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Autofahrer ignorieren Straßensperren – Renitenter Radfahrer (75) in Fluten weggespült

Eine Absperrbake und ein Schild mit der Aufschrift „Hochwasser“.

Eine Absperrbake und ein Schild mit der Aufschrift „Hochwasser“. Foto: Pia Bayer/dpa

Die Pegelstände sind in Niedersachsen stellenweise so hoch wie lange nicht, viele Gebiete sind überflutet. Zur Sicherheit wurden Straßen gesperrt - nicht jeder nimmt darauf Rücksicht.

Von dpa Mittwoch, 27.12.2023, 21:20 Uhr

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Hannover. Mehrere Autofahrer haben in den vergangenen Tagen Straßensperren wegen des Hochwassers ignoriert und Feuerwehreinsätze ausgelöst. Mehrfach mussten Fahrzeuge geborgen werden, weil die Fahrer Absperrungen nicht beachteten, wie die Einsatzkräfte mitteilten. Auch anderweitig kamen Menschen den Hilfskräften in die Quere. Das schafft für die Einsatzkräfte Mehrarbeit und kann für die Verursacher mitunter teuer werden.

In der Nacht auf Mittwoch blieb ein Mann mit seinem Auto in den Fluten der Leine in Neustadt am Rübenberge nördlich von Hannover stecken. Er habe Straßensperrungen ignoriert, teilte die Freiwillige Feuerwehr mit. Statt sich um sein Fahrzeug zu kümmern, habe er es dann einfach stehen gelassen - und Einsatzkräfte befürchteten zunächst gar, er könnte im Hochwasser vermisst sein. Mit einer Drohne und einem Polizeihubschrauber mit Wärmebildkameras wurde nach dem Mann gesucht. Später griff die Polizei ihn auf. Das Auto wurde mit einem Spezialfahrzeug aus der Leine gezogen.

Ein Radfahrer hat sich in Hannover über eine hochwasserbedingte Straßensperrung hinweggesetzt und ist im tiefen Wasser gestürzt. Der 75-Jährige sei weggespült worden, habe sich dann an einem Baum festkrallen können und selbst den Notruf gewählt, sagte ein Feuerwehrsprecher am Mittwoch. Letztlich habe er mit zwei Feuerwehr-Drohnen geortet und aus seiner Notlage befreit werden können. Der Senior wurde dem Rettungsdienst übergeben.

Autofahrer ignoriert Absperrung

Etwas später, am Mittwochmorgen, geriet ein 56 Jahre alter Autofahrer nördlich von Meppen an der Ems in eine ähnliche Lage. Er umfuhr Warnbaken und Verkehrszeichen, die eine Straße in Haren absperrten, wie die Polizei mitteilte. In einer Senke sei er dann mit seinem Auto stecken geblieben. Die Feuerwehr rettete den Fahrer sowie seine beiden Mitfahrer im Alter von 20 und 30 Jahren aus der Lage. Zudem zog sie das „fast schon schwimmende Fahrzeug“ aus dem Wasser.

Südlich von Meppen in Geeste fuhr sich am Mittwochmittag ein Treckerfahrer in der Ems fest. Auch er hatte eine Straßensperrung ignoriert, um Heuballen von einem Feld zu holen und einem Nachbarn die Zeitung zu bringen, wie der Ortsbrandmeister mitteilte. Feuerwehrleute hätten den Mann sowie dessen Hund mit einem Boot gerettet. Der Traktor wurde in den Fluten gelassen, da eine Rettung zu gefährlich gewesen wäre.

Die Polizei wies darauf hin, dass Autofahrer Straßensperrungen respektieren sollten. Das sei von entscheidender Bedeutung. Es bestünden erhebliche Gefahren an den betroffenen Stellen. „Wenn Menschen eine Gefahrenlage selbst verursachen, können sie für die Einsatzkosten belangt werden“, erklärte ein Sprecher der Polizei Hannover.

Auch für die ohnehin stark ausgelasteten Feuerwehrleute sind derartige Einsätze ein Ärgernis. Zu dem Vorfall in Neustadt am Rübenberge teilte die Freiwillige Feuerwehr etwa mit: „Der ganze Einsatz war für die Freiwilligen Feuerwehrkräfte umso ärgerlicher, als die meisten von ihnen ohnehin den ganzen Tag schon im Hochwassereinsatz tätig waren und vielfach ihre Familien am Weihnachtsfest kaum zu Gesicht bekommen haben.“ Bereits am Heiligabend hätten Feuerwehrleute dort eine Familie aus einem an der Leine liegengebliebenen Fahrzeug gerettet.

Drohnen und Drachen behindern Einsatzkräfte bei Hochwasser-Arbeiten

Einsatzkräfte wurden auch auf andere Weise gestört. Die Stadt Oldenburg forderte Menschen etwa auf, mit Drohnen und Drachen nicht über Gewässer zu fliegen. Den Angaben nach störte ein Drachenflieger am Mittwochvormittag einen Drohnen-Einsatz der Feuerwehr. Dadurch konnten sich die Einsatzkräfte erst mit Verzögerung ein Bild von der Situation machen. Im Harz rief der Betreiber der Talsperren wegen der dort angespannten Hochwasserlage Menschen dazu auf, nicht zu den Stauseen zu fahren.

„Die Lage ist immer noch ernst zu nehmen“, sagte ein Sprecher. In einigen Bereichen im Stadtgebiet habe sich die Situation etwas gebessert. An der Hunte jedoch werde beispielsweise die Lage noch in den kommenden Tagen angespannt sein. Außerdem hatte die Stadt ein Betretungsverbot der Deiche erlassen. (dpa)