Gefahr auf Baustellen? IG BAU kritisiert mangelnde Kontrollen im Kreis Stade

„Wir brauchen eine stärkere Kontrolle durch die staatlichen Arbeitsschutzbehörden", sagt Achim Bartels, Bezirksvorsitzender der IG BAU. Foto: Robert Michael/dpa
Gerüste ohne Schutzgeländer, ungesicherte Baugruben oder fehlende Schutzkleidung: Verstöße gegen den Arbeitsschutz können auf den Baustellen im Landkreis Stade kaum kontrolliert werden. Warum das so ist und was die IG BAU jetzt fordert.
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„Wir brauchen eine stärkere Kontrolle durch die staatlichen Arbeitsschutzbehörden. Denn das A und O im Job sind der Gesundheitsschutz und die Sicherheit der Beschäftigten", sagt Achim Bartels, Bezirksvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU).
Die Gewerkschaft hat alarmierende Zahlen ausgerechnet: „Es gibt landesweit insgesamt viel zu wenig Kontrolleure. Nach dem aktuellen Arbeitsschutzbericht der Bundesregierung prüfen in ganz Niedersachsen lediglich 225 Aufsichtsbeamte den Arbeitsschutz in den Betrieben. Rein rechnerisch ist damit ein Kontrolleur für 18.520 Beschäftigte zuständig – ein Ding der Unmöglichkeit“, sagt Bartels. Von einer effektiven und flächendeckenden Überwachung könne da „weit und breit keine Rede sein“. Der IG BAU-Bezirksvorsitzende spricht von einem „eklatanten Überwachungsdefizit“.
IG BAU: Baustellen sind Unfall-Hotspots
Um den Kontrolldruck zu erhöhen, fordert Bartels eine bessere Personalausstattung der staatlichen Arbeitsschutzbehörden in der Region. „Wichtig ist, dass ‚schwarze Schafe‘ keine Chance bekommen. Betriebe also, die auf Kosten ihrer Mitarbeiter Sicherheitsbestimmungen missachten und den Gesundheitsschutz nicht ernst nehmen. Das gilt grundsätzlich für alle Branchen. Vor allem aber auch für den Bau, wo die meisten Arbeitsunfälle passieren. Baustellen sind Unfall-Hotspots“, so Achim Bartels.
Bartels drängt in diesem Zusammenhang perspektivisch auf die Einrichtung einer staatlichen Arbeitsinspektion: „Wir brauchen eine übergeordnete Behörde, die Kontrollen bündelt. Sie muss die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten und Sozialvorschriften sicherstellen. Dazu gehört die Kontrolle von Schwarzarbeit und von Verstößen gegen das Zahlen von Mindestlöhnen. Aber auch den Arbeitsschutz und das Einhalten des Arbeitszeitgesetzes müsste die Arbeitsinspektion fest im Blick haben“, fordert Achim Bartels. Eine solche „Arbeitskontrolle aus einer Hand“ habe sich etwa in Frankreich und Spanien bewährt.