Beim Brückenbäcker in Estebrügge tut sich was

Kleine Pause vom Putzen und Verputzen : Arno Hagenah, Heidi Hoppe, Beke Sieg, Heike Röver und Jan Sulzer vom Team der ehrenamtlichen Brückenbäckerei-Initiative. Foto Richter
Feldtmanns Brückenbäckerei war eine Institution: 182 Jahre gab es den Familienbetrieb in Estebrügge. Viele haben die Schließung Ende vergangenen Jahres sehr bedauert. Aber nun haucht eine Initiative dem Haus neues Leben ein.
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Die Schaufenster, hinter denen seit dem ersten Januar der nunmehr leere Verkaufsraum zu sehen war, sind mit weißen Papierbahnen verklebt. Seit gut zwei Wochen tut sich dahinter Einiges: Es wird gehämmert und geklopft, Schutt und Sperrmüll weggeschafft, sauber gemacht, verputzt und gestrichen. Jan Sulzer, einer der Initiatoren, hat die alte Bäckerei vom neuen Eigentümer angemietet – für eine Gruppe von gut 20 engagierten Männern und Frauen aus den Estegemeinden, die hier Räume für soziale und kulturelle Aktivitäten schaffen möchten.
Die Ideen sind vielfältig: Aus dem ehemaligen Verkaufsraum soll ein Platz zum Klönen und Spielen entstehen, ein Treffpunkt für Arbeits- und Projektgruppen, ein Ort, an dem kleine Vorträge, Gesprächsgruppen oder Ausstellungen möglich sind. Die Räume könnten an Vereine aus dem Ort ausgeliehen werden – vom Förderverein der Grundschule bis zum Heimatverein. Auch eine kleine Tauschbücherei ist angedacht. Im rückwärtigen Bereich könnte ein Pausenplatz zum Verweilen am Ufer der Este entstehen, mit bestem Blick auf die Brücke.
Schon, als die bevorstehende Schließung der Bäckerei sich allmählich herumsprach, hatten ehrenamtlich Engagierte aus den Reihen der Flüchtlingshelfer überlegt, dort womöglich ein Beschäftigungs- und Qualifikationsprojekt für Flüchtlinge aufzuziehen und dadurch gleichzeitig das Dorf mit frischem Brot zu versorgen. Die Brotfrage hat sich inzwischen geklärt: Sowohl der Este-Markt Atli als auch die Fleischerei Mahler verkaufen jetzt frisches Brot und Brötchen.
Mit dem Nachdenken über die Weiternutzung waren inzwischen allerdings so viele Ideen entstanden, dass viele sich vorstellen konnten, dass die alte Bäckerei auch ohne Brot ein attraktiver Ort für das Dorf werden könnte, wo außerdem ein Austausch der Kulturen stattfinden könnte, auch mit den neuen Nachbarn in den Flüchtlingsunterkünften.
Freiwillige zu finden, die anpacken wollten, war kein großes Problem, berichtet Jan Sulzer. Noch laufen Arbeitseinsätze und Besprechungstreffen ganz informell, aber die neue Initiative überlegt, sich als gemeinnütziger Verein zu organisieren. Die alte Backstube ist im Prinzip noch funktionstüchtig. Die Initiative will dort keine Geschäfte machen, aber Backtage für Kinder zu veranstalten oder Butterkuchen zum Dorffest zu backen, könnten sich die Ehrenamtlichen schon vorstellen. Vorher muss aber noch einiges passieren: Die Tresenvitrine ist aus dem alten Backraum verschwunden, der Boden wurde aufgearbeitet, die Wände sind frisch verputzt und zurzeit wird gemalt. Das Brückenbäcker-Team hat vorerst für sechs Monate gemietet, hofft aber, dass das Projekt weiter so gut läuft und hier langfristig ein Zuhause gefunden hat.
Kontakt
Es gibt jetzt eine Facebook-Gemeinschaftsseite namens „Die Brückenbäckerei“, wo aktuelle Informationen und Fotos zum Geschehen veröffentlicht werden. Außerdem ist das Team per Mail erreichbar unter