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Wahlkampf im Norden

TScholz und Merz auf Stimmenfang – Azubis mit besonderem Glück

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l.), Spitzenkandidat seiner Partei für die Bundestagswahl, hat sich bei einem Besuch der Lloyd Werft in Bremerhaven auch die Ausbildungswerkstatt angesehen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l.), Spitzenkandidat seiner Partei für die Bundestagswahl, hat sich bei einem Besuch der Lloyd Werft in Bremerhaven auch die Ausbildungswerkstatt angesehen. Foto: Sina Schuldt/dpa

Bei der Energiewende will die Lloyd Werft in Bremerhaven eine wichtige Rolle spielen. Ihre Pläne konnten Werftvertreter dem Bundeskanzler persönlich vorstellen. Kanzlerkandidat Merz sah sich in Bremen um.

Von Maike Wessolowski Donnerstag, 20.02.2025, 20:00 Uhr

Bremerhaven/Bremen. Drei Tage vor der Bundestagswahl besucht Kanzler Olaf Scholz (SPD) Bremerhaven: Vom Flughafen in Nordholz erreichte der Tross des Spitzenpolitikers das Gelände von Bremerhaven Bus am Morgen. Dort eröffnet der Bundeskanzler Bremerhavens erste öffentliche Wasserstofftankstelle. Im Anschluss besucht Scholz die Lloyd Werft.

Andreas Wellbrock hat das Projekt HY.City vor rund fünf Jahren mit Horst Mangels und André Kiwitz initiiert. Er schickte die Einladung an den Bundeskanzler. „Es war ein langer Kampf, ihn hierherzuholen, aber wenn er gleich aus dem Auto steigt, glaube ich auch, dass er wirklich da ist“, sagt Wellbrock.

Mit 15 Minuten Verspätung fährt die schwarze Limousine des Bundeskanzlers vor. Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) ist zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Weg zu einem Folgetermin. Eigentlich sollte Grantz die Tankstelle mit seinem Kanzlerkandidaten eröffnen.

Projekt ist bezeichnend für den Umbruch in Deutschland

Olaf Scholz lobt HY.City: „Dieses Projekt ist bezeichnend für den Umbruch, in dem wir uns in Deutschland gegenwärtig befinden. Wasserstofftankstellen wie diese entstehen überall in Deutschland und trotzdem bleiben sie Pionierprojekte, bei denen unternehmerischer Ehrgeiz und Kooperationsbereitschaft der örtlichen Behörden notwendig sind, damit das auch gelingt“, sagt Scholz vor Vertretern aus Politik und Wirtschaft. Darunter Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) und der SPD-Bundestagsabgeordnete Uwe Schmidt.

Der Wasserstoff, der in Zukunft getankt werden kann, kommt aus einer Elektrolyseanlage am Grauwallring. „Die läuft und wir werden die ersten Trailer befüllen“, sagt Andreas Wellbrock. Er hofft, mit dem Projekt eine Entwicklung in Bremerhaven anzustoßen. Und bevor Olaf Scholz zum nächsten Termin fährt, betankt er einen der wasserstoffbetriebenen Linienbusse.

Mit dem Wasserstoffbus übers Werftgelände

Um 10.28 Uhr fährt der Tross mit Blaulicht an der Lloyd Werft vor: Polizei, Rettungs- und Notarztwagen, vier schwarze Mercedes-Limousinen und ein Multivan. Ein Boot der Wasserschutzpolizei dreht Kreise im Hafen.

Aus dem Auto, in den Bus: Wer mit Bremerhaven Bus fährt, kann demnächst auf dem „Kanzler-Sitz“ Platz nehmen. Im Wasserstoffbus „2372“ hat Olaf Scholz vorne rechts den Fensterplatz bekommen. Mit Gastgeber Thorsten Rönner plaudert er über die Schaffermahlzeit in Bremen und stellt Fragen zum Werftgelände.

Drei Stopps haben die Gastgeber vorbereitet: Friedrich Norden führt mit Thorsten Rönner die Lloyd Werft und erklärt das Reparaturgeschäft. Im Schwimmdock blitzt das französische Kreuzfahrtschiff „Renaissance“ im neuen Glanz.

Im Bundestagswahlkampf hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Lloyd Werft in Bremerhaven besucht.

