TAlte Gemäuer: So lebt es sich im sanierten Bauernhaus

Zum Tag des offenen Denkmals geben Jan und Sophia Sand Einblick in ihr privates Zuhause. Foto: Weselmann
Hier kommt keiner rein - normalerweise. Doch am Sonntag öffnen historische Gebäude ihre Türen für die Öffentlichkeit. Auch Ottensens älteste Hofanlage, auf der Jan und Sophia Sand im sanierten Bauernhaus wohnen.
Landkreis. Es ist groß, es ist alt, und es ist prachtvoll: Wenn am kommenden Sonntag, 8. September, viele Gebäude ihre Türen zum Tag es Offenen Denkmals öffnen, ist auch ein privates Bauernhaus in Ottensen mit von der Partie. Das großes Vierständer-Hallenhaus unter reetgedecktem Satteldach ist in vier Wohneinheiten aufgeteilt, drei davon stehen den Besuchern am Sonntag offen.
Dazu gehört unter anderem der ehemalige Kuhstall. Wo früher die Tiere ihren Platz hatten, sind heute Jan und Sophia Sand zu Hause. Vor etwas mehr als einem halben Jahr ist das Paar eingezogen. Die im ehemaligen Heuschober entstandene Wohneinheit darüber nennen die zwei ebenfalls ihr Eigen.
Ein denkmalgeschütztes Haus von Grund auf selbst sanieren und umbauen - ein solches Projekt kam für die Tierärztin und den Airbus-Mechaniker nicht infrage. „Es sollte aber auch nichts von der Stange sein“, erzählt Jan Sand von der Suche nach dem gemeinsamen Traumhaus. Hier konnten sie sich gewissermaßen ins gemachte Nest setzen. Die beiden Gebäudeteile des Bauernhofes (Estewiesen 3f) waren bereits komplett saniert.
Familie Sand gibt Einblick in die Hofanlage
Realisiert wurde der Traum vom Wohnen in historischem Gemäuer einst vom Buxtehuder Bausachverständigen Detlef Kramer. Mit Blick fürs Detail hat er Kuhstall und Heuboden neues Leben eingehaucht.

So sah das denkmalgeschützte Bauernhaus in Ottensen vor Sanierung und Umbau aus. Foto: Kramer
„In dem alten Kuhstall gab es nicht mal ein Fundament“, erklärt Jan Sand. Der 35-Jährige weiß von den Widrigkeiten, mit denen der frühere Besitzer zu kämpfen hatte. Rund ein Jahrzehnt Arbeit stecken in dem Ausbau.
In dem Umbau stecken spannende Geschichten
Nur deshalb ist die Fachwerkfassade zum Hof hin ein solch schmucker Hingucker und original erhalten. Im Zuge des Umbaus wurde sie von Grund auf saniert. Dafür hat Kramer jeden einzelnen Stein des Mauerwerks erst nummerieren, dann herausnehmen und wieder aufbereiten lassen.
Wie bedacht restauriert wurde, zeigen die Stützpfeiler: Die verwendeten Hölzer zum Ersetzen maroder Teile sind mit solcher Sorgfalt ausgewählt, dass sie sich fast unsichtbar einfügen.
Im Dachgeschoss gibt es eine Gefängnistreppe
Die Eichenbohlen für die Zwischendecke sind eng mit dem Ort verbunden. Ein Großteil stammt von Bäumen, die einst die Hofstelle umgaben. Die sieben Zentimeter dicken Bohlen haben so viel Gewicht, dass damals ein Gabelstapler nötig war, um sie ins Haus zu transportieren.

Die Dielen der alten Zwischendecke zum Heuschober wurden zu Wänden umfunktioniert, die schmucken Holztüren und Beschläge sind aus Abrisshäusern zusammengetragen. Foto: Weselmann
Der Umbau ist voll spannender Geschichten. Die eingebauten Türen stammen aus verschiedenen Abbruchhäusern. Jan Sand ist begeistert von diesen Details: „Sogar ein altes Kirchenfenster und eine Kirchenbank sind hier verbaut.“
Denkmalschutz
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Die Wohnung im Dachgeschoss wird gerade frisch renoviert, die wollen sie vermieten. Hier gibt es ebenfalls ein kurioses Stück: eine alte Treppe aus der JVA in Fuhlsbüttel hat dort ihren neuen Platz.
Seit dem neuen Zuhause haben sie ihren Ruf weg, wie die beiden sagen. „Wir sind die aus dem Kuhstall - das ist bei uns zum Running Gag geworden und immer ein toller Gesprächsaufhänger“, erzählt die 29-Jährige.
