Joker retten Bayern in Kopenhagen
Die eingewechselten Thomas Müller (r) und Mathys Tel brachten dem FC Bayern den Sieg.
Sie haben es noch gedreht. Die Bayern liegen in Kopenhagen 0:1. Doch die Tuchel-Truppe kämpft sich wieder zurück. Musiala, Super-Joker Tel und Müller sei Dank. Die Serie hält - auch bei Union Berlin, allerdings im negativen Sinne.
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Nach viel Leerlauf haben Jamal Musiala und Superjoker Mathys Tel den FC Bayern München vor einem bösen Erwachen in der Champions League bewahrt.
Der deutsche Fußball-Meister stand beim 2:1 (0:0) gegen den FC Kopenhagen nach 56 Spielminuten und dem Führungstor der Dänen durch Lukas Lerager vor der ersten Niederlage seit sechs Jahren in einem Gruppenspiel der Königsklasse.
Musiala glich vor 35.690 Zuschauern im stimmungsvollen Parken-Stadion in der 67. Minute zunächst nach einer feinen Einzelleistung zum 1:1 aus. Und dann stachen die Joker von Trainer Thomas Tuchel. Thomas Müller spielte den mit ihm eingewechselten Tel überragend frei - und der französische Youngster erzielte abgeklärt das Siegtor. Die Reaktion auf den Rückstand stimmte, trotz des Sechs-Punkte-Starts strahlen die Bayern aber gerade keine Dominanz aus. In der Nachspielzeit rettete Ulreich überragend nach einem Kopfball von Jordan Larsson.
Goretzka zunächst auf der Bank
Noch bevor es losging im leicht herbstlich-regnerischen Kopenhagen, heizten die Bayern-Fans die Stimmung mit einer Pyro-Show im Gäste-Block ein. Auf dem nach einem Konzert am Wochenende recht ramponierten Rasen mussten die Bayern-Profis aber erstmal cool bleiben, was dann folgte, war eher unterkühlt.
Der dänische Meister des erst 35 Jahre alten Trainers Jacob Neestrup ging gleich mal forsch in die Offensive. In der vierten Minute prüfte Mohamed Elyounoussi Sven Ulreich. Der Münchner Keeper hatte mit dem Schuss aber keine Probleme.
Thomas Tuchel wechselte mit Thomas Müller und Mathys Tel die entscheidenden Spieler ein.
Tuchel hatte nach dem 2:2 in der Bundesliga bei RB Leipzig nach einem 0:2-Rückstand nur einen Wechsel vorgenommen: Leon Goretzka musste auf die Bank. Für ihn rückte Konrad Laimer auf die Sechs im Mittelfeld, in die Startelf als rechter Verteidiger kam Noussair Mazraoui. Und nach der ganz kurzen anfänglichen Druckphase der Gastgeber beherrschten die Bayern erstmal Ball und Spiel.
So richtig gefährlich kam die Offensivabteilung mit dem diesmal glanzlosen Harry Kane und dem seit einiger Zeit bestens aufgelegten Leroy Sané aber nicht vors Tor der Kopenhagener. In der 16. spielte Sané zwar auf Kane, der Torjäger der Bayern scheiterte aber am designierten Torwart des VfL Wolfsburg, Kamil Grabara. Drei Minuten später musste der Maskenmann im Gastgeber-Kasten gegen Sané in dessen 50. Champions-League-Spiel nicht mal eingreifen, Birger Meling grätschte den deutschen Nationalspieler ab.
Müller und Tel bringen den Sieg
Die Bayern kontrollierten weitgehend die Partie. An Wucht, Präzision und Souveränität mangelte es aber. Gegen die diszipliniert und bei Bayern-Ballbesitz mit zehn Mann verteidigenden Dänen tat sich die hochkarätige Münchner Offensive schwer. Joshua Kimmichs (31.) Distanzschuss übers Tor blieb für längere Zeit die beste Chance.
Hingegen prüften die Kopenhagener bei ihren wenigen Angriffen noch ein weiteres Mal Ulreich. Und wieder war es Elyounoussi, diesmal per Kopfball. So richtig brenzlig schien es sogar zu werden, als Kopenhagens Kapitän Viktor Claesson frei vor Ulreich auftauchte. Sein Schuss ging daneben, knappes Abseits war es zudem - aber eben auch ein Beleg dafür, dass die Münchner zu nachlässig agierten.
Tuchels Mannschaft wirkte zu statisch, zu ideenlos. Überraschungseffekte blieben gegen die heimstarken Dänen Mangelware. Also holten die Bayern-Fans auch zur zweiten Halbzeit wieder die Pyros raus. Doch das Feuerwerk auf dem Platz zündete Kopenhagen: Claessons Schuss konnten die Bayern noch blocken, den Abpraller knallte Lerager ins Tor - und die Heimfans jubelten frenetisch.
Tuchel schaute sich auf dem Tablet ungläubig die Wiederholung an, seine Spieler wirkten angeschlagen. Am Spielfeldrand hielten sich bereits Eric Maxim Choupo-Moting, Müller und Tel zur Einwechslung bereit, da gelang Musiala mit einer feinen Einzelaktion und einem Flachschuss aus 15 Metern der Ausgleich - und auch Tuchel musste grinsen. Das Trio musste warten, auf dem Platz verpasste Elyounoussi die erneute Kopenhagener Führung nur um Zentimeter. Nun kam die Zeit von Müller und Tel sowie von Goretzka anstelle von Choupo-Moting. Und die drei frischen Kräfte machten Druck. Mit Erfolg, als Müller Tel den Ball vorlegte.
