Am Ende kam doch noch der Regen nach Wacken – Polizei ermittelt wegen Nazi-Parolen

Auf dem Festival in Wacken geht es nach Polizeiangaben überaus friedlich zu. Foto: Axel Heimken/dpa
85.000 Metalfans feiern auf dem Heavy-Metal-Festival in Wacken. Zwei unter ihnen fallen negativ auf. Auch eine Vermissten-Anzeige ruft die Polizei auf den Plan. Das Gelände indes hält dem Regen stand. Wie es 2025 weitergeht.
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Wacken. Das Wetter hat den Fans auf dem Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken bis kurz vor Schluss meist in die Karten gespielt. Vier Tage lang standen auf den Wiesen des 2.000-Seelen-Dorfes dröhnende Bässe, kreischende Gitarren und gewaltige Trommel-Einlagen im Mittelpunkt. Erst wenige Stunden vor Schluss gab es kräftigen Regen auf dem Holy Ground, wie Metalfans das Areal nennen. Die Veranstalter warnten vor möglichen Blitzen.
Seit Mittwoch haben rund 85.000 Besucherinnen und Besucher auf dem 33. Wacken Open Air (W:O:A) gefeiert. Die Menschen sollten dort zusammen feiern „und dann auch noch mit der richtigen Musik“, sagte Festivalchef Thomas Jensen. In allgemein immer schwierigeren Zeiten habe die friedlich feiernde Metal-Gemeinde einen Kontrapunkt gesetzt. 2023 waren wegen Wetter-Kapriolen letztlich 61.000 statt der erwarteten 85.000 Metalfans nach Wacken gekommen.

Am späten Samstagnachmittag warnte der Veranstalter die Wacken-Fans vor Gewitter. Foto: Axel Heimken/dpa
Männer grölen Nazi-Parolen in Wacken – Aufregung um Vermissten-Anzeige
Der Leiter der Polizeidirektion Itzehoe, Frank Matthiesen, lobte das neue System mit verschiedenen Routen und zusätzlichem Anreisetag. „Es gab keinerlei Wacken-Feeling auf der Straße, weil es keine Staus mehr gab“, sagte er.
Die Abreise am Sonntagmorgen und -vormittag wird traditionell auch wieder ein „Großkampftag“ für die Elbfähre von Glückstadt nach Wischhaf. Betreiber FRS ist wie bei der Anreise vorbereitet.
Der Rettungsdienst berichtete von 3.500 Einsätzen, vom Insektenstich bis zum Transport ins Krankenhaus. „Das ist eine normale Zahl“, sagte Rettungsdienstleiter Volker Böhm. Knapp 200 Besucherinnen und Besucher seien in ein Krankenhaus gebracht worden.
Für einen Aufreger sorgte der Brand eines Merchandising-Zeltes am frühen Dienstagmorgen, der auf Autos und Zelte übergriff. Weil sie rechtsradikale Parolen gegrölt haben sollen, mussten zwei Besucher das W:O:A vorzeitig verlassen. Ein Zeuge hatte die Polizei informiert. Das zeuge von der Atmosphäre des Festivals, dort werde niedrigschwellig eingeschritten. „Man muss ganz schön blöd sein, wenn man das gerade hier macht“, sagte Matthiesen.
In Absprache mit dem Veranstalter wurden die Bändchen der Männer einbehalten und ein Hausverbot ausgesprochen. Zudem will die Polizei gegen die beiden ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren einleiten.
Zudem ermittelte die Polizei nach einem Facebook-Post von privaten Nutzern, der den Hinweis auf einen offenbar seit Mittwoch vermissten 54 Jahre alten Festivalbesucher gab. Eine entsprechende Vermisstenanzeige gab es nach Polizeiangaben aber nicht. In Zusammenarbeit mit dem Veranstalter ermittelten Beamte, dass mit dem Bändchen am Morgen des Folgetages das Frühstück bezahlt wurde.
Demnach ging die Polizei davon aus, dass sich die Vermisstensuche erledigt hat. Der 54-Jährige wurde gebeten, sich noch einmal im Polizeicamp zu melden, um endgültige Klarheit zu haben.
m Donnerstagmorgen hatten Besucherinnen und Besucher bereits feststellen müssen, dass Diebe in der Nacht in elf Wohnwagen und Wohnmobile sowie zwei Zelte eingedrungen waren.

Thomas Jensen (l) und Holger Hübner, Veranstalter des Wacken Open Air, sitzen bei der Abschlusspressekonferenz auf dem Podium. Foto: Axel Heimken/dpa
Ticketpreise beim Wacken Open Air stabil
Die Ticketpreise bleiben 2025 mit 333 Euro stabil. Allerdings sind künftig pro Fahrzeug 33 Euro extra fällig, für größere Gefährte wie beispielsweise Wohnmobile ab 3,5 Tonnen 66 Euro. „Je mehr Leute im Auto, desto billiger“, sagte Festivalchef Jensen. Das schone die Umwelt. Wer mit Bus, Bahn oder dem Rad kommt, zahlt nichts extra.
Am Freitagabend hatten unter anderem die US-Band Korn und Gene Simmons gespielt. Der ehemalige Sänger und Bassist bei Kiss ist nun mit seiner Solo-Band unterwegs. Gemeinsam legten sie einen fulminanten Auftritt hin. Gleiches gilt für die Korn, die Publikumsmagnet des Abends waren.
Musikfestival
Scorpions spielen mit Doro in Wacken
Das W:O:A in dem Dorf mit 2.000 Einwohnern gilt als eines der größten Heavy-Metal-Festivals weltweit. Aufgetreten sind in den vergangenen Tagen auch die Scorpions, Accept und der Comedian Bülent Ceylan. Er holte als Überraschungsgast Peter Maffay auf die Bühne.
Wacken: Wie geht es weiter mit dem Festival?
Im Juni war die Übernahme des Festival-Gesellschafters Superstruct Entertainment durch das Investment-Unternehmen KKR bekannt geworden. Jensen und Hübner sind weiterhin mit zusammen etwa 31 Prozent am Festival beteiligt. Jensen kündigte an, sie würden ihre Anteile „irgendwann“ auf jeweils fünf Prozent absenken. Seit der Übernahme gibt es Spekulationen, was dies für die Zukunft des Festivals bedeutet.
Beide Festivalgründer blieben ja mit im Boot, sagte der Chefredakteur des Magazins „Metal Hammer“, Sebastian Kessler, der Deutschen Presse-Agentur. „Es wird mit Sicherheit genauso weitergehen.“ Zumal es die Fans seien, die dieses Festival auszeichneten. „Man sieht ja: Die Leute kommen, sind voll Leidenschaft dabei und es spielen nach wie vor einige der größten Metal-Bands. Daher, was soll passieren?“
Musikfestival
T Dieser Obstbauer versorgt Wacken-Stars mit Altländer Äpfeln
Am Abend wurde in Wacken unter anderem noch der Auftritt von Amon Amarth erwartet. Danach wollten die Veranstalter erste Bands für das 34. Open Air im kommenden Jahr verkünden. Das Festival findet vom 30. Juli bis 2. August 2025 statt.