Im Bundestagswahlkampf hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Lloyd Werft in Bremerhaven besucht. Foto: Sina Schuldt/dpa

Azubis haben die besten Chancen für ein Kanzlerfoto

Die Mitarbeiter zücken Handys, doch der Pulk von Journalisten macht es schwierig, ein Erinnerungsfoto vom Kanzler zu erhaschen. Die Auszubildenden in der Werkstatt haben es einfacher: Dort ist ein Gruppenfoto vorgesehen. Blitzblank und aufgeräumt sind alle Arbeitsplätze.

Nachdem Ausbilder Sven Paurat ein paar Eckdaten gegeben hat, will der Bundeskanzler von den Azubis Marius Bruns und Fabian Marx wissen, warum sie sich für den Job entschieden haben. „Das Gespräch mit den Azubis hat mir gefallen“, wird er später sagen. Scholz versucht sich auch selbst in der Metallverarbeitung. Bremens Regierungschef schaut ihm über die Schulter und scherzt: „Also, wenn es Sonntag doch nichts werden sollte...“

Auf der Aussichtsplattform mit herrlichem Blick auf die Weser und das Werftgelände stellen Thorsten Rönner, Friedrich Norden und Kurt Zech das jüngste Projekt der Gruppe vor. Als „Lloyd Energy“ wollen sich Rönner, Zech und Lürssen auf den Bau von Energiestationen für Offshore-Windkraftanlagen konzentrieren.

„Wir hoffen, dass auch nach der Wahl der Fokus auf erneuerbare Energien bleibt“, sagt Friedrich Norden. Im anschließenden vertraulichen Gespräch werden die Unternehmer und heimischen Politiker zumindest beim amtierenden Kanzler dafür geworben haben. Die Unternehmer benötigen Rahmenbedingungen von der Politik: Bremen will 60 Millionen Euro investieren, weiteres Geld wird nötig sein.

Beeindruckt vom Besuch in Bremerhaven

Bovenschulte sagte nach dem Gespräch, er habe ein klares Bekenntnis zum Industriestandort Deutschland und insbesondere zum maritimen Standort in Bremerhaven und im Bundesland Bremen insgesamt gehört.

Olaf Scholz zeigte sich beeindruckt von dem, was in Bremerhaven passiert. Er freue sich über den unternehmerischen Mut. „Wir werden riesige Mengen Strom produzieren, auf andere Weise als früher. Dazu brauchen wir auch solche Technologien wie die Konverterplattformen, die hier entwickelt worden sind“, sagte der Kanzler zum Abschuss. Dann steigt er wieder in die Limousine. Er hat an diesem Tag noch Bürgerdialoge in Ilsede und Hannover.

Unions-Kanzlerkandidat Merz besuchte OHB in Bremen

Angesichts der neuen US-Außenpolitik hat Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz die Bedeutung eines unabhängigen europäischen Zugangs zum Weltall betont.

Friedrich Merz, Bundesvorsitzender der CDU und Kanzlerkandidat seiner Partei für die Bundestagswahl, bei einem Besuch des Raumfahrt- und Technologiekonzerns OHB.

Friedrich Merz, Bundesvorsitzender der CDU und Kanzlerkandidat seiner Partei für die Bundestagswahl, bei einem Besuch des Raumfahrt- und Technologiekonzerns OHB. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

„Ich sehe diese Unabhängigkeit seit einigen Wochen und vielleicht sogar seit einigen Tagen noch dringlicher als vorher“, sagte Merz bei einem Besuch des Raumfahrtunternehmens OHB in Bremen. „Das Thema Luft- und Raumfahrt ist aus meiner Sicht eines der wichtigsten strategischen Themen, die wir politisch neu betrachten und bewerten müssen.“

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Aufklärungs- und Wettersatelliten seien Bereiche, die in größerer eigener Verantwortung in Europa vorangetrieben werden müssten. Dabei setze er auch auf die vorhandenen Kompetenzen in Deutschland. „Es ist für uns politisch, strategisch von großer Bedeutung, Aufklärungssatelliten, Wettersatelliten aus eigener Fähigkeit heraus entwickeln und in den Orbit, in den Weltall, bringen zu können.“

Die nächste ESA-Ministerratskonferenz - das ist das oberste Gremium der Europäischen Weltraumorganisation - findet im November in Bremen statt. Dort sollen die zukünftigen europäischen Raumfahrtprojekte und deren finanzielle Ausstattung beschlossen werden.

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