge ab. Die Harzer Schmalspurbahnen stellten aufgrund der stürmischen Witterung den Zugverkehr zwischen Schierke und dem Brocken für den gesamten Montag ein. In München sprang eine Tram aufgrund der Witterungsverhältnisse aus den Gleisen. Auch mit Hilfe von Muskelkraft setzten Feuerwehrleute die Tram wieder auf die Schienen.

In Thüringen sagte eine Sprecherin des Lagezentrums, es gebe über das ganze Land verteilt ein hohes Unfallaufkommen. In Bayern war es vor allem in Franken glatt: In Nürnberg rutschten laut Polizei etliche Fußgänger aus. In Berlin häuften sich laut Feuerwehr am Montagnachmittag die Meldungen, dass Menschen gestürzt seien.

In mehreren Landkreisen und Städten Niedersachsens, darunter der Kreis Stade, und auch in Bremen fiel der Präsenzunterricht an Schulen aus. In Osnabrück und im Landkreis Wolfenbüttel blieben Müllabfuhren am Morgen im Hof.

Auch im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen führten Glatteis und Unwetter in der Nacht zu Unfällen. In Meinerzhagen (Märkischer Kreis) wurde der Fahrer eines Streuwagens leicht verletzt, als dieser umkippte. In Kierspe, ebenfalls im Märkischen Kreis, rutschte ein Autofahrer beim Aussteigen aus, nachdem er mit seinem Wagen gegen eine Mülltonne geprallt war. In NRW entspannte sich die Lage aber schon ab 5.00 Uhr zum Beispiel im Ruhrgebiet wieder, so dass viele Pendler vom Glatteis nichts mitbekamen. (dpa)

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