TBekannter Grüner aus dem Kreis Stade schmeißt hin und ätzt gegen eigene Partei
Ralf Poppe aus Harsefeld trat bei Bundes- und Landtagswahlen als Direktkandidat für die Grünen an. Foto: prviat
Grüne Minister und Spitzenpolitiker seien Kriegstreiber, gehirngewaschen und gefährdeten den Wirtschaftsstandort Deutschland. Mit dieser scharfen Kritik tritt ein im Landkreis bekannter Grüner aus der Partei aus. Seine Wortwahl ist drastisch.
Landkreis. „Unerträglich. Ich trete aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen aus. Jahrelang habe ich mich für starke Grüne eingesetzt. Doch jetzt ist Schluss!“ Das schreibt Ralf Poppe aus Harsefeld. Er war fast zwei Jahrzehnte auf Kreisebene eines der bekanntesten Gesichter von Bündnis 90/Die Grünen. Unter anderem war Poppe - Jahrgang 1958 - von 2012 bis 2021 Co-Sprecher des Kreisverbands, bei Bundes- und Landtagswahlen trat er als Direktkandidat seiner Partei an.
„Ich kann die Kriegstreiberei gegen Russland seitens Grüner Spitzenpolitiker und Minister nicht mehr ertragen“, so Poppe auf seiner Internetseite. Die Liste seiner Vorwürfe in Richtung Grünen-Bundespolitik ist fundamental: Gefährdung des Wirtschaftsstandorts Deutschland, Sozialabbau durch Geldabfluss in die Aufrüstung sowie Sanktionen, die Deutschland und Europa in erster Linie selbst schaden, führt er an.
„Warum setzen sich die führenden Grünen nicht für ein Ende des Krieges ein, den die israelische Regierung gegen das palästinensische Volk in Gaza und im Westjordanland führt?“, kritisiert Poppe die deutsche Außenpolitik der verantwortlichen Grünen-Ministerin Annalena Baerbock. Das Bekenntnis der Grünen zur Zwei-Staaten-Lösung wirke auf ihn wie ein Lippenbekenntnis, wenn Deutschland sich bei UN-Abstimmungen für einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende der Kampfhandlungen enthalte.
Früherer Parteisprecher kritisiert Außenpolitik der Grünen
„Unbegreiflich, ja schändlich“, findet es Poppe, dass die finanzielle Unterstützung Deutschlands für die UN-Organisation UNWRA, die den notleidenden Menschen in Gaza dringend benötigte Hilfe leiste, eingefroren worden sei, weil die israelische Regierung behaupte, dass einige von 13.000 Mitarbeitern der UNWRA an dem vom militärischen Arm der Hamas und anderen Milizen am 7. Oktober verübten Massaker an israelischen Bürgern beteiligt gewesen seien.
Poppe ärgern auch die Investitionen in eine LNG-Infrastruktur, weil dies dem Klima noch mehr schade als Energiegewinnung aus Kohle. „Der Erhalt unserer Lebensgrundlagen durch Klima- und Artenschutz scheint keinerlei Priorität mehr zu genießen. Na ja, wenn’s eh bald zum Atomkrieg kommt…“, schreibt Poppe.
Poppe: Der Westen hat den Ukrainekrieg provoziert
„Bis zum vom Westen provozierten Ukrainekrieg brannte ich für Grüne Politik und für die seit diesem Krieg anscheinend gehirngewaschenen Grünen Spitzenleute“, schreibt Poppe. Er wolle Frieden in Europa und auf der Welt. Er finde, dass die zahlreichen Baustellen wie gerechte Besteuerung zwecks Ausgleich zwischen Arm und Reich, Rentenversicherung, Gesundheitswesen, Bildung, Erhalt der Infrastruktur endlich angegangen werden sollten.
Auch die Medien kritisiert Poppe: „Ich will einen kritischen Journalismus, der seinen Namen verdient, keine Verkäufer und Wiederkäuer der herrschenden Meinung.“ Am Ende seiner Ausführungen schreibt Poppe: „Ich setze meine Hoffnungen auf das Bündnis Sarah Wagenknecht.“ Er hat sich dort als Unterstützer angeboten und denkt darüber nach, für die neue Gruppierung Wahlkampf zu machen.
Kreisverband reagiert betont sachlich auf Kritik
Auf TAGEBLATT-Nachfrage reagiert der Grünen-Kreisverband Stade betont sachlich auf den angekündigten Austritt und die Kritik. „Wir bedanken uns erst einmal für die jahrelange Arbeit bei Ralf Poppe“, sagt Joachim Fuchs, Nachfolger von Poppe als Co-Kreissprecher. Die Sorgen um Frieden, marode Infrastruktur und soziale Schieflage seien nachvollziehbar. Fuchs sieht aber gerade die Arbeit der Grünen-Bundesminister in der Ampelregierung als richtigen Weg, den Krisen zu begegnen.
„Putin hat den Krieg in der Ukraine vom Zaun gebrochen“, sagt Fuchs. Es sei deshalb richtig, die Ukraine zu unterstützen. Die Grünen stünden weiterhin für eine Zwei-Staaten-Lösung im Nahost-Konflikt. Poppes Begeisterung für das Bündnis Sarah Wagenknecht kann der Grünen-Co-Sprecher gerade aus Klimaschutz-Sicht nicht nachvollziehen. Das BSW setze zum Beispiel weiter auf russisches Erdgas.
Viele Parteieintritte in den vergangenen Monaten
Der Austritt von Ralf Poppe passe auch nicht zum allgemeinen Trend. Gerade in den vergangenen Monaten und besonders im Zuge der Correctiv-Recherche um das Geheimtreffen in Potsdam habe die Partei 21 neue Mitglieder gewonnen. Insgesamt hat die Partei im Kreis rund 280 Mitglieder.
Correctiv-Recherche
T Buxtehuder AfD-Mann war bei konspirativem Treffen zu massenhafter Abschiebung dabei
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