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Politik

THalbzeitbilanz: Diese beiden Frauen haben Bock auf Politik im Landtag

Vertreten den Landkreis Stade im Landtag in Hannover: Birgit Butter (links) und Melanie Reinecke, beide CDU.

Vertreten den Landkreis Stade im Landtag in Hannover: Birgit Butter (links) und Melanie Reinecke, beide CDU. Foto: Sören Schuldt

Vor zweieinhalb Jahren zogen sie für die CDU in den Landtag ein. Jetzt ziehen Birgit Butter und Melanie Reinecke ihre persönliche Bilanz - mit überraschenden Erkenntnissen.

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Von Lars Strüning
Dienstag, 15.07.2025, 11:50 Uhr

Stade. „Opposition ist Mist“, sagte Birgit Butter und zitiert damit den ehemaligen SPD-Spitzenpolitiker Franz Müntefering. Soll heißen: Die CDU-Abgeordneten laufen häufig mit ihren Vorstößen ins Leere. Dabei signalisierten die Kolleginnen und Kollegen zum Beispiel von der SPD noch am Vorabend beim Bier inhaltliche Zustimmung, und am nächsten Tag werde dann doch gegen die CDU gestimmt. Das war eine neue Erfahrung.

Regierungsparteien „ignorant und arrogant“

Es passiere sogar, dass ihre von der rot-grünen Mehrheit abgelehnten Antrage später im neuen Gewand von den Regierungsparteien durchgewunken und als deren Erfolg verkauft werden. So geht Politik. Melanie Reinecke wirft den Regierungsparteien im besten Oppositionssprech „Arroganz und Ignoranz“ vor. Nur wenn es passt, suche die SPD die Nähe zur CDU - zum Beispiel, um die AfD zu bändigen. Was motiviert die beiden dann trotzdem?

Butter und Reinecke sind sehr geerdete Politikerinnen, fest verwurzelt in der Lokalpolitik. Butter ist Ortsbürgermeisterin in Hedendorf und stellvertretende Landrätin, Reinecke ist Stades stellvertretende Bürgermeisterin und CDU-Kreisvorsitzende. Mit diesen Ehrenämtern halten sie Kontakt zum normalen Leben. Beide sehen sich als Interessenvertreterinnen ihres Wahlkreises und der Menschen, die dort leben.

Ihre Wahlkreise mit dem Mix aus Stadt und Land schätzen die beiden besonders wegen der Themenvielfalt, ob ÖPNV, Ärzteversorgung, Erzieherinnen-Mangel, Agrarthemen oder Chemie-Industrie.

Das CDU-Duo aus dem Landkreis Stade vor dem Landtag in Hannover: Melanie Reinecke (links) aus Stade-Bützfleth und Birgit Butter aus Buxtehude-Hedendorf.

Das CDU-Duo aus dem Landkreis Stade vor dem Landtag in Hannover: Melanie Reinecke (links) aus Stade-Bützfleth und Birgit Butter aus Buxtehude-Hedendorf. Foto: Sören Schuldt

Butter vertritt den Wahlkreis Buxtehude mit dem Alten Land, Horneburg, Apensen und Harsefeld. Reinecke ist in Stade, Fredenbeck, Kehdingen und in Oldendorf/Himmelpforten unterwegs. Ihre Kalender sind prall gefüllt. Wer ihnen in den sozialen Medien folgt, wird gut über ihr buntes Programm informiert. Muss diese intensive Eigenwerbung sein?

Intensive PR in eigener Sache gehört heute dazu

Ja, sagen beide. „Wie sonst soll ich die 100.000 Menschen in meinem Wahlkreis erreichen?“, fragt Reinecke rhetorisch. Die PR in eigener Sache sei unbezahlbar. Butter ergänzt: „Das ist unsere Visitenkarte.“ Sonst bekomme keiner mit, was die beiden umtreibt.

Wichtig ist ihnen, nicht nur bunte Bilder, sondern auch Inhalte zu transportieren, damit die Wähler wissen, wofür sie stehen. Butter will dabei nicht nur bierernst rüberkommen. Das Leben sei kompliziert genug, sagt sie und nennt zwei Themen.

Der Erhalt der Förderschulen sei ihr und der CDU wichtig. Die SPD ziehe nicht mit - wegen der Grünen. Möglichst schnell soll die elektronische Fußfessel kommen, um Frauen vor männlichen Übergriffen zu bewahren. Die rot-grüne Koalition setze auf eine große Reform. Das dauere.

Die große Angst vor der ersten Rede im Landtag

Auf die Frage, ob es denn noch Spaß bringe, sagen beide spontan und überzeugend Ja. „Wir wissen, wie der Zirkus funktioniert“, sagt Reinecke. Beide erinnern sich an ihre erste Rede im Plenum. „Ich bin tausend Tode gestorben“, sagt Reinecke. Ihr Motto: Nur nicht blamieren.

Der Blick vom Rednerpult in den Landtag sei beeindruckend, heute sei der Gang zum Mikrofon eher Routine. Obwohl niemand weiß: Kommen Zwischenrufe oder Nachfragen, die einen aus dem Konzept bringen? Beim ersten Mal nicht. Da genießen alle Welpenschutz, danach wird das Feuer aber freigegeben. Für Butter wichtig: Einmal während der Rede darf auch gelacht werden, falls das Thema - wie bei der Fußfessel - nicht zu ernst ist.

Reinecke schwärmt vom Dasein als Profi-Politikerin. Es sei „der schönste Job, den ich mir vorstellen kann“. Alle Türen öffneten sich, die Menschen seien alle gesprächsbereit. Das merke sie gerade jetzt wieder bei ihren Sommer-Praktika - ob im Rettungsdienst, bei den Elblotsen oder im Schweinestall.

„Kein Tag ist wie der andere“, sagt Butter. Sie habe gelernt, wiederholt ihre Ideen ins Spiel zu bringen. Sie beiße sich dann fest wie ein Terrier. Es mache auf alle Fälle Spaß, sich für andere einzusetzen.

Dafür müsse man neugierig sein und Menschen mögen, sagt Reinecke. „Du bist permanent in Kontakt mit Menschen.“ 50 Prozent der Gespräche drehten sich um Probleme, die die Menschen umtreiben. Auch das müssen Politikerinnen mögen.

Melanie Reinecke (links) und Birgit Butter nehmen ihren Landes- und Fraktionschef Sebastian Lechner in die Mitte.

Melanie Reinecke (links) und Birgit Butter nehmen ihren Landes- und Fraktionschef Sebastian Lechner in die Mitte. Foto: Sören Schuldt

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