TStader LNG-Terminal genehmigt - Kritiker gegen Fracking-Gas

So soll das LNG-Terminal im Stader Chemie-Park aussehen. Die Genehmigung dafür liegt jetzt vor. Foto: Hanseatic Energy Hub
Das LNG-Terminal in Bützfleth macht einen Schritt Richtung Realisierung. Dem Projektentwickler Hanseatic Energy Hub (HEH) liegt die Baugenehmigung durch das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg vor. Es gibt aber weiterhin Kritik.
Stade. Die Genehmigung nach Bundesimmissionsschutzgesetz bezieht sich auf die „Errichtung und zum Betrieb eines LNG-Terminals mit einer Lagermenge von 250.000 Tonnen verflüssigtem Erdgas (LNG) am geplanten Anlagenstandort“ in Stade.
Wie mehrfach berichtet, plant die HEH den Bau und Betrieb eines LNG-Terminals auf dem Gelände des Chemie-Parks in Stade-Bützfleth direkt an der Elbe. Als Investitionskosten sind etwa eine Milliarde Euro veranschlagt. Der Bau des dafür benötigten Anlegers zum Import von verflüssigten Gasen ist in vollem Gange und soll noch im Dezember abgeschlossen werden, damit in diesem Winter ein schwimmendes LNG-Terminal in Form eines Schiffes (FSRU) dort festmachen kann. Land und Bund investieren in den Hafenausbau 300 Millionen Euro.
LNG-Schiff soll ab diesem Winter Gas importieren
Per FSRU und später, wohl ab 2026, über das landseitige Terminal soll das tiefgekühlte und damit flüssige Erdgas regasifiziert und ins deutsche Gasnetz eingespeist werden. Mit den Importen soll die Lücke geschlossen werden, die die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland in die deutsche Energieversorgung gerissen haben.
Die staatliche Betreibergesellschaft Deutsche Energy Terminal GmbH (DET) – verantwortlich für Vermarktung und Betrieb der vier LNG-Terminals (FSRU) an der Deutschen Nordseeküste – hat erstmals Regasifizierungskapazitäten der von ihr betriebenen Terminals in digitalen Auktionsrunden vermarktet. Das teiltte sie am Donnerstag mit.
An sechs Vermarktungstagen im Oktober, konnten Marktteilnehmer Zeitslots zur Nutzung von Regasifizierungskapazitäten (Kurzfristkapazitäten) erwerben. Ergebnis: Die Standorte in Wilhelmshaven und Brunsbüttel sind in 2024 ausgelastet.
Dr. Peter Röttgen, Geschäftsführer der DET wertete die abgeschlossenen Auktionen als Erfolg: „Unser Angebot wurde von den Händlern gut angenommen und wir haben uns damit am Markt als neuer Akteur etabliert.“ Dass alle angebotenen Slots vermarktet wurden, bestätige den entsprechender Bedarf am Gasmarkt.
Mit dem Bau und der geplanten Inbetriebnahme zweier weiterer FSRU-Terminals in Stade und Wilhelmshaven im ersten Quartal 2024 würden alle bundeseigenen DET-Standorte an der deutschen Nordseeküste in Kürze zur Verfügung stehen. Für Dezember 2023 sind auch für diese Terminals Auktionen geplant. Die Vermarktung von Langfristkapazitäten mit Laufzeiten, die ein Jahr übersteigen, ist für April 2024 geplant.

Blick auf die LNG-Hafenbaustelle: Heiner Baumgarten (BUND), Rebekah Hinojosa und Udo Paschedag (AUN). Foto: Anping Richter
Szenenwechsel. Rebekah Hinojosa ist eine kleine Frau. Aber die 32-Jährige aus Texas, die zu Besuch in Stade ist, hat keine Angst, sich mit Großen anzulegen. Mit der deutschen Regierung, die das LNG-Terminal für Stade will - und mit Elon Musk.
Der umstrittene Milliardär und Visionär hat in ihrer Heimat in Süd-Texas einen Startplatz für Marsraketen gebaut, das Projekt Space X. In gefährlicher Nähe zum Raumflughafen, wo eine Rakete bereits explodierte, sei gerade der Bau von drei neuen Flüssiggas-Förderwerken genehmigt worden, berichtet Rebekah Hinojosa bei ihrem Treffen mit Heiner Baumgarten und Udo Paschedag in Stadersand mit Blick auf die LNG-Hafenbaustelle.