Zur Bauzeit war Deutschland noch Kaiserreich
Inschriftlich datiert ist das Gebäude auf 1883. Da saß noch Kaiser Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen aus dem Haus Hohenzollern auf dem Thron und Bauhaus-Architekt Walter Gropius wurde gerade erst geboren.
Die Geschichte der Hofstelle reicht viel weiter zurück. Nach historischen Quellen wurde an diesem Standort bereits seit 1536 Landwirtschaft betrieben. Damit markiert die typische niederdeutsche Hofanlage mit Wohnwirtschaftsgebäude, Scheune, Feldsteinmauer zur Straße, Feldstein-Hofpflasterung und altem Baumbestand den ältesten Hof von Ottensen. „Wer hier alles im Laufe der Zeit auf der Hofstelle gewohnt hat - und wir sind nun der nächste Teil dieser Geschichte“, sagt die junge Hausbesitzerin.
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Zum Tag des offenen Denkmals dürfen Besucher nicht nur ins private Wohnzimmer der Familie Sand. Das Paar zeigt Fotos von früher und führt über den Hof und ins Dachgeschoss. „Ich finde es umgekehrt genauso spannend, in Räume denkmalgeschützter Häuser zu gucken, die man sonst eben nicht zu Gesicht bekommt“, erklärt Jan Sand seine Motivation. Er findet es toll, dass auch die Nachbarn, die dem ehemaligen Wohnbereich zu neuem Glanz verholfen haben, mitmachen. „Jede Wohneinheit hat eine einzigartige und spektakuläre Charakteristik.“
Infos zu den teilnehmenden Denkmälern und ihrem Aktionsprogramm sind online unter www.tag-des-offenen-denkmals.de/programm zu finden.
In der Nähe öffnen viele Türen
Buxtehude
- Bauernhaus Estewiesen 3c (Ottensen)
13, 14 und 15 Uhr: Führung durch den ehemaligen Wohnteil - Bauernhaus Estewiesen 3f (Ottensen)
13.30, 14.30 und 15.30 Uhr: Führung durch den ehemaligen Stallteil. Der Mittelteil ist nicht zugänglich - Ewer Margareta am Fleth
11 bis 17 Uhr: Open Ship „Komma an Bord“ - Führungen, Fakten, historische Fotos und Seemannsgarn, mit Video „Vom Frachtschiff zum Wahrzeichen“ und Diashow „Werdegang der Margareta“ (auch am 7. September, 13 bis 17 Uhr) - Marschtorzwinger (Westfleth 59)
11 bis 18 Uhr: BBK Jahresausstellung 2024 und Rückblick zur archäologische Ausstellung „In den Mauern der Stadt“ 1987 (auch 7. September) - Bellmann Bibliothek (Stavenort 25)
11 Uhr: Kinner erkund jümmer Stadt - Rallye für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren durch die Altstadt, mit zehn Rätsel-Stationen und Schatztruhe in der St.-Petri-Kirche - Buxtehude Museum (St. Petri Platz 11)
12 bis 16 Uhr: „Übung macht den Meister“ - Präsentation der Projektarbeit der Studierenden Hochschule 21 zur Vermessung des Alten Heimatmuseums; Kurzführung durch das Alte Heimatmuseum (12, 14 und 15 Uhr mit Anmeldung unter buchung@buxtehudemuseum.de, Telefon 4161/50797-14 - Kulturforum am Hafen (Hafenbrücke 1)
14 bis 18 Uhr: Ausstellung „Buxtehude dazumal“ - Bilder, Filme, Vorführungen und ein 3D-Stadtmodell - Fleth (Start beim Kulturforum)
15 Uhr: Historischer Street-Walk am Fleth mit Lesprenger im Rahmen der Ausstellung „Buxtehude dazumal“ - Haus Lange Straße 5
14 und 16 Uhr: Führung durch das historische Gebäude (Anmeldung unter: benjamin.luehrs@luehrs-gruppe.de) - Wassermühle Ovelgönne (Hemberg 7)
13 bis 17 Uhr: Führungen durch die Mühle mit Erläuterungen zum historischen Mahlwerk und Butterkuchen aus dem alten Backhaus (ab 15 Uhr)
Stade
- Festung Grauerort (Schanzenstr. 52)
