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Gedenken

Arian ist tot: In der Kirche Elm darf um den Jungen getrauert werden

Ein Kreuz zum Gedenken an Arian (Symbolbild).

Ein Kreuz zum Gedenken an Arian (Symbolbild). Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Das Schicksal des sechsjährigen Arian bewegt viele Menschen, auch in seinem Heimatort Elm. Dort will die Kirche den Menschen ein Ort sein, ihre Gefühle auszudrücken - und zu trauern.

Von dpa Freitag, 28.06.2024, 16:14 Uhr

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Elm. Einen Platz zum Trauern will die evangelische Kirche den Menschen nach dem Tod des sechsjährigen Arian geben. Die Kirche der Gemeinde Elm - ein Ortsteil von Bremervörde und das Zuhause des autistischen Kindes - solle als „Ort der stillen Trauer und des Gedenkens dienen“, sagte der Superintendent des Kirchenkreises Bremervörde-Zeven, Carsten Stock, am Freitag.

Kirche wird am Freitag und Samstag geöffnet

Dafür solle die Kirche am Freitagnachmittag von 17 bis 19 Uhr und am Samstag von 10 bis 18 Uhr offenstehen. Zuvor hatte die „Nordwest-Zeitung“ online berichtet.

Superintendent Stock erklärte, vier verschiedene Stationen würden vorbereitet, an denen die Menschen auf unterschiedliche Art trauern und die „Gefühle, die sie bewegen“, ausdrücken könnten. Sie könnten ein Licht für den kleinen Jungen anzünden oder ihm symbolisch Blütenblätter mitgeben.

Sie benötigen Hilfe? Telefonseelsorge Elbe-Weser ist rund um die Uhr telefonisch unter 0800/ 110111 erreichbar. Einen Chattermin vereinbart man über die Homepage www.telefonseelsorge-elbe-weser.de. Alle Anrufe und Chats sind kostenlos, anonym und vertraulich.

DNA-Abgleich bringt traurige Gewissheit

Ein DNA-Abgleich hatte ergeben, dass Arian das tote Kind war, das ein Landwirt am Montagnachmittag bei Mäharbeiten auf einer Wiese im Landkreis Stade gefunden hatte. Nach Polizeiangaben gab es keine Hinweise darauf, dass der seit April vermisste Junge Opfer eines Verbrechens wurde.

Woran er starb, wollen die Ermittler zum Schutz der Familie nicht sagen. Ein Verbrechen schließen sie nach dem Ergebnis der Obduktion aus.

Nach Arians Verschwinden am 22. April spricht die Polizei direkt von einer sehr ernsten Lage. „Die ganze Geschichte ist dramatisch“, sagt Polizeisprecher Heiner van der Werp mit Blick auf nächtliche Temperaturen von teils unter null Grad Celsius.

Die Polizei geht davon aus, dass das Kind sein Zuhause selbstständig verließ - auf Socken und leicht bekleidet. „Der Junge hat erst vor Kurzem gelernt, wie man verschlossene Türen öffnet“, berichtet der Polizeisprecher damals. „Das mag der Hintergrund sein.“

Arian war Autist und konnte nicht sprechen

Was die Suche erschwert: Arian ist Autist und kann nicht sprechen. Ein so junges autistisches Kind sei wahrscheinlich verängstigt und schwer auffindbar, sagt der Sprecher der Stadtfeuerwehr Bremervörde, Bastian Kynast, am 23. April. Möglicherweise habe sich Arian versteckt.

Um die Aufmerksamkeit des Jungen zu bekommen, brennen Einsatzkräfte Feuerwerk ab, spielen Kinderlieder, hängen Luftballons und Süßigkeiten auf. Doch niemand findet ihn.

Die Einsatzleitung legt schnell fest, welche Gebiete in welcher Reihenfolge kontrolliert werden. „Um sicherzustellen, damit wirklich jeder Fleck durchsucht wird“, erklärt Kynast.

In den Tagen nach Arians Verschwinden suchen die Einsatzkräfte große Flächen ab - auch dort, wo rund zwei Monate später Arians Leiche gefunden wird. Die Gegend liegt knapp drei Kilometer von Arians Zuhause entfernt.

Einsatzkräfte zwischen Bangen und Hoffen

Der Fall Arian geht vielen Einsatzkräften nahe. „Natürlich muss man professionell bleiben, aber das ist schon gewaltig“, sagt Kynast, nachdem er in der Nacht Teil der kommunalen Einsatzleitung war.

Die Polizei veröffentlicht Fotos und hofft, dass der Junge mit dunkelblonden Haaren und braunen Augen erkannt wird. Auf einem Foto trägt er das ockerfarbene, langärmlige Shirt, in dem er zuletzt gesehen wurde.

Der Vermisstenfall ist inzwischen überregional bekannt, viele Menschen bangen um das Kind. Die Einsatzkräfte wissen, dass es ein Wettlauf gegen die Zeit ist. Sie möchten die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie Arian lebend finden.

„Wollten alles Menschenmögliche tun, um Arian zu finden“

Auch die Bundeswehr beteiligt sich. Nach Angaben einer Sprecherin des Landeskommandos sind bis zu 250 Soldaten vor Ort. Drohnen, ein Hubschrauber und ein Tornado-Flugzeug, das Luftaufnahmen mit einer Wärmebildkamera erstellt, fliegen über das Gebiet. Immer wieder sind Suchhunde im Einsatz, auch mit Pferden wird die Gegend durchforstet. Doch niemand stößt auf den Jungen.

„Wir wollten alles Menschenmögliche tun, um Arian zu finden und ihn bestenfalls nach Hause bringen“, sagt Polizeisprecher Heiner van der Werp Ende April. Auch er ist enttäuscht, dass das Kind nicht gefunden wurde. „Wir waren fast dabei zu versprechen, wir werden ihn finden, und das konnten wir nicht einhalten.“

Nach rund einer Woche intensiver Suche beendet die Polizei den Großeinsatz. Die Entscheidung trifft der Leiter der Polizei in Absprache mit dem Innenministerium - nachdem die Einsatzkräfte nach Polizeiangaben eine Fläche von mehr als 7500 Fußballfeldern abgesucht haben.

Landwirt entdeckt Arians Leiche bei Mäharbeiten in Behrste

Danach bearbeitet eine Ermittlungsgruppe den Fall weiter. Das Team der Polizei prüft zahlreiche Hinweise, geht Spuren nach und stellt Hypothesen auf, was Arian widerfahren sein könnte. An einzelnen Tagen versammeln sich Einsatzkräfte oder Freiwillige zur Suche. Doch der Junge bleibt verschwunden.

Als ein Landwirt Ende Juni beim Mähen einer Wiese eine Kinderleiche entdeckt, denken viele Menschen direkt an Arian. Auch der Bauer ist sich sicher, dass es der vermisste Junge ist. Er habe Arians Shirt erkannt, sagt er zu einer dpa-Reporterin, die vor Ort ist. „Ich wusste sofort, dass es der Junge ist.“ (dpa)

Hinweis der Redaktion: Letztes Update um 17.03 Uhr

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