TRestaurants und Kneipen im Kreis Stade: Zwischen Bangen und Hoffnung

Norbert Meusel würde das Güldenstern-Casino in Stade gern gemeinsam mit seiner Frau Tan und deren Sohn Vu weiterführen. Foto: Stehr
Die Gastro-Szene im Landkreis Stade ist in Bewegung. Während einige Gaststätten durch neue Inhaber gerettet werden konnten, bangen andere Gastronomen um ihren Betrieb.
Landkreis. Das neue Jahr hat gerade erst begonnen, doch es wurden bereits einige Inhaberwechsel und Schließungen in der Gastronomieszene im Landkreis Stade bekannt:
Pächterwechsel in Hollern-Twielenfleth
Früher gab es in Hollern-Twielenfleth eine Auszeit, in Zukunft gibt es den Elbblick: Dieses Wortspiel steht für den gastronomischen Wechsel im Feriendorf Altes Land.
Das Restaurant Auszeit hatte im vergangenen Oktober seine Türen geschlossen. Am 1. März wird in den Räumlichkeiten das Restaurant Deichblick eröffnet. Betreiber sind der gelernte Hotelkaufmann Björn Dietrich und seine Partnerin Stephanie Lemmel.
Gibt es eine Zukunft für das Güldenstern-Casino in Stade?
Werden die Pächter des Güldenstern-Casinos Ende Februar aufhören? Die Vertragsverlängerung mit dem VfL Stade haben sie jedenfalls nicht unterschrieben. Zunächst sah es so aus, als ob Tan und Norbert Meusel das Güldenstern-Casino zumindest noch bis zum Sommer weiterführen würden.
Der Ende Februar auslaufende Pachtvertrag zwischen dem Paar und dem VfL Stade sollte um sechs Monate verlängert werden (das TAGEBLATT berichtete). Allerdings zu neuen Konditionen, die Meusel nun schwarz auf weiß hat. „Unter diesen Umständen wollen und können wir aber nicht unterschreiben“, stellt er Ende Januar klar. Ob es noch zur Einigung kommt, ist derzeit ungewiss.
Burger im Bierbaum
Im Buxtehuder Bierbaum gibt es einen Inhaberwechsel: In der Kultkneipe serviert Julia Simon-Wetzel zukünftig Burger. Die Gastronomin wird zum Jahresende mit ihrem Restaurant Waschbar 60 Grad von der Straße Am Geesttor ans Westfleth wechseln. „Im Bierbaum soll es wieder essen geben“, sagt Simon-Wetzel.

Julia Simon-Wetzel in der ersten Waschbar 60 Grad in der Bahnhofstraße. Foto: Privat
Die Kultkneipe Bierbaum wird seit 2021 von ihrem Mann Dennis Wetzel betrieben. Das Paar hat das Gebäude in der Corona-Zeit gekauft. Beide Namen - Waschbar und Bierbaum - sollen erhalten bleiben. „Wir planen eine Art Museumskneipe“, sagt Julia Simon-Wetzel.
Raucherkneipe in Buxtehude macht dicht
Diese Nachricht ist ein Schock für Kneipenszene in Buxtehude: Die Raucherkneipe Astra Pott an der Bahnhofstraße wird dauerhaft schließen. Das Aus der Kneipe kommt nach ungefähr 45 Jahren.
Der Pachtvertrag sei nicht verlängert worden, sagte das Gastwirtspaar Olaf (53) und Agnieszka Gruhn (50) dem TAGEBLATT. Die beiden sind Mieter der Schankwirtschaft.
Gastronomie: Schließungen und Eröffnungen in 2024
Kneipensterben, Restaurantsterben, Gaststättensterben - 2024 war kein leichtes Jahr für Gastronomen im Landkreis Stade. Einige Gaststätten, darunter der beliebte Pub Fiddler’s in Stade oder das Gasthaus Meier in Gräpel, sind nun Geschichte.
Die Gastroszene im Landkreis wird 2024 jedoch auch durch neue Angebote bereichert, von Burgern, Aperitivos bis hin zu gutbürgerlicher Küche. Ein Überblick über das Gastro-Jahr 2024:
Petition nützt nichts: Fiddler‘s schließt
Das Jahr 2024 beginnt mit einer Hiobsbotschaft für das Nachtleben in Stade: Der Pub Fiddlers schließt. Daran kann auch eine Petition im Januar, bei der mehr als 3000 Stader gegen die Schließung des Fiddler’s unterzeichneten, nichts ändern. Ende Februar ist Schluss.

