Nach Randale bei St. Pauli: Rostock soll Kosten für Schäden tragen

Ein Rostock-Fan wirft ein Keramik-Teil einer zerstörten Toilette auf Ordner. Foto: Marcus Brandt/dpa
Böller, Brandstiftung und beschädigte Waschräume: Jetzt will der FC St. Pauli will die Kosten für die Zerstörungswut der Fans im Gästebereich bei der Partie gegen Hansa Rostock dem Ostsee-Club in Rechnung stellen.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
(Update: 27. Februar, 16.33 Uhr)
"Im Bereich des Gästeblocks zerstörten Hansa-Anhänger Waschbecken in Sanitäranlagen, rissen Elektronik aus der Deckenverkleidung und versuchten Feuer zu legen", teilte der Kiez-Club am Montag mit. Dabei sei ein Sachschaden in mittlerer fünfstelliger Größenordnung entstanden.
{element1}
Der Club berichtete zudem von mehreren "homofeindlichen und auch rechtsradikalen" Aufklebern bei der Begehung des Gästebereichs, die entdeckt und entfernt worden seien. Außerdem hätten Hansa-Anhänger im Gästeblock eine Regenbogenfahne verbrannt. Die Hamburger hatten die Partie am Sonntag 1:0 (1:0) gewonnen.
Wegen des Zündens von Pyrotechnik und des Werfens von Böllern im und aus dem Fanblock der Gäste aus Rostock wurde das Spiel nach der Pause mit zehn Minuten Verspätung angepfiffen. Einer der Ordner war von einem Keramikteil eines zerstörten Waschbeckens getroffen worden und wurde ins Krankenhaus gebracht. Ein St.-Pauli-Fan wurde durch den Beschuss mit einem Böller verletzt.
{element2}
Sowohl St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich als auch Hansas Vorstandschef Robert Marien sahen in der Randale einiger Rostocker Anhänger auf den Rängen eine Grenze überschritten.
Pauli-Chef zieht Punktabzug in Betracht
Nach den erschreckenden Bildern aus dem Millerntorstadion beim Zweitliga-Nordduell des FC St. Pauli gegen Hansa Rostock waren sich die Chefs der beiden Clubs einig. Sowohl St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich als auch Hansas Vorstandschef Robert Marien sahen in der Randale einiger Rostocker Anhänger auf den Rängen eine Grenze überschritten. Bei den Vorfällen war mindestens ein Ordner und ein Heimfan verletzt worden. Insgesamt waren etwa 3000 Hansa-Anhänger am Sonntag nach Hamburg gekommen.
Göttlich zog als Konsequenz härtere Sanktionen für von Fan-Fehlverhalten betroffene Vereine in Betracht. In vielen Stadien sei es in den letzten Monaten sehr viel schlimmer geworden, sagte der 47-Jährige am Sonntagabend im "Sportclub" im NDR-Fernsehen. "Der finanzielle Schaden reicht nicht mehr aus. Das merkt man, dass es dort nicht als Grenze funktioniert. Vielleicht ist es der unmittelbare Punktabzug, über den man intern mal diskutieren muss, wenn Grenzen überschritten sind", meinte er.
Reicht die Geldstrafe nicht mehr aus?
Marien war spürbar verärgert über die Geschehnisse. "Wir haben massiv Strafen angesammelt. Da muss man drüber diskutieren. Ich möchte heute aber nicht das Finanzielle in den Mittelpunkt stellen, weil heute Gewalt im Spiel war, in einer Form, in der eine rote Linie weit überschritten wurde", sagte er am Sonntag.
"Wir müssen uns in der DFL darüber unterhalten, wie wir solchen Übertritten in irgendeiner Weise begegnen können", meinte Göttlich, der auch Mitglied im Präsidium der Deutschen Fußball Liga ist. "Wir stellen fest - und das ist nicht beim FC St. Pauli oder Hansa Rostock alleine so, sondern auch bei sehr vielen Vereinen -, man bekommt eine gewisse Klientel in keinster Weise mehr in die Verantwortung." In vielen Stadien sei es in den letzten Monaten sehr viel schlimmer geworden, sagte der Chef des Kiezclubs.
Rostock-Fans zerlegen Waschraum und zünden Böller
Die Befürchtungen vor dem als Hochrisikospiel eingestuften Nordduell hatten sich zumindest nach der Halbzeitpause bestätigt. Wegen des Zündens von Pyrotechnik und des Werfens von Böllern im und aus dem Fanblock der Gäste aus Rostock wurde das Spiel nach der Pause mit zehn Minuten Verspätung angepfiffen.
"Dafür können wir uns nur entschuldigen und ihm alles Gute wünschen", sagte Marien, dem zum Zeitpunkt seiner Aussage nur der verletzte Ordner bekannt war. Er könne sich nicht für 50 Leute schämen. "Das sind einfach nur Vollidioten. Von denen distanziere ich mich, die haben mit Hansa Rostock nichts zu tun", betonte er.

FC St. Pauli - Hansa Rostock, im Millerntor-Stadion. Andreas Bornemann (l), Geschäftsleiter Sport FC St. Pauli, und St. Paulis Präsident Oke Göttlich stehen vor Spielbeginn am Spielfeldrand. Foto: Marcus Brandt/dpa
Marien will dennoch weiter das Gespräch mit den aktiven Fangruppen suchen. "Es kommt immer auf das Miteinander und den Dialog an. Bei der Gewalt waren wir uns in den Fangruppen immer einig, dass die roten Linien, die wir definiert haben, auch eingehalten werden", sagte er. "Das Zweite ist, dass man sich über die finanziellen Schäden austauscht." Der Verein wurde - wie andere Clubs auch - in der Vergangenheit wiederholt vom DFB-Sportgericht für Fehlverhalten der Fans zur Kasse gebeten.

Ein Rostock-Fan wirft ein Keramik-Teil einer zerstörten Toilette auf Ordner. Foto: Marcus Brandt/dpa

Hansa Rostocks Vorstandsvorsitzender Robert Marien kündigt den Einstieg des Vereins in den Frauen- und Mädchenfußball an. Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa