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Medikamentenengpass

Fiebersaft nicht lieferbar: Welche Alternativen gibt's fürs Kind?

Das Kind hat Fieber. Die Wirkstoffe Paracetamol und Ibuprofen helfen dann - in Fiebersaft, Tabletten oder Zäpfchen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Das Kind hat Fieber. Die Wirkstoffe Paracetamol und Ibuprofen helfen dann - in Fiebersaft, Tabletten oder Zäpfchen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

„Das haben wir leider nicht vorrätig.“ Dieser Satz fällt derzeit oft in Apotheken. Auch Fiebersäfte für die Kleinen sind aufgrund von Lieferengpässen derzeit schwerer zu bekommen. Was Eltern dann tun können.

Mittwoch, 23.11.2022, 07:02 Uhr

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Von Ricarda Dieckmann

Ob Hustenmittel, Blutdrucksenker, Brustkrebsmedikamente, Magensäureblocker oder Fiebersäfte für Kinder: Wer in der Apotheke eine bestimmte Arznei haben will, stößt seit einiger Zeit mitunter auf Schwierigkeiten.

Denn Lieferengpässe haben das Angebot verknappt - Kunden bekommen dann oft ein Alternativmittel, das nicht erste Wahl war. Apotheker sehen die Engpässe mit Sorge. „Die Lage ist schlimm”, sagt der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis. So etwas habe er in über 30 Berufsjahren nicht erlebt. Ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) spricht von einer „großen Herausforderung”, die auf absehbare Zeit bleiben werde.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) listet derzeit etwa 300 Meldungen zu Lieferengpässen - bei rund 100.000 zugelassenen Arzneimitteln in Deutschland. Für viele knappe Medikamente gibt es aber Alternativen.

Fiebersenker muss nicht immer sein

Eins vorab: Nicht immer muss ein fiebersenkendes Medikament fürs Kind sein. "Wenn es dem Kind so weit gut geht, ist das kein Muss", sagt der Berliner Kinderarzt Jakob Maske, der Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ist.

Denn Fieber ist prinzipiell erst mal nicht schlimm, sondern eine normale Abwehrreaktion des Körpers auf eine Infektion. Wenn sich der Allgemeinzustand des Kindes verschlechtert, schaffen fiebersenkende Mittel mit den Wirkstoffen Paracetamol und Ibuprofen aber Linderung. Viele Eltern ziehen die Säfte anderen Darreichungsformen vor, denn sie haben zwei Vorteile: Sie lassen sich auf den Milliliter genau dosieren. Und sie eigenen sich gerade für die ganz Kleinen, die vielleicht noch keine Tabletten schlucken können. Ist der Fiebersaft mit dem gewünschten Wirkstoff nicht zu bekommen, kann man Glück haben und das Produkt mit dem anderen Wirkstoff ist verfügbar. Aber diese Strategie geht oft nicht auf. Und nun?

Die korrekte Dosierung ist wichtig

"Dann kann es sinnvoll sein, auf eine andere Darreichungsform umzusteigen - Zäpfchen oder Tabletten", sagt Jakob Maske. Wie beim Fiebersaft gilt auch hier: Es sollte keinesfalls mehr Wirkstoff ins Kind gelangen, als ausgehend von dessen Körpergewicht empfohlen wird. "Eine Überdosierung schadet der Leber - und das ist viel schlimmer als das Fieber des Kindes", warnt Maske.

Doch was, wenn der Säugling ein Zäpfchen mit 75 Milligramm Paracetamol braucht - und Eltern vielleicht vom großen Geschwisterchen noch Zäpfchen mit 125 Milligramm in der Hausapotheke haben? Das Zäpfchen sollte man nicht durchschneiden, da nicht immer der Wirkstoff gleichmäßig im Zäpfchen verteilt sein könnte, sagt Maske.

Zäpfchen und Tabletten sind bei Kindern oft unbeliebt

Zu teilbaren Tabletten können Eltern allerdings sehr wohl greifen, wenn die Hälfte der Tablette der Dosis entspricht, die das fiebernde Kind braucht.

Zäpfchen sind bei den allermeisten Kindern sehr unbeliebt. Auch bei Tabletten ist der Protest manchmal groß. Kinderarzt Jakob Maske kennt aber Tricks: Tabletten lassen sich auch als Ganzes auf einem Löffel mit etwas Joghurt oder Flüssigkeit verabreichen oder gebröselt in die Joghurtschüssel oder das Trinkglas geben. Auf eines sollten Eltern dabei aber achten: "Das Kind sollte alles austrinken oder aufessen, damit es auch die gesamte Menge Medikament aufnimmt", sagt Maske.

Auch Apotheken stellen Fiebersäfte her

Zäpfchen und Tabletten sind aber nicht die einzige Alternative, wenn der Fiebersaft nicht lieferbar ist. Wer Glück hat, hat in der Nachbarschaft eine Apotheke, die selbst Fiebersäfte mit Ibuprofen oder Paracetamol herstellt.

Denn das dürfen die Apotheken in Zeiten des Lieferengpasses, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte mitteilt. Allerdings ist das aufwendig und längst nicht jede Apotheke kann das stemmen.

Einen Unterschied gibt es zwischen den Apotheken-Fiebersäften und denen, die die Kleinen vielleicht schon kennen. "Bei Fiebersäften setzt die Industrie sehr auf Geschmack. Der Fiebersaft aus der Apotheke schmeckt im Vergleich dazu natürlich nicht so gut", sagt Maske.

Auch hier müssen sich Eltern also möglicherweise - wie beim Zäpfchen oder der Tablette - auf etwas mehr Überzeugungsarbeit einstellen. (dpa)

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