Vuskovic-Anwälte erzielten Teilerfolg im Doping-Prozess
„Werde mich nicht brechen lassen“, schrieb Mario Vuskovic bei Instagram zu seiner Dopingsperre. Foto: dpa
Mit Spannung wird der zweite Verhandlungstag in Frankfurt erwartet. Die Verteidiger des Kroaten wollen Gutachten präsentierten, die die Unschuld des 21-Jährigen belegen sollen.
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Der Dopingfall des Fußballprofis Mario Vuskovic vom Hamburger SV geht in die Verlängerung. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt will nach den ersten beiden Verhandlungstagen des komplexen und komplizierten Verfahrens einen unabhängigen Sachverständigen zurate ziehen. Das DFB-Gericht unter dem Vorsitz von Stephan Oberholz wählte Jean-Francois Naud aus Kanada aus. „Es gibt noch ungeklärte Umstände und Fragen“, begründete Oberholz die Entscheidung vom Donnerstag. „Wir wollen in sorgfältiger und gewohnter Tiefe aufklären.“ Der nächste Verhandlungstag wurde für den 10. März angesetzt.
Die Rechtsanwälte des 21 Jahre alten Verteidigers des Hamburger Zweitligisten hatten vier Gutachten präsentiert, um den positiven Dopingtest des Kroaten am 16. September 2022 auf das Blutdopingmittel Erythropoetin (Epo) anzufechten. Der Jungprofi ist seitdem suspendiert und beteuert seine Unschuld. Er war im Sommer 2021 von Hajduk Split zum HS gewechselt.
Fall Vuskovic vertagt: DFB-Gericht bestellt unabhängigen Gutachter
Die vom HSV und von Vuskovic bezahlten Experten waren zu dem einhelligen Ergebnis gekommen, dass beim Analyseprozess und der Interpretation der Fakten im Institut für Dopinganalytik und Sportbiochemie Fehler gemacht worden seien. Das Sachverständigen-Quartett bildeten der Krebsforscher Jon Nissen-Meyer (Norwegen), der Proteinchemiker David Chen (Kanada), der Biomathematiker Markus Schulz (Leipzig) und der Endokrinologe Lorenz Hofbauer (Dresden). „Aus meiner Sicht liegt die Wahrscheinlichkeit bei 80 bis 90 Prozent, dass die Probe falsch positiv ist“, sagte Lorenz Hofbauer.
Institutsdirektor Sven Voss aus Kreischa wies zurück, dass der positive Epo-Befund auf Fehler im Labor zurückzuführen sein könnte. „Nach allen Kriterien, die wir eingehalten haben, würde ich hundertprozentig die Probe positiv geben“, beteuerte Voss.
Zweifel an Genauigkeit von Epo-Tests gab es schon häufiger
Der vom DFB-Gericht engagierte Wissenschaftler Naud soll nicht nur mögliche Ungereimtheiten im Labor von Kreischa bewerten, sondern auch den ordnungsgemäßen Verlauf von der Probenentnahme über den Transport der Test-Gefäße bis ins Labor. Dabei spielen Fragen wie Lagerung, Kühlkette und mögliche Verdunstung des Urins eine Rolle. Der Forscher aus Quebec soll zudem die nach A- und B-Probe noch vorhandene Restmenge an Urin für eine weitere Analyse nutzen. Dies ist nach den Regularien der Welt-Anti-Doping-Agentur nicht vorgesehen und könnte zu einem Widerspruch der Weltagentur führen.
Während das DFB-Gericht die Zugehörigkeit von Naud zum Wada-Expertenkreis für Epo als Vorteil bewertet, zweifeln Vuskovics Anwälte deshalb dessen Unabhängigkeit an. Der deutsche Laborleiter Voss gehört ebenfalls diesem Gremium an. „Wir prüfen, ob wir dagegen vorgehen“, sagte HSV-Justiziar Phillpp Winter.
Zweifel an der Genauigkeit des Epo-Tests gab es schon häufiger. Zuletzt sorgte der Epo-Fall des australischen Mittelstreckenläufers Peter Bol für eine Debatte um eine mögliche Missinterpretation. Schon 2017 hatte Nissen-Meyer die Glaubwürdigkeit infrage gestellt und sich für den positiv auf Epo getesteten tschechischen Triathleten Vojtech Sommer engagiert. Die Analyse seiner Dopingprobe wurde auch in Kreischa vorgenommen.
Nach Autounfall: Dompé und Mikelbrencis wieder im HSV-Training
Die HSV-Profis Jean-Luc Dompé und William Mikelbrencis haben am Donnerstag wieder am Mannschaftstraining teilgenommen. Der 27-jährige Dompé und der 18 Jahre alte Mikelbrencis waren am Montag in einen Autounfall in Hamburg verwickelt. Die Polizei ermittelt seitdem wegen des Verdachts auf ein illegales Autorennen und des unerlaubten Verlassens des Unfallorts. Dompé soll das beim Unfall beschädigte Auto gefahren haben, Mikelbrencis hielt sich demnach als Beifahrer eines anderen Fahrzeugs in der Nähe des Geschehens auf.
Beide Spieler waren vom Verein mit Geldstrafen belegt worden und hatten am Mittwoch nicht am Training teilgenommen. Bei der Ligapartie am Samstag beim 1. FC Heidenheim (20.30 Uhr/Sky und Sport1) können sowohl Dompé als auch Mikelbrencis wieder im Kader stehen.
Die zwei Franzosen hatten ihr Fehlverhalten eingeräumt. „Wir haben einen schlimmen Fehler gemacht, weil wir vor Ort hätten bleiben müssen. Wir können uns nur in aller Form entschuldigen und müssen nun die Konsequenzen verantworten“, wurden sie am Mittwoch auf der HSV-Homepage zitiert. (dpa)
HSV-Vorstand Jonas Boldt (links) begleitete Mario Vuskovic zur Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa