TStader LNG-Debakel: Kritische Fragen an die Landesregierung
Die Energos Force in Stade-Bützfleth. Im zweiten Quartal 2026 soll sie nach langer Abwesenheit wiederkommen - und diesmal tatsächlich in Betrieb gehen. Foto: Vasel
Das schwimmende LNG-Terminal soll nach Stade zurückkommen. Nach dem Hickhack um die Inbetriebnahme gibt es aber kritische Fragen zur Energiepolitik an die Landesregierung. Zwei Minister antworten.
Stade. Ist etwas schiefgegangen? Das wollten viele Stader vor einem Jahr wissen. Damals war das schwimmende LNG-Terminal, die FSRU (Floating Storage Regasification Unit), schon mehr als ein halbes Jahr in Stade, aber immer noch nicht in Betrieb. Sie ist es bis heute nicht. Im Niedersächsischen Landtag gab es dazu Anfragen von AfD und CDU. Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne hatte einiges zu erklären.
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Seit März 2025 liegt die FSRU nicht einmal mehr in Stade. Sie wurde verchartert - nach einem langen und erbitterten Streit des staatlichen Terminalbetreibers Deutsche Energy Terminal (DET) und des Hamburger Konsortiums Hanseatic Energy Hub (HEH), das in Stade parallel gerade selbst ein festes LNG-Terminal an Land für eine Milliarde Euro baut.
Im Streit ging es um die Leistungsfähigkeit der an Land installierten Terminal-Infrastruktur und darum, wer dafür zuständig ist, dass sie in Betrieb gehen kann. Letzteres ist, wie berichtet, geklärt: Die DET macht‘s. Die FSRU soll im zweiten Quartal 2026 nach Stade zurückkehren und alsbald in Berieb gehen.
Mehrkosten: Nicht für das Land
Trotz dieser Nachricht hat die AfD eine Anfrage im Landtag durchgezogen. Der Landtagsabgeordnete Thorsten Moriße fragte unter anderem, welche finanziellen Schäden und Mehrkosten dem Land durch die bisherige Verzögerung und Untervercharterung drohen.
Gar keine, lautete die Antwort des Wirtschaftsministers. NPorts erhalte vom Bund jedes Jahr 14,3 Millionen Euro. Unabhängig davon, ob ein Schiff den Hafen anläuft oder nicht, ständen diese für Zins, Tilgung und Inbetriebnahme zur Verfügung.
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Doch immerhin hatte die landeseigene N-Ports den Stader Hafen in Windeseile zum Energiehafen ausgebaut - für 300 Millionen Euro. Die CDU-Landtagsabgeordnete Melanie Reinecke aus Stade wollte wissen, wie hoch die Investitionssumme ausfällt, wenn Kosten für nachgeordnete Infrastruktur und Ausgleichsmaßnahmen sowie Mindereinnahmen mangels Umschlag berücksichtigt werden.
Tonnes Antwort: 100 Millionen Euro hat der Bund für den Hafenausbau bereitgestellt, bis zu 100 Millionen kommen vom Umweltministerium für die Hafeninfrastruktur des LNG-Terminals. Tatsächlich fielen dafür bisher 63 Millionen Euro an Kosten an. Weitere 100 Millionen finanziere NPorts über ein Darlehen.
Versteckter Vorwurf an Behörden
„Plant die Landesregierung weiterhin Kontrollen oder behördliche Auflagen, die in den Ablauf der Inbetriebnahme eingreifen könnten?“, wollte Reinecke wissen. Den versteckten Vorwurf wies Christian Meyer, niedersächsischer Minister für Umwelt, Klimaschutz und Energie, von sich: Die Betriebsgenehmigung sei schon 2023 in Kraft getreten. „Wenn das Schiff kommt, kann es losgehen“, sagte er.
Laut Tonne soll es im zweiten Quartal 2026 „Green Gas Ready“ in Betrieb gehen, also einsetzbar für klimaneutrale Gase. Sein „Ehrenwort“, das AfD-Mann Moriße forderte, gab er nicht - Vertragspartner ist der Bund. Dafür erinnerte Tonne an die Situation im Winter 2022/23: „Die Speicher waren leer, die Preise explodierten und die Gefahr einer Gasmangellage war real.“
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Die FSRUs seien ein Backup für den Fall, dass es Einschränkungen bei zentralen Importrouten gibt. Das sei auch ein Gebot europäischer Solidarität. „Versorgungssicherheit hat immer ein Preisschild“, sagte Tonne und warnte davor, sich in neue Abhängigkeiten zu begeben. Wie lange die FSRU in Stade bleibt, ist eine andere Frage: Laut HEH soll 2027 das LNG-Terminal an Land in Betrieb gehen.
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