TNahverkehr im Check: Das sind die schlechtesten Buslinien im Landkreis Stade

Klaus Müller vom Fahrgastbeirat schaut auf einen KVG-Fahrplan am Altländer Markt in Jork. Foto: Vasel
Der Kreis Stade fördert den öffentlichen Personennahverkehr mit Millionen. Doch der Fahrgastbeirat ist nicht zufrieden. Die fünf schlechtesten Buslinien im Check - und die fünf besten.
Landkreis. Der Vorsitzende des Fahrgastbeirats hat die Busverbindungen für das TAGEBLATT bewertet. Das sind laut Klaus Müller die fünf schlechtesten und die fünf besten Linien:
Top 5 der schlechtesten Buslinien
1. Der letzte Bus der Linie 2038 (Buxtehude - Hollenstedt) fährt montags bis freitags bereits um 18.37 Uhr am ZOB Buxtehude ab. Das sei nicht nur für Berufstätige, Schüler und Studenten auf dem Heimweg „viel zu früh“. Wer in Moisburg oder in Daensen wohnt, ist weiter auf das Auto angewiesen. Außerdem fehle eine Verlängerung der Buslinie bis nach Buchholz, um dort in die Bahn nach Bremen oder anderswo umsteigen zu können.
2. Schlecht angebunden sind die Ortschaften und das Umland der Stadt Buxtehude. Der Bus 2103 fährt um 18.48 Uhr das letzte Mal vom ZOB in Buxtehude nach Hedendorf und Nottensdorf. Und am Wochenende herrscht Totentanz.
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3. Das gilt auch für die HVV-Linie 2035 Buxtehude - Ahlerstedt. Letzte Abfahrt: 18.48 Uhr am ZOB. Wer auf der Geest wohnt, ist ohne Pkw verloren, will er am Kulturleben in den Städten wie Buxtehude oder Hamburg teilhaben.
4. Ganz schlecht sehe es in Engelschoff, Hüll oder Großenwörden aus, „dort fährt in den Schulferien überhaupt kein Bus“.
5. „Stiefmütterlich behandelt wird auch Kehdingen.“ Dort fehle eine gute Busanbindung von Freiburg an die Regionalbahn RE5 Start-Unterelbe Hamburg-Cuxhaven. Das teurere Anruf-Sammel-Taxi verkehrt nur nach Anmeldung mindestens 45 Minuten vor Abfahrt unter www.ast-stade.de oder 04141 / 123 123 und fährt nach Cadenberge. Wer den Bus 2025 nimmt, muss erst mit dem Bus nach Stade fahren, um dort in die Bahn umzusteigen. Es fehle an kreisübergreifender Kooperation im ÖPNV.
Top 5 der besten Buslinien
1. Gut läuft es mit der Linie 257 Jork - Neugraben. Der Bus fährt nachts um 0.21 Uhr an der S-Bahnhaltestelle Neugraben ab. Das ermögliche die Teilhabe am kulturellen Leben in Hamburg. Sonnabends und sonntags fährt der Bus von Jork um 5.47 Uhr in die Stadt, das reiche, um Fernzüge zu bekommen oder zum Fischmarkt zu fahren.
2. Lob gibt es auch für die Linie 2025 Stade - Freiburg. Wer wochentags spätabends nach Hause will, kann noch um 0.07 Uhr in den Bus am Stader Bahnhof einsteigen.
3. Positivbeispiel für innerstädtischen Busverkehr ist für Müller die Stadt Stade. Er verweist auf die Buslinie 2007 (Agathenburg - Stade - Pferdemarkt - Wiepenkathen) mit ihrem 20-Minuten-Takt und der Ringbuslinie in den späten Abendstunden.
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4. Gut läuft es auch auf der 2040 (Buxtehude - Jork - Cranz - Neuenfelde - Finkenwerder) - verbunden mit der Anbindung an die Hadag-Hafenfähren. In der Benittstraße wurden - gegenüber der jetzigen Feuerwache - Busstellplätze eingerichtet. Das ist nur ein Provisorium. Nach dem Neubau und Umzug der Feuerwache - anvisiert für 2026 - wird die Bushaltestelle Finkenwerder-Landungsbrücken komplett erneuert.
5. Die Linie 2053 Horneburg (Bahnhof) - Steinkirchen sei ein Gewinn für das Alte Land, der Bus fährt werktags zeitweise stündlich und ist auch an den Wochenenden unterwegs.
Fünf-Punkte-Plan des Fahrgastbeirats
1. Sinnvoll wäre eine Expressbuslinie von Jork oder Steinkirchen über die Finkenwerder Ortsumgehung und die Köhlbrandbrücke durch den Hamburger Hafen zur U- und S-Bahn-Station Elbbrücken. Weil die Bahn nach Hamburg für viele Altländer „wegen hoher Auslastung in den Hauptverkehrszeiten und häufiger Betriebsstörungen wenig attraktiv“ sei, machen sich die Gemeinde Jork und der Fahrgastbeirat bereits für eine Expressbuslinie stark. Der Bus würde so fahren wie viele Hamburg-Pendler: Für viele wäre es ohne Auto stressfreier, viele würden die 15 Minuten mehr sicher gern in Kauf nehmen. Mit einer Schnelllinie „ohne Umsteigen“ würde eine psychologische Barriere fallen. „Das würde mit Sicherheit viele zum Umsteigen bringen“, sagt Müller.
Alternativ könne der 150er (Bahnhof Altona - Cranz-Estebogen) nach Jork oder Steinkirchen verlängert werden. Allerdings müsste der Bus, um attraktiv für Autofahrer zu werden, von morgens bis abends im Halbstundentakt fahren. Der 150er sei in Jork und im Alten Land ein Symbol - einerseits für guten ÖPNV bis Cranz, andererseits für schlechten ÖPNV aufgrund der mangelhaften Anbindung des niedersächsischen Teils des Alten Landes an Hamburg.
2. Von Freiburg müsse eine Buslinie zwischen Freiburg und Cadenberge eingerichtet werden, um Nordkehdingen besser an die Regionalbahn anzuschließen. Die Landkreise Cuxhaven und Stade müssten ihre Grenzen überwinden - gerade im ÖPNV.
3. Grenzen überwinden, das gelte auch für die Kommune an der Hamburger Landesgrenze. Der Hamburger Wochenend-Nachtverkehr müsse zumindest bis Jork, vielleicht auch bis Steinkirchen durchfahren. Wenn Jork in Schleswig-Holstein liegen würde, „hätten wir längst eine durchgehende Busverbindung in die Hamburger City im 20-Minuten-Takt“, wird Müller nicht müde zu betonen.
4. Auch auf der A26 sollte eine Schnellbuslinie eingerichtet werden - als Schnellverbindung, insbesondere für die Altländer und (nach dem Weiterbau) bis Drochtersen.
5. Angedacht werden sollte auch eine Buslinie in Kombination mit der Elbfähre Wischhafen - Glückstadt und Deutschlandticket.

Der Fahrgastbeirat begrüßt die Verlägerung der Buslinie 2040 (Buxtehude - Jork - Neuenfelde - Finkenwerder) bis zu den Landungsbrücken - verbunden mit der besseren Anbindung an die Hadag-Fähre 62. Foto: Vasel

Ein KVG-Bus der Linie 2040 passiert das Rathaus in Jork.