Ende Februar 2024 ist Schluss: Gastwirtin Kirsten „Kirsche“ Quell zapft bei der Abschiedsparty im Stader Pub Fiddler’s ein Bier. Foto: Alexandra Bisping
Als Gründe nennt Betreiberin Kirsten „Kirsche“ Quell dem TAGEBLATT die Corona-Zeit, die ihre Spuren hinterlassen habe, ebenso wie die problematische soziale Situation auf dem Pferdemarkt rund um das Zeughaus.
Allerdings bleibt die Gastronomin dem Landkreis erhalten: Sie betreibt seit Mai 2022 das Eysten in Deinste und übernimmt 2024 den Helmster Eichenhof.
Hausmannskost im Tennisclub: Domi‘s Bar eröffnet
Große Pläne hat Dominik Geitner mit seinem Bistro im Vereinsheim des Buxtehuder Tennisclubs Rot-Weiß, das der ehemalige Mitarbeiter der Horneburger Kneipe Perle am 2. Februar eröffnet. Nicht nur den Mitgliedern soll Domi‘s Bar - Zum Roten Platz an der Rennbahn offen stehen - auch externe Gäste will Geitner mit Currywurst, Steaks und Hausmannskost nach Altkloster locken. Doch sein Plan wird nicht aufgehen.
Neustart mit trendigen Burgern und einer Dorfkneipe
Einen neuen Trend bringt Gastronom Keyvan Riemer in die Stader Innenstadt: Im März eröffnet er das K1 Smash Burger in der Großen Schmiedestraße.

Seit März 2024 betreibt Keyvan Riemer in der Großen Schmiedestraße den Laden K1 Smash Burger. Foto: Buchmann
Im Gegensatz zu normalen Burgern wird beim Smash Burger das Fleischpatty auf dem Grill mit einer Metallplatte zerdrückt. Dadurch entstehen flache Fleischfladen und viel Röstaroma. Vor allem bei Jugendlichen und Schülern kommen die Smash Burger gut an, berichtet Keyvan Riemer dem TAGEBLATT.
24-Stunden-Reportage
T Smash Burger: So kommt der Trend bei den Stadern an
Altbewährtes erhält Anna Barndt in Ahrenswohlde: Sie übernimmt im März das Kiek In von ihren Eltern - und rettet so die Dorfkneipe. Vor 25 Jahren eröffneten ihre Eltern die Kneipe mit Speisekarte. Die Gäste hätten der Kneipe immer die Treue gehalten, so dass sie in all den Jahren immer gut besucht war, erzählt Mutter Kirsten Barndt dem TAGEBLATT. Für die Gäste wird sich im Kiek In vorerst nicht viel ändern. Das Speiseangebot mit Schnitzel, Steak, Salaten und Co. bleibt. Doch Anna Barndt hat einiges vor. Unter anderem will sie einen Brunch etablieren und regelmäßig Abende einführen, in denen das Kiek In Treffpunkt für Leute aus der Umgebung wird.
Traditionsgaststätten wechseln den Inhaber
Kirsten Quell übernimmt am 1. Mai den Eichenhof in Helmste. Zum Juni übergibt sie das Eysten in Deinste an Antonio Isufi, um sich vollständig dem Eichenhof widmen zu können.

Der Koch und Betriebwirt Lars Höft ist der neue Inhaber von Höft's Markthaus in Neukloster. Seine Lebensgefährtin Jana Tamke kümmert sich als Office-Managerin um Buchhaltung und Personal. Foto: Floyd Flaemig
Viele Gastronomie-Betriebe finden keinen Nachfolger. Anders sieht es in Buxtehude-Neukloster aus: Koch und Betriebswirt Lars Höft (45) übernimmt am 1. Mai Höft‘s Markthaus von seinen Eltern Christine und Hein Höft. Die beiden haben das Unternehmen vor 30 Jahren mit einem Imbiss auf dem Pfingstmarktplatz in Neukloster gegründet. Seitdem hat es sich zu einem Gastronomiebetrieb entwickelt, der auf drei Standbeinen fußt: Catering, Event-Location und Imbiss. Der neue Chef setzt auf Kontinuität, mit kleinen Anpassungen: Zum Beispiel soll vegane Küche eine größere Rolle im Berieb spielen.
Schwieriger Start und geplatzte Träume
Etwas später als erwartet eröffnet Kirsten Quell den Eichenhof in Helmste. Der Fachkräftemangel hat die Eröffnung des Gasthofes ausgebremst. Doch nach dem schwierigen Start läuft es: Die vielen Aktionstage von Gans bis Schnitzel kommen gut an bei ihren Gästen. Auch das beliebte Pub-Quiz aus dem Fiddler’s lässt Quell in Helmste aufleben.

