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Praxissterben

TSo werden junge Ärzte in den Landkreis gelockt

Damit die medizinische Vorsorgung erhalten bleibt, gibt es viele Projekte in der Region.

Damit die medizinische Vorsorgung erhalten bleibt, gibt es viele Projekte in der Region. Foto: Daniel Karmann/dpa

Der Ärztemangel im ländlichen Raum bedroht die medizinische Versorgung. Die Lage wird sich aufgrund des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels weiter verschärfen. So soll dieser Negativtrend gestoppt werden.

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Von Karsten Wisser
Sonntag, 24.03.2024, 07:50 Uhr

Landkreis. Genügend Hausärzte in der Region zu haben, ist eine der zentralen Aufgaben der Daseinsvorsorge. Hoher Altersdurchschnitt, wenig Bereitschaft des ärztlichen Nachwuchses, die Praxen im ländlichen Raum zu übernehmen, 61 Bürokratietage pro Praxis - die Gründe für das Praxensterben sind vielfältig. Trotzdem gibt es im Landkreis Stade einige vielversprechende Ansätze, um die medizinische Versorgung sicherzustellen.

Ahlerstedt vor neun Jahren mit Vorbildcharakter

Eines der ersten Projekte gab es 2015 in der Gemeinde Ahlerstedt. Dort wollte der Mediziner Dr. Matthias Parpart in die heimische Region zurückkehren. Innerhalb kurzer Zeit entstand ein neues Gebäude. 2016 wurde die Hausarztpraxis eröffnet.

Bürgermeister Uwe Arndt hatte Arzt und Investor zusammengebracht. Die Gemeinde stellte zudem ein günstiges Baugrundstück bereit und zahlte zusammen mit der Samtgemeinde einen Investitionskosten-Zuschuss von 45.000 Euro. Dafür verpflichtete sich der Arzt, zehn Jahre lang die Praxis zu betreiben.

Das Modell hat funktioniert. Die Gemeinde hat deshalb wieder mit Hilfe eines privaten Investors ein medizinisches Versorgungsgebäude mit einem Mietwohnungsanteil initiiert.

Hier gibt es Gespräche mit einem jungen Mediziner. Die Hoffnung ist, dass er die Räume übernimmt. Solange sie leerstehen, zahlt die Gemeinde die Miete.

In Harsefeld wird an einem neuen Ärztehaus gebaut

Modelle wie in Ahlerstedt gibt es jetzt in vielen Kommunen. Das aktuell sichtbarste Projekt ist der Bau eines kombinierten Ärzte- und Wohnhauskomplexes mitten in Harsefeld.

Dort arbeiten Viebrockhaus und Kommune mit dem Ziel zusammen, das Medizinische Vorsorgungszentrum Afzali mit neuen Räumen zu versorgen und zusätzliche Arztpraxen anzusiedeln.

Ärzte aus Riga kommen nach Stade und Buxtehude

Entscheidend ist der Faktor Mensch. Eine gut ausgestattete Praxis nutzt nichts, wenn der Arzt fehlt. Hier haben die Elbe Kliniken Stade-Buxtehude und der Landkreis Stade ein Pilotprojekt für Norddeutschland angeschoben.

Angehende - in der Regel deutschsprachige - Ärzte sollen an den Elbe Kliniken ausgebildet werden. Die Zusammenarbeit mit der lettischen Rīga Stradiņš University (RSU) und den Elbe Kliniken wird konkret.

Geplant ist, dass die Kooperation in mehreren Stufen wächst und zunächst mit zwei Gruppen zu zwölf Studierenden 2024 startet. Eine Testphase läuft schon.

Ziel bleiben 96 Studierende, die zeitgleich – verteilt auf die Semester sieben bis zehn – diesen Teil ihrer Ausbildung in Stade und Buxtehude erhalten sollen.

Wer hier einen Partner oder Freunde findet, bleibt

Perspektivisch soll auf dem Gelände der Elbe Kliniken in Stade unter Einbeziehung der bestehenden medizinischen Fachschulen ein Ausbildungscampus entstehen. Die Planungen dafür sind schon angelaufen.

Bei dem Projekt hoffen die Beteiligten auf den sogenannten Klebeeffekt. Eine Partnerschaft, der Freundeskreis und ähnliche Faktoren führen dazu, dass Menschen dort bleiben wollen, wo sie ihre Ausbildung absolviert haben.

Auf diesen Effekt setzt auch ein anderes Projekt: Landgang wurde 2017 vom Landkreis Stade ins Leben gerufen. Das Landgang-Team organisiert für Medizinstudierende die Praktika bei teilnehmenden, niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen und hält Angebote für das Blockpraktikum, in der hausärztlichen Versorgung und für das praktische Jahr der Allgemeinmedizin vor.

Landgang: 1000-Euro-Stipendium für Allgemeinmediziner

Über das Projekt konnten bisher 80 Medizinstudierende des Universitätsklinikums Eppendorf für ein Praktikum im Landkreis vermittelt werden. Aktuell besteht das Netzwerk aus zwölf Lehrpraxen.

Mit einem Stipendium in Höhe von bis zu 1000 Euro pro Monat werden Studierende der Humanmedizin und mit einem Stipendium bis zu 500 Euro Ärzte in der Facharztweiterbildung gefördert.

Hier schließt sich der Kreis nach Ahlerstedt. Der Mediziner, mit dem die Gespräche über die Übernahme der neuen Praxis-Räume laufen, war in einer Landgang-Lehrpraxis tätig.

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