TRestaurant Nila: Wie die afghanische Küche nach Buxtehude kommt

Fazel und Mariam Nejati betreiben das Restaurant Nila am Fleth. Foto: Scholz
Fazel und Mariam Nejati wollen zeigen, dass Afghanistan mehr ist als Krieg und Krisen. Wie das mit ihrem Restaurant am Buxtehuder Fleth gelingen soll.
Buxtehude. Mit neun Jahren wusste Nila genau, was sie wollte. „Papa, wenn dein Restaurant meinen Namen trägt, möchte ich einen Vertrag“, sagte sie. Die Bedingung: ein Anteil am Gewinn - bis zu ihrem 18. Geburtstag. Den Deal besiegelten sie handschriftlich. Fazel Nejati lächelt, wenn er davon erzählt.

Tochter Nila hat die Blütenwand gestaltet. Foto: Scholz
Heute, fünf Jahre später, zieren im hinteren Teil des Lokals in der Buxtehuder Altstadt rosafarbene und weiße Kunststoffblüten eine Wand - gestaltet von Nila selbst. An den anderen Wänden hängen Teppiche. Die Familie Nejati hat aus dem Altbau am Westfleth einen Ort gemacht, der mehr ist als ein Restaurant.
Vor etwas mehr als einem Jahr eröffnete die Familie ihr zweites Restaurant. „Wir hatten viele Gäste aus Buxtehude in unserem Restaurant in Buchholz, und die sagten immer wieder: Macht doch auch hier eins auf“, erzählt Fazel Nejati. Die Idee ließ ihn nicht mehr los.

Schon als Kind stand Fazel Nejati mit seiner Mutter in der Küche. Foto: Scholz
Er und seine Frau Mariam verliebten sich schnell in den Laden am Westfleth 21. Ganz ohne Werbung legten sie los - und es läuft gut. Am Wochenende sind die 65 Plätze ausgebucht, es gibt viele Stammkunden.
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„Ich bin dankbar, dass wir den Laden vollkriegen“, sagt Fazel Nejati. Bald wird ein weiterer Raum für geschlossene Gesellschaften fertig sein, sodass sie dann Platz für über 100 Gäste haben. „Aber es gibt immer noch Leute, die überrascht sind, dass wir schon seit einem Jahr hier sind“, sagt er. „Es läuft gut, aber es kann besser laufen.“
„Gastronomie muss von Herzen kommen“
Fazel und Mariam Nejati kommen beide aus Kabul und kennen sich seit der fünften Klasse. Ende der Neunzigerjahre floh Fazel mit seiner Familie nach Deutschland. Sein Vater, damals Generaldirektor der Handelskammer, war in Gefahr. Nach Stationen in der Selbstständigkeit, unter anderem mit einer Bäckerei, eröffneten die beiden 2019 ihr erstes afghanisches Restaurant in Buchholz (Landkreis Harburg).

Auf der Speisekarte sind viele Gerichte aus der Kindheit von Fazel Nejati, hier Mantu. Foto: Scholz
„Gastronomie muss von Herzen kommen und im Blut liegen“, sagt Fazel Nejati. Schon als Kind stand er mit seiner Mutter in der Küche; auch heute gibt sie ihm noch Tipps. Auf der Speisekarte finden sich viele Gerichte aus seiner Kindheit, allen voran Mantu: gefüllte Teigtaschen mit Hackfleisch, Tomatensauce, Quark, Minze und Granatapfel. Auch Ashak, eine vegetarische Variante mit Lauch, ist dabei.
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Lamm, Basmatireis, selbst hergestellte Gewürze: Fazel Nejati charakterisiert die afghanische Küche als aromatisch, aber nicht überwürzt. „Die Hauptzutaten sollen erkennbar bleiben“, sagt er. Auch Veganer und Vegetarier finden zahlreiche Gerichte auf der Speisekarte.
Auch die Kinder packen mit an
Fazel und Mariam Nejati betonen immer wieder, dass sie einen Familienbetrieb führen. Während sie sich um das Restaurant in Buchholz kümmert, ist er für das in Buxtehude zuständig. Unterstützung bekommen sie von ihren Kindern. Selbst Tochter Sara, die in Kiel studiert, hilft am Wochenende mit. „Ohne die Familie wäre das nicht möglich“, sagt Fazel Nejati. Der Fachkräftemangel sei ein großes Thema.

Das Betreiberpaar verliebte sich schnell in den Laden am Fleth. Foto: Scholz
Insgesamt arbeiten sechs Personen im Buxtehuder Restaurant, davon vier in der Küche. Teppiche an den Wänden erinnern an Kabul. „Sie geben mir das Gefühl, dass dieser Laden auch in einer Straße meiner Heimat sein könnte“, sagt Fazel Nejati.

An den anderen Wänden des Lokals hängen Teppiche. Foto: Scholz
Für viele Menschen ist Afghanistan ein fernes Land, das ihnen vor allem aus den Nachrichten wegen der Kriege bekannt ist. Fazel und Mariam möchten das ein wenig ändern. „Wir wollen zeigen, dass Afghanistan mehr ist als das. Viele können das Land nicht bereisen, aber sie können unsere Küche und Kultur kennenlernen“, sagt Fazel Nejati.

Gewürze und Kräuter wie getrocknete Minze spielen in der afghanischen Küche eine große Rolle. Foto: Scholz
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