TGewalttätiger Mann im Kreis Stade: Immer mehr Taten werden bekannt

Für die Stadt Buxtehude arbeiten 820 Beschäftigte. Viele davon sind im Stadthaus beheimatet. Foto: Wisser
Zwei geschlossene Rathäuser, ein schwer verletzter Apotheker, Angriffe auf Polizisten: Ein Mann greift im Landkreis Stade seit Wochen immer wieder Menschen an.
Buxtehude. Mitarbeiterinnen der Hansestadt Buxtehude hatten am Mittwoch den Notruf gewählt. Der psychisch Kranke war gegen 10.30 Uhr trotz geltenden Hausverbots im Stadthaus in der Bahnhofstraße aufgetaucht.
„Er verhielt sich aggressiv“, sagt Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Die Kollegen rückten an. Doch der Mann weigerte sich, mit den Polizisten das Gebäude zu verlassen. Er versuchte, eine Polizistin zu schlagen und „in den Schwitzkasten“ zu nehmen.
Vier Beamten sei es schließlich gelungen, den Mann auf dem Boden zu fixieren und in Handfesseln zu legen. Ein Richter habe den Sudanesen „in die Psychiatrie eingewiesen“, sagte Bohmbach dem TAGEBLATT auf Anfrage. Laut Polizei soll der Mann keine Waffe - in Buxtehude machten Gerüchte von einem Messer die Runde - dabei gehabt haben.
Der Flüchtling soll seit zehn Jahren in Deutschland leben und gut Deutsch sprechen. Wenn er seine Medikamente nimmt, soll er umgänglich sein, erfuhr das TAGEBLATT aus gut informierten Kreisen.
Brutaler Angriff auf einen Apotheker in Horneburg
Es war aber nicht der erste Vorfall im Stadthaus in Buxtehude: In den vergangenen Wochen soll der Mann dort bereits eine Mitarbeiterin verbal sexuell belästigt haben. Deshalb hatte er das Hausverbot bekommen. Der Vorfall war angezeigt worden.
Noch brutaler ist ein Angriff auf einen Apotheker in Horneburg in der vergangenen Woche am Donnerstag abgelaufen. Der Mann soll dort gegen 14 Uhr einen angestellten Apotheker angegriffen und gegen den Kopf getreten haben. Dabei hat sich das Opfer die Augenhöhle gebrochen.
Der mutmaßliche Täter sei unvermittelt um den Tresen herumgelaufen, habe den Betroffenen zu Boden gebracht und auf das Opfer eingetreten. „Wir leben seit einer Woche in Angst“, sagt Apotheker und Geschäftsinhaber Mathias Grau.

Viele Menschen aus Buxtehude standen am Mittwoch überrascht vor der geschlossenen Tür des Stadthauses in der Bahnhofstraße. Foto: Wisser
Er selbst war bei der Attacke nicht vor Ort. Die Videoüberwachung der Apotheke hat den Vorfall dokumentiert. Wie viele andere fragt sich Mathias Grau, warum der Mann seine Angriffsserie danach noch fortsetzen konnte.
Serie von Angriffen in Stade und Horneburg
„Ich bin fassungslos, dass der Mann nach diesem Angriff auf meinen Mitarbeiter immer noch frei herumlaufen durfte“, so Grau. Die Polizei habe den mutmaßlichen Täter am Bahnhof gestellt und seine Personalien aufgenommen.
Ich bin fassungslos, dass der Mann nach diesem Angriff auf meinen Mitarbeiter immer noch frei herumlaufen durfte.
Mathias Grau, Apotheker
Damit nicht genug: Auch im Elbe Klinikum und in einer kommunalen Unterkunft soll der Mann Frauen belästigt haben. Auch andere Gewalttaten sind aktenkundig. So hatte der Mann am 24. Juli zwei Mitarbeiter im Rathaus der Samtgemeinde Horneburg angegriffen und verletzt.
Was war geschehen? Er hatte einer Mitarbeiterin mit der Faust unvermittelt ins Gesicht geschlagen. Ihren Kollegen griff der Mann mit einem Möbelstück an. Davor hatte der Obdachlose vormittags einen Wachmann der Stader Arbeitsagentur angegriffen.
Täter belagert tagelang das Horneburger Rathaus
Die Polizei leitete im Fall der Horneburger Rathausmitarbeiterin bereits ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung, wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und wegen Sachbeschädigung ein. Doch der Mann kam trotz der Vielzahl der Angriffe nicht länger in die Psychiatrie. Er tauchte wiederholt vor dem Rathaus in Horneburg auf. Die Polizei rückte wiederholt an.

Im Stadthaus in Buxtehude gab es am Mittwoch einen Polizeieinsatz. Foto: Wisser
Samtgemeindebürgermeister Knut Willenbockel sperrte das Rathaus zu. Besucher konnten es bis Mitte August lediglich nach Klingeln oder Klopfen betreten - aus Sicherheitsgründen. Seine Unterkunft in Horneburg musste der Mann verlassen, er kam in einer städtischen Containerunterkunft in Buxtehude unter.
Hürden für Einweisung in Psychiatrie sind hoch
Der Sozialpsychiatrische Dienst beim Landkreis kann eine Person für 24 Stunden unterbringen - verbunden mit dem nachträglichen Einschalten des Gerichts. Ohne eine richterliche Anordnung dürfen Menschen nicht länger festgehalten werden.
Wenn die Ärzte letztlich keine akute Gefahr mehr sehen, dürften die eingewiesenen Personen die Psychiatrie wieder verlassen. Die Hürden für eine Einweisung in eine geschlossene Einrichtung liegen in einem Rechtsstaat sehr hoch.
„Wir haben glücklicherweise die Gewaltentrennung“, sagt Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos). Jetzt seien Polizei und Justiz am Zug. Die Bürgermeisterin hatte am Mittwoch sehr schnell reagiert, das Stadthaus für zwei Tage geschlossen und darüber die Öffentlichkeit informiert.
Bürgermeisterin bringt Behörden zusammen
Für den Montag hat Katja Oldenburg-Schmidt einen runden Tisch der beteiligten Behörden organisiert. Neben der Stadt ist auch der Landkreis Stade vertreten. Landrat Kai Seefried (CDU) hat sich nach Bekanntwerden der neuesten Ereignisse durch sein Sozialamt informieren lassen. „Wir müssen alles tun, was zum Schutz der Menschen notwendig ist“, so Seefried.
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