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Umweltproteste

TBUND klagt gegen festes LNG-Terminal in Stade

Der Industriehafen Stade, der für ein Terminal für Flüssigerdgas erweitert wird. Das landbasierte Terminal soll 2027 in Betrieb genommen werden.

Der Industriehafen Stade, der für ein Terminal für Flüssigerdgas erweitert wird. Das landbasierte Terminal soll 2027 in Betrieb genommen werden. Foto: Sina Schuldt/dpa

Seit Dienstag ist es amtlich: Umweltschützer haben Klage gegen das Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg eingereicht. Der Bau im Stader Seehafen verstoße gegen nationale und internationale Klimaziele, lautet ein Vorwurf – und es gibt weitere Sorgen.

Von Redaktion Mittwoch, 13.03.2024, 17:45 Uhr

Stade. Umweltverbände gehen gegen die Genehmigung für die Errichtung und den Betrieb des festen LNG-Terminals in Stade-Bützfleth juristisch vor. Der geplante Bau verstoße gegen nationale und internationale Klimaziele, die Pläne wiesen gravierende sicherheitsrelevante Fehler auf, hieß es in einer Mitteilung des BUND Niedersachsen am Mittwoch. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) unterstützt die Klage, die der BUND-Landesverband am Dienstag gegen das Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht hat.

Der künftige Betrieb des landseitigen LNG-Terminals mit fossilem Gas bis zum Jahr 2043 widerspreche dem vom Landtag beschlossenen Klimagesetz, das für Niedersachsen Treibhausgasneutralität bis 2040 festschreibt, führte die BUND-Landesvorsitzende Susanne Gerstner an. Zudem wiesen die Genehmigungsunterlagen für das Terminal im Industriehafen nahe Dow & Co. große Lücken auf. „Mögliche Störfälle werden nicht ausreichend berücksichtigt, obwohl sich in unmittelbarer Umgebung große Chemiebetriebe befinden. Durch eine Schiffshavarie auf der stark befahrenen Elbe kann es zu gravierenden Folgen für nahe gelegene, europaweit geschützte Gebiete kommen“, sagte sie. Zudem würden die Risiken durch zunehmende Sturmfluten und steigende Tide-Flutwasserstände unterschätzt.

Was Umweltschützer an Stades LNG-Plänen kritisieren

DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner sieht die Gefahr einer unumkehrbaren fossilen Abhängigkeit: „Hier soll die erste feste LNG-Anlage an Land gebaut werden, durch die über Jahrzehnte fossiles Erdgas importieren werden kann. Dabei steht jetzt schon fest, dass in Stade vor allem Fracking-Gas importiert werden soll.“ Die Nutzer EnBW und SEFE hätten bereits jetzt langfristige Lieferverträge mit US-Konzernen abgeschlossen. Damit mache das Projekt in Stade auch den Ausbau der US-LNG- und Fracking-Industrie möglich.

Schwimmendes Terminal: Transportschiff wird in Stade erwartet

Derzeit werden ein schwimmendes Terminalschiff sowie ein festes, landseitiges Terminal zum Import von flüssigem Erdgas (LNG) am Standort Stade geplant. Das schwimmende Terminal soll in den kommenden Wochen in Betrieb gehen. Das Spezialschiff, bislang unter dem Namen „Transgas Force“ unterwegs, soll sich aktuell nach dem Werftaufenthalt in Rotterdam auf dem Weg nach Stade befinden. Die Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) wird zur Erwärmung des tiefgekühlten LNG per Elbwasser benötigt. Zunächst soll ein Testbetrieb starten.

Widerspruch gegen Stader LNG-Terminal zuvor abgelehnt

Das wesentlich größere landseitige soll das schwimmende ersetzen und laut Genehmigung bis Ende 2043 mit fossilem Erdgas betrieben werden.Das Projekt, das 2026 fertiggestellt werden sollte, hat sich verzögert. Im Dezember 2023 hatten der BUND Niedersachsen und die DUH beim Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg Widerspruch gegen die Genehmigung des festen Terminals eingelegt, diese wurden im Februar abgelehnt. Seit 2019 betreibt Hanseatic Energy Hub (HEH) die Planung. Jährlich sollen 13,3 Milliarden Kubikmeter grüne und LNG-Gase umgeschlagen werden.

Als Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hatte die Bundesregierung 2022 erklärt, mehrere LNG-Terminals aufzubauen. Die LNG-Importe sollen zur Schließung der Versorgungslücke beitragen, die durch das Ausbleiben russischer Gaslieferungen entstand. Im vergangenen Jahr wickelte Deutschland allerdings nur einen kleinen Teil seiner Gasimporte über die milliardenschweren Terminals ab.

Chlor-Einsatz im Wattenmeer: DHU-Klage auch in Wilhelmshaven

Neben Stade soll in den kommenden Monaten ein weiteres Terminal in Wilhelmshaven hinzukommen. Dort ist bereits seit einem Jahr ein schwimmendes LNG-Terminal in Betrieb, ebenso in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein sowie in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern.

In Wilhelmshaven hat der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) die nötige wasserrechtliche Erlaubnis zur Einleitung von Abwasser in die Innenjade erteilt. Das Terminal soll ohne Chlor und Biozide betrieben werden. Für die Reinigung der Rohre werde eine Ultraschalltechnik genutzt, so das Umwelt- und Energieministerium in Hannover. Der Bund hat demnach die Mehrkosten für die Umrüstung übernommen.

Der Direktorin des NLWKN, Anne Rickmeyer, zufolge wurde die Erlaubnis unter Berücksichtigung hoher Umweltstandards und zum Schutz des sensiblen Ökosystems mit umfangreichen Inhalts- und Nebenbestimmungen versehen. „Diese beinhalten unter anderem ein Monitoring zu Temperaturveränderungen sowie eine enge Überwachung der Einleitungen.“ Wegen des Chlor-Einsatzes befürchtet die Umwelthilfe schwere Schäden für das Wattenmeer. Sie hat auch in diesem Fall beim Bundesverwaltungsgericht Klage gegen den Einsatz von Biozid beim Betrieb des schwimmenden Terminals „Höegh Esperanza“ eingereicht. (dpa/st)

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