11 bis 18 Uhr: Gästeführungen zu jeder vollen Stunde. Uhrzeitausstellung, Feldbahnfahrten, Böllerschießen durch das Feldregiment Hamburg und Sonderführung Geschichte des Forts / Fledermäuse (13 und 14 Uhr, Treffpunkt: Café) - Johannisloge Friederike zur Unsterblichkeit i.O. Stade (Freiburger Str. 1)
10 bis 17 Uhr: Hausführungen und allgemeine Informationen zur Freimaurerei - Villa Kaisereichen (Harburger Str. 185)
10 bis 16 Uhr: Führungen durch das Gebäude und die Ausstellung zur Geschichte der Volksbank Stade-Cuxhaven. (Parkplatz am Friedhof Campe) - Altländer Haus (Auf der Insel 2)
10 bis 18 Uhr: Geführter Rundgang durch das Haus (11 Uhr) und die Bockwindmühle (12 Uhr) - Kunsthaus Stade (Wasser West 7)
10 bis 18 Uhr: Geführter Rundgang durch die Ausstellung „Marinella Senatore. Together We Stand“ (15 Uhr) - Museum Schwedenspeicher (Wasser West 39)
10 bis 18 Uhr: Geführter Rundgang durch die Sonderausstellung über das Heimatmuseum (15.30 Uhr)
Grünendeich
- Alte Seefahrtschule (Kirchenstieg 30)
11 und 14 Uhr: Kapitänsführung mit Joachim Brill führt durch das Haus und über die Kapitänsbrücke
Jork
- Harmshof (Königreicher Str. 88)
13 bis 17.30 Uhr: Führungen über die Hofanlage (13.30, 14.30, 15.30, 16.30 Uhr) und geöffnetes Hofcafé
Harsefeld
- Klosteranlage (Am Amtshof)
10 bis 18 Uhr: Historischer Rundgang mit Gästeführerin Ingrid Jochim (11 Uhr, Treffpunkt: roter Pfahl neben der St.-Marien- und Bartholomäikirche)
Freiburg
- St.-Wulphardi-Kirche (Hauptstr. 26)
14 bis 17 Uhr: Führung durch die Kirche, Besichtigung des alten Uhrwerks, Gewinnspiel für Kinder
Bargstedt
- Walkmühle Ohrensen (Walkmühle 12)10 bis 18 Uhr: Kaffee und Kuchen sowie Erlebnisse für Kinder (z.B. Frühstücksbretter und Holzscheiben mit Brennpetern gestalten)
Sandbostel
- Gedenkstätte Lager Sandbostel (Greftstr. 3)
11 bis 17 Uhr: Überblicksrundgänge nach Bedarf
Bremervörde
- Kornspeicher (Mühlheimer Str. 11)
11 bis 16 Uhr: Weinfest rund um den Kornspeicher (Auch 7. September, 17 bis 21.30 Uhr) - Ziegelei Pape (Malstedter Str. 38)
13 bis 18 Uhr: Führungen über das Gelände (14 bis 16 Uhr: „Lehmklassenzimmer“: Anfertigung von Handstrichziegeln für Kinder) - Bachmann-Museum (Amtsallee 8)
10:30 Uhr: Führung zur Geschichte des denkmalgeschützten Museumsgebäudes mit Leiterin Ellen Horstrup (Treffpunkt: Museumseingang)
Moisburg
- Mühlenmuseum (Auf dem Damm 10)
11 bis 17 Uhr : „Alles zum Brot“ - Vorführungen und Sinnesparcours; Mehlmahlen und Filbilder gestalten für Kinder)
Rosengarten-Langenrehm
- Museumsstellmacherei (Kabenweg 7)
11 bis 17 Uhr: Vorführungen und Führung „Von Ernte und Wagen“ zur Hof- und Familiengeschichte Peters ((14 Uhr), Obstkisten bauen, Holznägel schnitzen, Wikingerschach und Hufeisenwerfen für Kinder
Wennerstorf
- Museumsbauernhof (Lindenstraße 4)
10 bis 18 Uhr: Führungen über die „Smedtshof“-Anlage ( 11, 12, 14, 15 und 16 Uhr), Leinenbeutel bemalen für Kinder
Sittensen
- Wassermühle Sittensen (Mühlenstr. 8a)
14 Uhr: Dauerausstellung zum historischen Handwerk und Sonderausstellung „Sagenhaft. Geschichten unserer Region“ werden gezeigt
Jesteburg
- Museum Kunststätte Bossard
11 bis 18 Uhr: Sonderausstellung „Lebenswelten – Von der Wohn- zur Kunststätte Bossard“ (13 bis 17 Uhr Café im Hof)
*Der Überblick hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit

Jan und Sophia Sand vor der original erhaltenen Fachwerkfassade. Foto: Weselmann