TStader LNG-Terminal ausgebucht – Letzter Großkunde überrascht

Im Chemiepark in Stade-Bützfleth soll bis zum Winter 2026/2027 auch ein landbasierte LNG-Terminal samt Hafenausbau entstehen. Foto: Focke Strangmann/dpa
Es ist ein Riesenschritt: Die Kapazitäten des geplanten LNG-Terminals im Stader Seehafen sind seit Donnerstag vollständig vermarktet. Von 2027 an liefert Stade auch über Deutschlands Grenzen hinaus.
Stade/Prag. Der tschechische Staat hat sich Kapazitäten im künftigen landbasierten LNG-Terminal in Stade gesichert. Gemeinsam mit der Regierung habe der teilstaatliche Energiekonzern CEZ vertraglich die jährliche Nutzung von zwei Milliarden Kubikmetern Erdgas vereinbart, teilte ein Regierungssprecher am Donnerstag in Prag mit. Das sei mehr als ein Viertel des derzeitigen Jahresverbrauchs in Tschechien.
Die Vereinbarung gilt den Angaben zufolge ab 2027 zunächst für 15 Jahre mit einer Verlängerungsoption um 25 Jahre - inklusive der späteren Umstellung auf Ammoniak-Lieferungen.
LNG-Terminal: Tschechien sichert sich Kapazitäten in Stade
Für den Betreiber in Stade, Hanseatic Energy Hub (HEH), ist der Vertragsabschluss ein Riesenschritt. Damit sind die geplanten LNG-Kapazitäten vollständig vermarktet, das Terminal im Stader Seehafen von 2027 an mit nun drei Großkunden ausgebucht. Zuvor hatten sich bereits die beiden deutschen Energieversorger EnBW und SEFE langfristige Importrechte in Höhe von sechs beziehungsweise vier Milliarden Kubikmetern pro Jahr gesichert. Auch diese Buchungen sind mit der Option auf Ammoniak umzustellen zukunftsflexibel ausgestaltet. Weitere 1,3
Milliarden Kubikmeter werden entsprechend den regulatorischen Vorgaben für den Spotmarkt bereitgehalten. Die Gesamtkapazität des Terminals beläuft sich auf 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr.
Novum: Mit dem Auftrag aus Tschechien sei Stade der erste der fünf deutschen LNG-Standorte, der einen Vertrag mit dem europäischen Ausland habe, teilte HEH mit.
Fertigstellung und Betrieb des landseitigen LNG-Terminals auf dem Gelände des Chemieparks in Stade-Bützfleth ist für Winter 2026/27 geplant. Als Investitionskosten sind etwa eine Milliarde Euro veranschlagt, eine finale Investitionsentscheidung werde in den kommenden Wochen getroffen, hieß es von HEH.
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Tschechien macht sich unabhängig vom russischen Gas
Dieser Schritt stärke die Energiesicherheit Tschechiens, das in der Vergangenheit - wie auch Deutschland - fast vollständig von russischem Gas abhängig gewesen war. „Dass sich ein Binnenland so schnell von der Abhängigkeit von russischen Gasimporten gelöst hat, ist nicht nur ein großer Erfolg, sondern auch eine Investition in unsere Zukunft“, sagte Industrieminister Jozef Sikela.
Der tschechische Erdgas-Jahresverbrauch lag 2022 bei 7,5 Milliarden Kubikmetern. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hat die Regierung wiederholt an die Bürger appelliert, sparsam mit der Energieressource umzugehen.
Die tschechische Regierung hatte sich das politische Ziel gesetzt, sich an einem Flüssiggasterminal in einem Nachbarland zu engagieren. Bis 2027 hat Versorger CEZ Kapazitäten am schwimmenden Terminal in Eemshaven/Niederlande gepachtet. „Dank Stade können wir die LNG-Lieferungen nach diesem Datum problemlos fortsetzen. Ein weiterer Vorteil wird sein, dass das Gas auf seinem Weg in die Tschechische Republik nur eine internationale Grenze passieren muss“, sagte Daniel Beneš, CEO von CEZ.
LNG-Schiff soll ab diesem Winter Gas importieren
Der Bau eines Anlegers zum Import von verflüssigten Gasen ist in vollem Gange und soll noch im Dezember abgeschlossen werden, damit bereits in diesem Winter zunächst ein schwimmendes LNG-Terminal in Form eines von der Bundesregierung gecharterten Schiffes (FSRU) dort festmachen kann. Land und Bund investieren in den Hafenausbau 300 Millionen Euro.

Für den Anleger des schwimmenden LNG-Terminals in Stade laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren. Foto: Focke Strangmann/dpa
Per FSRU und später über das landseitige Terminal soll das tiefgekühlte und damit flüssige Erdgas regasifiziert und ins deutsche Gasnetz eingespeist werden. Mit den Importen soll die Lücke geschlossen werden, die die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland in die deutsche Energieversorgung gerissen haben.
Der Hanseatic Energy Hub ist als ein flexibles Baukastensystem für die Energiewende geplant. Terminal, Hafen, Industriepark und Anschlussinfrastruktur seien laut HEH so ausgelegt, dass eine Umstellung auf Ammoniak als wasserstoffbasierten Energieträger
modular erfolgen können. (dpa/st)