TAltländer wollen diese Ex-Gaststätte wiederbeleben

Genossen wie Dr. Jan Sulzer übernehmen das Ex-Gasthaus De ole Sporkass in Estebrügge. Foto: Bröhan
Früher war die Kneipe De ole Sporkass Dorftreffpunkt in Estebrügge. Das soll wieder so werden - mit einem neuen Konzept.
Estebrügge. Im Frühjahr 2024 hatte der Verein Die Brückenbäckerei die Gaststätte angemietet. Unter dem Motto „Wir kaufen dem Ort ein Haus. Gemeinsam etwas (er)schaffen“ wollen die Brückenbäcker einen weiteren Schritt gehen. Sie wollen De ole Sporkass erwerben - gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern aus den Dörfern links und rechts der Este. Deshalb haben sie die Dorfgenossenschaft Este gegründet. Diese soll die Immobilie erwerben. Aus De ole Sporkass soll Die Brüggerei werden. Von 1927 bis 1987 war hier die Sparkasse untergebracht, später betrieb Familie Mahler die Gastwirtschaft.
Altländer wollen mit drittem Ort die Este stärken
Zum Vorstand zählen die Juristin Dörte Harms-Krüger und der Hausarzt Dr. Jan Sulzer. Mit im Boot sitzen weitere bekannte Altländer, wie Ulrich Sieg, Jürgen Karla-Brauner, Mara Weise, Bo Willem Friedrichsen und Christoph Reimers.
„Wir wollen einen Dritten Ort erschaffen“, erklärt Harms-Krüger. Dieser Begriff stammt von dem Soziologen Ray Oldenburg. Sein Ansatz: Der Mensch benötigt neben dem First Place (Zuhause) und dem Second Place (Arbeit) einen dritten Ort zum Ausgleich. Das heißt: Third Places sind (halb-)öffentliche Orte, an denen sich Menschen generationsübergreifend begegnen, Ideen austauschen, Beziehungen aufbauen, ihr Gemeinschaftsgefühl stärken.
Dorfgemeinschaft
T Brückenbäcker übernehmen die Sparkasse in Estebrügge
Die Genossen wollen erreichen, dass Königreich, Estebrügge, Hove, Moorende und Leeswig lebenswerte Orte bleiben. „Wir wollen die Dorfgemeinschaft stärken und erhalten“, sagt Harms-Krüger. Sie zählt zu den 14 Bürgern, die die Genossenschaft am 6. November gegründet haben. Diese soll das Gebäude in der Estebrügger Straße 82 modernisieren. Zur Finanzierung sollen die Wohnungen über dem Gastraum vermietet werden.
Verein Brückenbäckerei in Estebrügge bleibt bestehen
Der Verein Brückenbäckerei bleibt bestehen. Dieser engagiert sich seit 2016/2017. Der Ansatz: Menschen aus allen Generationen und Kulturen, Einheimische und Neubürger, zusammenbringen - nicht nur bei Kaffee, Kuchen und Torten im Sonntagscafé von 14 bis 17 Uhr in Estebrügge, sondern auch durch gemeinsames Kochen, Nachhilfe, Flüchtlingshilfe, Vorträge, Spiel- und Kinoabende oder Ausstellungen.

Blick auf die Immobilie: Bürger wollen das Gasthaus kaufen und als sozialen und kulturellen Treffpunkt für die Orte an der Este nutzen. Foto: Vasel
Derlei Aktivitäten sollen in der früheren Sparkasse und Gaststätte stattfinden, aber auch in der Bäckerei weiterlaufen. Letztere ist für viele Formate allerdings zu klein. Im Frühjahr hatte der Verein einen Mietvertrag für ein Jahr für De ole Sporkass geschlossen.
Gemeinde und Genossen kooperieren bei Jugendarbeit
Die Jugend- und Seniorenarbeit soll intensiviert werden. Auch die Gemeinde Jork will einsteigen. Jugendpfleger Gerd Hallekamp und Bürgermeister Matthias Riel sind im Gespräch mit der nicht gemeinnützigen Dorfgenossenschaft Este. Eine Idee: Die Brüggerei wird auch als Jugendraum genutzt, eine halbe Stelle soll bei der Jugendpflege mit Sperrvermerk über den Haushalt der Gemeinde Jork gesichert werden. Bislang gibt es nur das Jugendzentrum Woodstock in Jork, Jugendräume an der Este fehlen.
Brüggerei soll ein Haus für Kunst und Kultur werden
Weitere Gruppen sollen den Gastraum für eigene Geselligkeiten nutzen können. Musik, Fußball gucken, Darts spielen, Kino, Lesungen und andere kulturelle Events sollen das Haus beleben. Auch die Gruppe Flunst ist mit von der Partie. Verein und Genossenschaft sollen sich ergänzen. Musiker sollen Probenräume nutzen können. Im Gespräch sind (weitere) regelmäßige Angebote im neuen Dorftreff, wie Repaircafé, Kochevents oder Lottoabende sowie eine Dartmeisterschaft.

Reklameschild an der Ex-Gaststätte De ole Sporkass in Estebrügge. Foto: Vasel
Nächstes Event ist ein Präventionsnachmittag am Freitag, 29. November, von 14.30 bis 17 Uhr nicht nur für Seniorinnen und Senioren. Es geht um Schutz vor Betrugsmaschen. Farina Stinski, die Beauftragte für Kriminalprävention der Polizeiinspektion Stade, steht Rede und Antwort. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Es gibt Kaffee und Kuchen. Um Anmeldung wird gebeten unter schutz-vor-betrugsmaschen@t-online.de oder 0151/ 50465257.
Genossenschaft will Fördermitteltöpfe anzapfen
Weiterer Vorteil: Genossenschaften sind auch juristische Personen, so können unter anderem über die Gemeinde Jork sowie Bund und Land - beispielsweise im Zuge der Dorf- und der Leaderregion - Fördermittel eingeworben werden.
„Das sollten wir nutzen, um unser Dorf durch unser gemeinsames Engagement noch lebenswerter zu machen“, sagen die Initiatoren. Bürgermeister Matthias Riel spricht von einer bemerkenswerten Initiative aus dem Kreis des Vereins. Aus dem anstehenden Dorfentwicklungsprogramm ergeben sich „genau für solche gemeinwohlorientierten Initiativen große Fördermittelchancen“.
Ohne Geld geht es nicht. Kredite und Genossenschaftsanteile sollen den Kauf der Immobilie finanzieren. Mit den Betriebs- und Mieteinnahmen sollen die laufenden Kosten gedeckt werden. Wer das Projekt unterstützen will, kann Genossenschaftsanteile erwerben. Jeder Anteil kostet 250 Euro. 22 Mitglieder gibt es bereits, 26.000 Euro sind bereits zusammengekommen. Die Genossenschaft ist noch in Gründung, die Prüfung zum Eintrag ins Genossenschaftsregister steht an. Mehr Infos im Netz: www.dorfgenossenschaft-este.de.