Zähl Pixel
Handball-Bundesliga

TKühlschränke statt Konflikte: BSV und Stadt legen Hallen-Streit bei

Die BSV-Geschäftsführer Peter Prior (links) und Timm Hubert mit Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt.

Die BSV-Geschäftsführer Peter Prior (links) und Timm Hubert mit Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt. Foto: Scholz

Kalte Getränke, warme Worte: Nach dem Streit um die neue Halle Nord zeigen sich Stadt und BSV beim Sponsorenabend versöhnt. Sogar die Kühlschrankfrage ist geklärt.

author
Von Tim Scholz
Mittwoch, 15.10.2025, 17:50 Uhr

Buxtehude. Hinter dem Getränketresen in der neuen Halle Nord surren zwei Kühlschränke. Wenige Meter daneben stehen Katja Oldenburg-Schmidt und Peter Prior - erst spricht die Buxtehuder Bürgermeisterin zu den 120 Gästen auf der Tribüne, dann der Geschäftsführer des Bundesligisten. Kein Streit, sondern zwei Reden, die zeigen: Stadt und Verein haben wieder zueinandergefunden.

Noch vor einem Monat trugen beide Parteien einen öffentlichen Streit aus. Es ging um die Nutzung der kurz zuvor eröffneten Arena, ein Backe-Verbot stand im Raum. Der BSV attackierte die Stadt und ihre Mitarbeiter, löste damit einen Shitstorm und bundesweite Schlagzeilen aus. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt.

„Mal schüttelt man sich, hinterher gibt man sich die Hand“

Beim Sponsorenabend am Dienstag betont Oldenburg-Schmidt, dass sie die Halle Nord nun zur „Chefsache“ erklärt habe. „Bei so einem großen Projekt läuft nicht immer alles reibungslos“, gesteht sie ein. „Es ist wie im Sport: Mal schüttelt man sich, hinterher gibt man sich die Hand, geht vom Platz und sagt: Jetzt geht es weiter.“

Aber wie? „Alles, was die Halle betrifft, läuft jetzt über meinen Tisch“, sagt Oldenburg-Schmidt. Sie will sich damit vor ihre Mitarbeiter stellen, die zuletzt einiges abbekommen haben. Stadt und Verein stehen täglich in Kontakt, bestätigen beide Seiten. Oldenburg-Schmidt kanalisiert die Anliegen des BSV und leitet sie an die zuständigen Mitarbeiter in der Verwaltung weiter. „Wir besprechen viele Details. Es geht um Lagerung, Technik, Nutzungsrechte und so weiter. Das hier ist schließlich keine kleine Halle“, erklärt Oldenburg-Schmidt.

Die Buxtehuder Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt erklärte die neue Halle Nord zur „Chefsache“.

Die Buxtehuder Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt erklärte die neue Halle Nord zur „Chefsache“. Foto: Scholz

Peter Prior spricht anschließend ins Mikro: „Ja, wir hatten Diskussionen und manche Streitthemen, aber inzwischen haben wir schnell Verbesserungen erreicht.“ Prior verdeutlicht das an einem Beispiel: die Kühlschränke in der neuen Halle. Dann fällt das Mikrofon aus, er legt es beiseite und spricht mit erhobener Stimme weiter.

Worum es dem BSV-Macher wirklich geht

Kühlschränke - eigentlich eine Banalität. Doch in den Gesprächen zwischen Stadt und Verein waren sie wohl immer wieder Streitthema. Denn: Zunächst hatte die Stadt „Mini-Kühlschränke“ an den Verkaufsständen eingebaut - zu klein aus Sicht des BSV. Seine eigenen Industriekühlschränke durfte der Verein nicht aufstellen. Doch seit dem zweiten Heimspiel stehen sie dort. Stadt und Verein haben sich geeinigt.

Beim ersten Heimspiel wurden noch ungekühlte Getränke verkauft.

Beim ersten Heimspiel wurden noch ungekühlte Getränke verkauft. Foto: Jan Iso Jürgens

Prior will damit verdeutlichen, worum es ihm geht: um die vielen Helfer, unter anderem Ordner, Kassierer oder eben die Verkäuferinnen an den Getränkeständen. „Wir wollen, dass sie zufrieden und glücklich sind, und ihnen das Arbeiten erleichtern“, sagt Prior.

Was er meint: Sieben Stunden dauert der Aufbau bei einem Bundesliga-Heimspiel. Rund 50 Helferinnen und Helfer sind im Einsatz - vom Hallenboden über die elektronische Bande bis hin zur Tribüne. „Viele Helfer unterstützen uns ehrenamtlich. Müssten wir sie bezahlen, würde uns das absolut überfordern“, sagt Prior. „Wir wollen diese Gruppe schützen und pflegen.“ Er lobt ausdrücklich, dass die Bürgermeisterin sich mit Helfern persönlich treffen und austauschen will.

Stadtverwaltung arbeitet unter Hochdruck

Dass die Kommunikation wieder funktioniert, zeigte zuletzt auch das Heimspiel gegen Göppingen, das im Free-TV auf DF1 übertragen wurde, die erste frei empfangbare BSV-Partie seit fast drei Jahren. Nach Vereinsangaben schalteten in der Spitze rund 70.000 Menschen ein.

Das BSV-Spiel gegen Göppingen wurde mit fünf Kameras gefilmt.

Das BSV-Spiel gegen Göppingen wurde mit fünf Kameras gefilmt. Foto: Jan Iso Juergens IsoluxX Fotogr

Damit das möglich wurde, mussten einige Voraussetzungen geschaffen werden, zum Beispiel wurden Wände durchbohrt, um die Kabel der Produktionsfirma zu verlegen. „Das TV-Spiel hat meinen Mitarbeitern und mir Schweißperlen auf die Stirn getrieben, aber es hat funktioniert“, sagt Oldenburg-Schmidt. BSV-Geschäftsführer Timm Hubert stellt fest: „Die Halle kann TV.“

Lesen Sie auch

Anschließend strömen die Gäste in den VIP-Raum. Die Unterstützer des BSV stehen an Tischen, eingedeckt mit blauen Hussen, Teelichtern und herbstlicher Deko. Es gibt Schnittchen vom Buffet, Kellnerinnen servieren Bier.

Leun: „Das geht einem sehr nahe“

Zum Schluss geht es um das Sportliche. Trainer Dirk Leun berichtet von einer Mannschaft, die trotz vieler Rückschläge kämpft. Nach dem Kreuzbandriss von Torhüterin Sophie Fasold traf es vergangene Woche auch Rückraumspielerin Levke Kretschmann, die sich im Training das Wadenbein brach und am Dienstag operiert wurde. Insgesamt fehlen dem BSV derzeit fünf Spielerinnen langfristig. „In so einer Dichte und Häufigkeit habe ich das noch nicht erlebt“, sagt Leun. „Das geht einem schon sehr nahe.“

120 Gäste beim BSV-Sponsorenabend in der neuen Halle Nord.

120 Gäste beim BSV-Sponsorenabend in der neuen Halle Nord. Foto: Scholz

Der BSV schaut sich deshalb bereits nach Verstärkung um, allerdings gestaltet sich die Suche schwierig. In Deutschland sei der Markt leergefegt, weshalb man jetzt den Blick ins Ausland richte, heißt es. Zwischen den Zeilen lässt Prior durchblicken, dass eine Verlängerung mit der reaktivierten Torhüterin Marie Andresen über November hinaus nicht ausgeschlossen ist.

Der Sponsorenabend geht langsam zu Ende. Der VIP-Raum leert sich, das Surren der Kühlschränke bleibt.

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Artikel