Trotz Personalmangels: Die Übernahme des Helmster Eichenhofs bereut Kirsten Quell nicht. Foto: Susanne Laudien
Mit großen Ambitionen war Dominik Geitner als Wirt im Vereinsheim des Buxtehuder Tennisclubs gestartet - doch nach nicht einmal sechs Monaten ist Schluss. Die Genehmigung aus dem Jahr 1976 sieht nur den Ausschank an Vereinsmitglieder und bei Turnieren vor - und keine öffentliche Gastronomie. Doch ohne externe Gäste rechnet sich der Betrieb nicht für den Wirt. Er fühlt sich getäuscht. Im Streit trennt sich Geitner vom BTC und räumt das Lokal am 9. Juni.
Gasthaus zu verkaufen
Gastronomin Miriam Haupt-Bohnenberger will das Gasthaus Op‘n Diek in Mittelnkirchen verkaufen. Seit 39 Jahren führt ihre Familie die Traditionsgaststätte. Auf der Op‘n-Diek-Karte steht gutbürgerliche Küche. Die Ausflügler und Urlauber schwärmen im Internet von dem idyllischen Kaffeegarten am Wasser, vom Essen sowie der Unterkunft mit Blick auf Lühe und Kirche. Die 61-Jährige will den Betrieb noch weiterführen, bis das denkmalgeschützte Kleinod auf dem Lühe-Deich „einen Liebhaber findet“, sagt sie im August.
Kaffee und Kuchen in Stade und Buxtehude
Das gastronomische Angebot am Buxtehuder Bahnhof ist seit dem 1. Oktober um eine Anlaufstelle reicher: Derya und Yahya Atli eröffnen das Café Goldbrunch in der ehemaligen Hase&Igel-Filiale in der Bahnhofstraße. Im Angebot sind neben Kaffee (auch zum Mitnehmen) unter anderem viele hausgemachte Kuchen, Waffeln in allen Variationen, belegte Brötchen, Frühstück und wechselnde Mittagsgerichte. Ebenfalls hausgemacht ist das Eis aus Weidemilch, das es auch als vegane Variante gibt. Die Atlis verkaufen auch Pizza, Pide, Lahmacun und Dürüm sowie Aufläufe.
Gastronomie
T Nach Hase & Igel: Café Goldbrunch in Buxtehude eröffnet
Wie im Oktober bekannt wird, übernehmen Katja Hicker und ihre Schwester Anne Kraus das ehemalige Café Grüning am Stader Pferdemarkt. Voraussichtlich im März 2025 soll dort das Café Ideal eröffnet werden. Die Idee dahinter: Einen Ort zu schaffen, der Café, Bar und Restaurant in einem ist und der auch Raum für abendliche Tanzveranstaltungen bietet. Das Café im Goebenhaus am Fischmarkt wird Familie Grüning übrigens weiter betreiben.
Gutbürgerliche Küche und neues Café-Konzept
Der letzte Pächter Henrik Gerjets verlässt die Traditionsgaststätte Großenwördener Hof nach drei Jahren im Sommer 2024. Doch Ersatz steht schon bereit: Am 1. November eröffnen Felix und Katharina Fitze das Gasthaus in Großenwörden. Der gelernte Fleischer und Küchenmeister bietet in Großenwörden eine gutbürgerliche Küche mit modernem Touch an, auch vegetarisch/vegan.

Familie Fitze aus Hemmoor übernimmt den Großenwördener Hof (von links): Katharina (Kathi) Fitze mit Elin auf dem Arm, Felix Fitze, vorne Tochter Kalea und Vera Fitze. Foto: Klempow
Mit einem ganz neuen Gastronomie-Konzept geht Köchin Julia Felser in ihrer Drogerie in Stade an den Start. Mit ihrer Café Aperitivo Bar will die diplomierte Diät- und Ayurvedaköchin die südländische Aperitivo-Kultur nach Stade bringen. In bester Lage an der Ecke Hagedorn/Kleine Schmiedestraße/Große Schmiedestraße sollen die Gäste bei frisch zubereiteten Gebäckvariationen, Snacks und Getränken in der Drogerie zusammenkommen, Freude haben und genießen.

