TWie sicher sind die großen Feste in Buxtehude vor Anschlägen?

Der Petri-Platz in Buxtehude war beim Altstadt-Fest im vergangenen Jahr gerammelt voll. Foto: Weselmann
In diesem Jahr werden wieder Hunderttausende Menschen die Events in Buxtehude besuchen. Wie ist es um die Sicherheit bestellt? Diese Frage ist seit Magdeburg aktueller denn je.
Buxtehude. Funktionieren die Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen in der Buxtehuder Altstadt? Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt und die Amokfahrt in New Orleans an Silvester werfen Fragen zur Sicherheit auf.
„Mit Erschrecken haben wir den grausamen Terroranschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember mit sechs Toten und 300 Verletzten wahrgenommen. In New Orleans raste ein Mann an Silvester in eine
Vorgeschichte von Taleb A.
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Menschenmenge und tötete 15 Menschen. Bei beiden Taten versagten vorhandene Sicherheitskonzepte oder wurden mutwillig umgangen“, sagt Matthias Schneider, Buxtehuder Ratsherr der CDU.

Eine Aufnahme vom Steampunk-Festival 2023 in der Buxtehuder Altstadt. In diesem Jahr gibt es eine Neuauflage. Foto: Fehlbus
Der Grund für die Besorgnis: Auch in Buxtehude gibt es sehr gut besuchte Großveranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt, das Weinfest und das Altstadtfest. In diesem Jahr kommt mit dem Aethercircus das größte deutsche Steampunkfestival dazu.
CDU: In der Buxtehuder Altstadt fehlen die nötigen Barrieren
Die CDU sieht in den Großveranstaltungen mutmaßliche Anschlagsziele. „Lange Straße, Breite Straße und Petri-Platz werden nicht durch entsprechend nötige Barrieren geschützt“, so Schneider im CDU-Antrag.
Die Christdemokraten wollen, dass die Verwaltung das gültige Sicherheitskonzept im zuständigen Ausschuss vorstellt und dabei besonders auf die Fußgängerzone in der Altstadt eingeht.
Außerdem soll die Verwaltung prüfen, ob die Installation von ferngesteuerten Pollern an den Zugängen möglich ist. Es gibt solche ausfahrbaren Poller am Westfleth und zwischen Sonnentau- und Orchideenstraße im Baugebiet Königsdamm.
Freier Zugang für Rettungskräfte und Marktbeschicker
„Dabei ist uns bewusst, dass fixe Betonblöcke, wie sie auf Hamburger Weihnachtsmärkten genutzt werden, keine sinnvolle Lösung sind, da Marktbeschicker und ansässige Unternehmen außerhalb der Veranstaltungszeit zu ihren Geschäften gelangen müssen“, so Schneider weiter.
Hinzu kommen Feuerwehr, Rettungskräfte und in einigen Bereichen Anwohner, die aus der Altstadt nicht ausgesperrt werden dürfen.
Generalkritik
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Tatsächlich gab es beim Weihnachtsmarkt 2024 Betonblöcke. Diese standen versetzt im Bereich der Langen Straße am nördlichen Ausgang der Fußgängerzone. Als wahrscheinlichstes Anschlagsszenario auf die Feste in der Altstadt war dieses angenommen worden: Ein Lkw versucht, aus der Harburger Straße heraus in die Fußgängerzone vorzudringen. Auch der südliche Eingang Am Geesttor war geschützt.
„Der wird entweder mit dem Riesenrad wie beim Altstadtfest versperrt oder mit Fahrzeugen zugeparkt“, sagt Uli Wiegel, Vorsitzender des Altstadtvereins, der Organisation der Kaufleute in der Innenstadt.
Altstadtverein richtet das nächste große Fest aus
Der Altstadtverein hatte am Montag ein erstes Treffen zu Sicherheitsfragen und lud sich Experten dazu. Als Veranstalter des Steampunkfestivals trägt der Verein einen Teil der Verantwortung für das nächste Fest in der Altstadt.
„Wir arbeiten sehr eng und gut mit dem Ordnungsamt der Stadt und dem Stadtmarketing zusammen“, sagt Uli Wiegel. Der Verein ist auch Veranstalter von Weinfest und Altstadtfest.

Stadtfest mit Weindörfern - so lässt sich das Weinfest in Buxtehude beschreiben. Foto: Wisser
Buxtehudes Stadtmarketing und Ordnungsamt sind am Thema dran. Es gab direkt nach dem Anschlag in Magdeburg Kontakt zwischen Polizei und Stadtverwaltung.
„Es gibt nicht das eine Sicherheitskonzept. Es gibt für jedes Fest ein individuelles Sicherheitskonzept“, sagt der Erste Stadtrat Ralf Dessel. „Wir passen diese Konzepte auch immer der aktuellen Lage an. Sie sind nicht starr.“
Das führte zum Beispiel dazu, dass vor einigen Jahren nach einem Anschlag in London an den Eingängen des Pfingstmarkts in Neukloster schwer bewaffnete Polizisten Wache hielten.
Neue Bedrohungslage nach Magdeburger Anschlag
Durch den Anschlag von Magdeburg kommt ein anderes Anschlagsszenario dazu. Der Täter fuhr mit hoher Geschwindigkeit ein Auto mindestens 400 Meter über den Weihnachtsmarkt - mitten in die Menschenmenge hinein. Er benutzte für diese schreckliche Tat einen Mittelklasse-SUV.
Pkw könnten auch in Buxtehude an einigen Stellen in die Fußgängerzone eindringen. Deshalb sammelt der Altstadtverein Ideen, wie die kleineren Zufahrten zur Altstadt abgesperrt werden können.

Der Erste Buxtehuder Stadtrat Ralf Dessel. Foto: Daniela Ponath
Es wird nie einen hundertprozentigen Schutz für solche Veranstaltungen geben können
Ralf Dessel, Erster Stadtrat in Buxtehude
Auch die Stadtverwaltung schaut sich nach technischen Möglichkeiten um, um die Zufahrtswege zu schützen. „Wir müssen immer eine Abwägung zwischen der Sicherheit und dem Charakter der Veranstaltung treffen“, sagt Dessel.
Klar sei auch: „Es wird nie einen hundertprozentigen Schutz für solche Veranstaltungen geben können.“