Hinojosa arbeitet für das South Texas Environmental Justice Network (Netzwerk für Umweltgerechtigkeit Süd-Texas). Sie und Heiner Baumgarten vom BUND und Udo Paschedag von der Arbeitsgemeinschaft Umwelt und Naturschutz (AUN) verbindet ein Anliegen: Sie wollen den Bau weiterer LNG-Anlagen verhindern.
Aktivistin aus Texas kämpft in Stade gegen Fracking
Hinojosa ist mit Umweltaktivistinnen aus Texas nach Deutschland gekommen, um dort, wo LNG-Terminals entstanden sind und entstehen, zu zeigen, dass ihr Kampf gegen Fracking und für eine gesündere Umwelt ein globaler Kampf ist: „Hier in Deutschland ist Fracking verboten, weil ihr wisst, dass es gesundheitsgefährdend ist. Aber ihr wollt trotzdem solches Gas aus den USA importieren.“
Seit 2005 wird in Texas in immer mehr Orten Gas durch Fracking gewonnen. Die Export-Terminals am Golf von Mexiko nutzen es für die Produktion von LNG, das in die ganze Welt geht. Doch dort, wo das Gas her kommt, leiden viele Menschen unter der Produktion, sagt Hinojosa.
Für den Bau einer Anlage in ihrer Nachbarschaft seien die Bulldozer auf dem Land des dort ansässigen Stammes der Carrizo/Comecrudo am Werk. „Sie wurden nicht gefragt“, sagt sie. In den Werken in den USA herrsche im Vergleich zu Europa viel schlechterer Arbeitsschutz, die Risiken seien hoch. Es gab in LNG-Werken Explosionen. Bei der Herstellung werde viel Gas abgefackelt, was nicht nur der Umwelt, sondern den Menschen schade. Die Krebsraten seien gestiegen.
BUND befürchtet Risiken durch LNG-Import
Risiken für die Umwelt und die Bevölkerung durch den LNG-Import sieht Heiner Baumgarten auch für Stade. „Was, wenn ein Schiff sich in der nur 320 Meter breiten Fahrrinne querlegt?“, fragt er. Eine solche Havarie sei ein Risiko, die Nähe mehrerer möglicher Störfallbetriebe in Bützfleth zueinander ein weiteres. „Risiken kumulieren sich, und das wurde nicht ausreichend betrachtet“, sagt er.
„Wir werden hier in Stade Fracking-Gas bekommen“, prophezeit Udo Paschedag. Das sei angesichts der Weltmarktlage sehr wahrscheinlich. Das fossile LNG sei angeblich nur als Übergangslösung geplant, doch er vermisse einen konkreten Zeitplan bis zur Verwendung von „grünem Gas“.
Der BUND und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisieren, dass das Genehmigungsverfahren für das Stader Terminal aufgrund des LNG-Beschleunigungsgesetzes ohne Erörterungstermin durchgezogen wurde. Um Bürgern und Politikern zu ermöglichen, dass sie sich informieren und Kritik und Bedenken austauschen, haben sie einen „alternativen Erörterungstermin“ anberaumt.
Ersatz-Erörterungstermin zum LNG-Terminal
Am Dienstag, 7. November, beginnt in der Seminarturnhalle in Stade eine moderierte Podiumsdiskussion mit Kurzvorträgen. Mit dabei sind Susanne Gerstner (Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen), Milena Pressentin und Tabea Pottiez (Fachreferentinnen der Deutschen Umwelthilfe), Andy Gheorghiu (Umwelt-Campaigner und Berater) sowie Fabian Präger (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik an der TU Berlin). Umweltaktivisten aus den USA sollen live zugeschaltet werden.
Zurück zum offiziellen Genehmigungsverfahren. Der vollständige Bescheid und die Antragsunterlagen können in der Zeit vom 2. bis einschließlich 16. November beim Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg und bei der Hansestadt Stade eingesehen werden.
Hier gibt es den vollständigen Text zur Genehmigung
Bekanntmachungstext und Genehmigungsbescheid sind auch im Internet unter www.gewerbeaufsicht.niedersachsen.de und dort über den Pfad „Bekanntmachungen Lüneburg-Celle-Cuxhaven“ sowie im Portal des Landes Niedersachsen unter www.uvp.niedersachsen.de einsehbar.