Julia Felser freut sich auf die Eröffnung ihrer Drogerie, hinter der ein ganz neue Café-Konzept steckt. Foto: Stehr
Seit 2008 ist die Hamburgerin Andrea Patrzyk im Besitz des Alten Fährhauses in Cranz. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten soll das 1638 erbaute Fährhaus voraussichtlich im Mai 2025 als Hotel- und Restaurantbetrieb eröffnet werden, berichtet sie im November 2024. Die Fährhaus-Inhaberin sucht dafür Personal in allen Bereichen, vor allem Koch, Serviceleitung, Hotelkauffrau und Hausdame.
Neueröffnung und Ende einer Gastronomiegeschichte
Gegen das Kneipensterben kämpft die Stader Sängerin Inga Wehnert: Gemeinsam mit ihrem Mann Marcus Scheer übernimmt sie im Dezember die urige Bar Alchimist in Stade. Im Alchimist, der Miet-Bar an der Harsefelder Straße 18, will das Paar zukünftig Events anbieten. Ab Februar 2025 soll es monatlich Motto-Partys geben, von Spieleabenden über Ü-45-Singlepartys bis Bingo. Das Alchimist kann zudem für eigene Feiern gebucht werden.
Gastronomie
T Nach 167 Jahren: Restaurant Zum Dorfkrug schließt
Wieder schließt ein Traditionsgasthof, diesmal einer mit mehr als 200 Jahren Gastronomiegeschichte: Zum Jahresende gibt Wirtin Karin Mundt das Gasthaus Meier in Gräpel auf.
Seit 1800 ist der Gasthof im Familienbesitz. „Ich habe das immer gerne gemacht“, betont die engagierte, bei ihren Gästen beliebte Wirtin. Aber der Job fordere auch viel, ergänzt die heute 68-Jährige mit Blick auf ihr Privatleben. Deshalb ist die endgültige Entscheidung gefallen: Am 31. Dezember 2024 ist Schluss.

Das Saltkråkan in Stade ist Geschichte: Marko Hohmeister hat sein Café geschlossen. Foto: Stehr
Bereits am 20. Dezember hatte das Saltkråkan, ein schwedisches Café in der Stader Innenstadt, seinen letzten Tag. Die Gründe für seine Entscheidung seien vielfältig, sagt Betreiber Marko Hohmeister. Unter anderem spielten die Corona-Pandemie und die Inflation eine Rolle. Ein Nachfolger für das Saltkråkan steht bereits fest: Im Februar zieht das Café Butterbrot & Blattgold in die Räumlichkeiten. Das Café gibt es auch schon in der Buxtehuder Altstadt.
Die letzte Kneipe verschwindet
Auch in Apensen verschwindet eine Institution: Die Bahnhofsgaststätte schließt zum Jahresende. Damit ist die letzte Kneipe in Apensen Geschichte. Die Mühle, die Waage und der Delmer Hof wurden bereits geschlossen. Auch das Fofftein soll nach TAGEBLATT-Informationen nicht wieder eröffnet werden.

Im Bahnhofsschuppen wurde ein rustikaler Clubraum eingerichtet. Foto: Laudien
Annette (64) und Ulli Benecke (67) schließen die Gaststätte nicht etwa, weil sie nicht läuft. Bis zum letzten Tag sei das Lokal noch ausgebucht. „Wir gehen aufs Alter zu. Irgendwann muss auch mal Schluss sein“, sagt Ulli Benecke. Aber: So ganz nehmen die Beneckes noch nicht Abschied. Ab 2025 öffnen sie die Bahnhofsgaststätte noch für Gesellschaften ab etwa 18 bis 20 Personen.

Fabian Biel betreibt das vor kurzem eröffnete Il Mulino. Foto: Bisping
Einen Neustart wagt Fabian Diel in Deinste: Er eröffnet in dem historischen Mühlengebäude die Osteria Il Mulino. Hier gibt es italienische Spezialitäten wie Pinsa, ein im Steinofen gebackener Sauerteigfladen, der mit Tomaten, Käse und diversen Zutaten belegt wird. Bei Diel liegt die Liebe zur italienischen Küche in der Familie: Sein Onkel Franco Benincasa betreibt das italienische Restaurant San Valentino in Fredenbeck seit 30 Jahren, sein Bruder Antonio Benincasa führt die Pizzeria Pantano in Bevern.
Dorfkrug macht dicht
Dieses Restaurant befindet sich nicht im Landkreis Stade, dennoch sorgt die Ankündigung der Schließung auch bei Landkreisbewohnern für Entsetzen: Der Dorfkrug schließt nach 167 Jahren. Die Gaststätte in Neu Wulmstorf (Landkreis Harburg) steht für gehobene Küche. Ende des Jahres ist Schluss.
Die Zahl der Gäste in dem Restaurant am Grenzweg sei in den vergangenen Jahren rückläufig, begründet das Unternehmen auf seiner Homepage die Entscheidung.
Die Bedürfnisse und das Ausgehverhalten der Gäste hätten sich nachhaltig verändert. Den Dorfkrug könnte man im Kreis Stade auch aus dem Supermarkt kennen: Gastronom und Unternehmer Thomas Hauschild (59) hat in seinem Restaurant vor 20 Jahren das Dressing Sylter Salatfrische erfunden.

Norbert Meusel würde das Güldenstern-Casino in Stade gern gemeinsam mit seiner Frau Tan und deren Sohn Vu weiterführen. Foto: Stehr

Wirt Marco de Matos hat in einem Video öffentlich über die Gründe für die Schließung seines Steakhauses Dorfkrug in Lunestedt berichtet. Foto: Screenshot Facebook