Trotz Führung: Union Berlin verliert gegen Sporting Braga
Auf dem Rasen blickten die enttäuschten Profis des 1. FC Union Berlin ratlos in den Berliner Nachthimmel. Auf den Tribünen feierten die über 73.000 Köpenicker Fans ihre Mannschaft minutenlang wie Gewinner.
Lukas Lerager (M) brachte das Heimteam aus Kopenhagen zunächst in Führung.
Dass die Eisernen kurz zuvor beim 2:3 (2:1) gegen den SC Braga auch ihr zweites Champions-League-Spiel in letzter Sekunde verloren hatten, ließ sich bei diesem Anblick nicht einmal annähernd erahnen. Doch die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Zwei Niederlagen in der Königsklasse, zweimal wäre mehr drin gewesen: Tabellenletzter der Gruppe C mit null Punkten.
„Es ist der Wurm drin. Es will einfach nicht sein”, sagte Mittelfeldspieler Janik Haberer, als er in Badeschlappen durch die Interviewzone schlurfte. Eine wirkliche Erklärung für die sechste Pflichtspiel-Niederlage nacheinander hatte der 29-Jährige nicht. „Klar, die Chancenverwertung ist irgendwie ein Thema”, sagte Haberer zögernd mit Blick auf zahlreiche Tormöglichkeiten in der Schlussphase. Selbst nach der 2:0-Führung hätten die Köpenicker noch nachlegen können. Stattdessen mussten sie den Ausgleich und später die Niederlage hinnehmen. „Aus jedem Schuss aufs Tor kriegen wir derzeit Gegentore. Es nagt an einem”, gestand der Mittelfeldspieler.
Union-Trainer Fischer hadert mit Chancenverwertung
Dabei hatte alles so gut begonnen. Sheraldo Becker (30. Minute/37.) hatte die umjubelten Berliner Premieren-Treffer in der Königsklasse erzielt. Sikou Niakaté (41.), Armindo Bruma (51.) und André Castro (90. +4) drehten die Partie. „Ich zähle drei hundertprozentige Möglichkeiten, wieder in Führung zu gehen. Und bei den drei Gegentoren haben wir einfach nicht gut verteidigt”, sagte Union-Trainer Urs Fischer.
Um möglichst vielen Unionern eine Karte anzubieten, war der Hauptstadt-Club in die Spielstätte von Lokalrivale Hertha umgezogen. In der Arena angekommen, sahen die Fans einen mutigen Beginn ihrer Mannschaft. Von Verunsicherung nach zuvor fünf Pflichtspiel-Niederlagen war keine Spur.
Nachdem Kevin Behrens aus aussichtsreicher Position gescheitert war, nutzte Becker nach einem Konter schließlich seine zweite Großchance - und erzielte das erste Champions-League-Tor in der Union-Vereinsgeschichte. In der Folge drehte der Kapitän richtig auf und schloss nach dem nächsten perfekten Konter abgeklärt ab. Die in der Bundesliga vermisste Effizienz war zurück - dachten die Union-Fans zu diesem Zeitpunkt. Das Gegentor durch einen Abstauber von Niakaté fiel aus dem Nichts.
Castro trifft kurz vor Schluss
Nach der Pause drückten die Gäste aus dem Süden Europas auf den Ausgleich. Aus dem Spiel ging nicht viel, also musste ein einstudierter Standard helfen: Nach einer langen Ecke landete der Ball beim Ex-Leipziger Bruma, der den Ball aus rund 25 Metern sehenswert in den Torwinkel schlenzte. Union war verunsichert. Das Selbstvertrauen aus der Anfangsphase war dahin.
Das Spiel kippte und Union hatte immer mehr Probleme mit dem Offensivspiel der Portugiesen. Torhüter Frederik Rönnow (61.) verhinderte einen Rückstand. Nun waren vor allem die Spieler mit Champions-League-Erfahrung gefordert und Trainer Fischer brachte Kevin Volland. Der Mittelstürmer, der schon viele Königsklassen-Auftritte mit Bayer Leverkusen hatte, kam prompt aus zentraler Position zum Abschluss, traf aber genau Braga-Keeper Matheus (70.).
Die Spieler von Union Berlin wurden nach der Niederlage von ihren Fans gefeiert.
Angefeuert von lauten Sprechchören liefen die Eisernen in der Schlussphase unermüdlich an. Doch Brenden Aaronson (86.) köpfte nur neben das Tor. Braga verteidigte leidenschaftlich und schaffte in letzter Sekunde durch einen Flachschuss von Castro sogar noch den Sieg. (dpa)
Zwei Tore von Sheraldo Becker reichten Union Berlin nicht für den ersten Champions-League-Sieg.
Union Berlin verliert das zweite Champions-League-Spiel gegen SC Braga kurz vor Schluss.
Die Union-Fans unterstützten ihre Mannschaft im Olympiastadion lautstark.
Kapitän Sheraldo Becker erzielte beide Treffer für Union Berlin.
Berlins Kevin Behrens (l) kämpft gegen Serdar Saatci von SC Braga um den Ball.