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Nachrichtensendung

Neue „Tagesthemen“-Moderatorin startet ohne Abschiedsritual

Bekannt aus der „Sportschau“ und von Nachrichtensendungen im RBB: Jessy Wellmer ist ab kommender Woche die Neue bei den „Tagesthemen“.

Bekannt aus der „Sportschau“ und von Nachrichtensendungen im RBB: Jessy Wellmer ist ab kommender Woche die Neue bei den „Tagesthemen“. Foto: NDR/Henrik Lüders

Wickert wünschte eine „geruhsame Nacht“, Zamperoni beendet seine Sendungen mit einem Appell. Die neue „Tagesthemen“-Frau Jessy Wellmer will auf markante Schlussworte verzichten - und begründet das auch.

Von dpa Freitag, 27.10.2023, 10:00 Uhr

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Hamburg. Die neue „Tagesthemen“-Frau Jessy Wellmer startet ihre erste Sendung am kommenden Montag ohne ein Abschiedsritual, das zu den Markenzeichen mancher Moderatoren gehört.

Die 43-Jährige sagte im Interview der Deutschen Presse-Agentur: „,Bleiben Sie zuversichtlich' ist ja leider schon vergeben ... Mir ist zusammen mit Kollegen aufgefallen, dass überwiegend Männer zu solch einem Abschlussritual neigen.“

Wellmer ergänzte: „Aber unabhängig davon: Ich finde es gut, wenn ich die Freiheit behalte, den Satz zum Ende der Sendung auch vom jeweiligen Tag und den Ereignissen abhängig zu machen. Aber wenn mir irgendwann so ein Zamperoni- oder Wickert-Schlusssatz ein- oder zufällt, dann bringe ich den vielleicht auch.“

Welche Sätze in die TV-Annalen eingingen

Die TV-Moderatorin ist vielen Zuschauern bekannt aus der „Sportschau“ und von Nachrichtensendungen im RBB. Wellmer folgt bei den ARD-„Tagesthemen“ auf Moderatorin Caren Miosga, die den Polit-Talk von Anne Will im nächsten Jahr übernimmt.

Wellmer wechselt sich mit Moderator Ingo Zamperoni ab. Er sagt zum Ende seiner Moderationen stets: „Bleiben Sie zuversichtlich!“ Im Ohr ist sicher vielen auch noch der Abschlusssatz des früheren „Tagesthemen“-Manns Ulrich Wickert (80), der immer „eine geruhsame Nacht“ wünschte.

Jessy Wellmer ist die Neue bei den Tagesthemen“

Viele kennen Wellmer schon aus der „Sportschau“ im Ersten. Sie moderierte neben Sport auch TV-Nachrichten im Regionalen im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), dann kam das ARD-„Mittagsmagazin“ dazu und es gab Corona-Extra-Sendungen im Ersten. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur sagte Wellmer: „Da hatte ich auch schon Bundesministerinnen und -minister vor der Nase. Die „Tagesthemen“ kommen jetzt gar nicht unnatürlich um die Ecke, sondern das ist für mich ziemlich logisch.“

Sie ergänzte: „Ich wollte schon als Volontärin beim Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) eigentlich in die Politik. Ich bin eher durch Zufall im Sport gelandet und habe dann dort viele interessante und sehr schöne Jahre gearbeitet. Aber nebenher habe ich immer auch Politik gemacht.“

In einer Sendung auf Radio Eins (RBB) mit Anne Will vor Tagen erzählte Wellmer über ihre Ausbildungszeit beim RBB: „Ich habe mich so schwer getan, gute Nachrichten zu formulieren.“ Sie habe es lange üben müssen, mit scharfem und fokussiertem Blick auf die wichtigen Dinge zu schauen.

Das ist Jessy Wellmer und ihre TV-Karriere

Die im mecklenburgischen Güstrow 1979 geborene Journalistin war nach einem Volontariat in den 2000ern in der Sportredaktion des RBB tätig. Einige Jahre moderierte sie bis 2014 den Sport im ZDF-„Morgenmagazin“ und kehrte dann zur ARD zurück. Sie ist ein Gewächs des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Nachgefragt, was sie an der künftigen Konkurrenz - dem ZDF-„heute journal“ - besser findet, sagte die 43-Jährige der dpa: „Worum ich das „heute journal“ manchmal ein bisschen beneide, ist die täglich weitgehend feste Anfangszeit. Da gibt es eine Verlässlichkeit für die Zuschauer.“

Die Moderationen von „Sportschau“ und „Tagesthemen“ unterscheiden sich in einigen Punkten, wie Wellmer erläuterte. „Wenn Fußball die schönste Nebensache der Welt ist, dann könnte man sagen: In den Nachrichten geht es um sehr viele Hauptsachen – und die sind nicht immer schön. Das macht sich natürlich auch bei Ton und Sprache der Moderationen bemerkbar.“

Im Moderationsstil gebe es auch große Unterschiede: „Im „Sportschau“-Studio steht man als ganze Person, mit viel Gestik und Mimik, man ist quasi Teil der Kulisse. Meine Rolle in den „Tagesthemen“ wird sicher reduzierter sein“, sagte Wellmer.

Zuletzt zeigte die Journalistin auch Dokus in der ARD. Es ging darin um Ostdeutschland, hohe Umfragewerte für die AfD, sinkendes Vertrauen in die Demokratie und eine Debatte um ostdeutsche Identität.

J
Jochen Mextorf
27.10.202309:37 Uhr

Der passende tägliche Abschluss wäre >> Lasst alle Hoffnung fahren ...

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