Sturmflut im Kreis Stade: Lüheanleger komplett unter Wasser
Der überflutete Fähranleger Lühe im Alten Land. Foto: Hellwig
Sturmtief „Joshua“ sorgte am Nachmittag für extremes Hochwasser am beliebten Fähranleger im Alten Land. Der Kreis Stade kam jedoch noch glimpflich davon.
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Sturmtief „Joshua“ fegt über Deutschland und die Windböen erreichten am frühen Nachmittag auch den Landkreis Stade. An der Elbe wurden mehrere tiefergelegene Orte unter Wasser gesetzt. Der beliebte Hotspot und Aussichtsplatz am Fähranleger Lühe im Alten Land wurde völlig überflutet. Zahlreiche Schaulustige wanderten am frühen Abend auf dem Elbdeich, um sich das Naturschauspiel anzuschauen.
Autos und Imbissbuden konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Gegen 18.30 Uhr wird der Höchststand der Sturmflut erwartet. Auch in Stadersand wurde die Deichstraße überflutet.
Umgestürzte Bäume in Kehdingen
In Ritschermoor und Oederquart mussten die Feuerwehrkräfte bereits umgestürzte Bäume zersägen und von der Straße schaffen. In Ritschermoor fiel zudem ein Baum auf eine oberirdische Telefonleitung und riss diese herunter. Drei anliegende Haushalte können nach Angaben der Feuerwehr aktuell nicht über das Festnetz telefonieren. Wie der Leiter der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle des Landkreises Stade, Wilfried Sprekels, berichtet, blieb es bis zum Abend bei diesen beiden sturmbedingten Einsätzen im Landkreis.
Feuerwehreinsatz in Hemmoor
Auch im Landkreis Cuxhaven musste die Feuerwehr am Freitagmorgen ausrücken. Gegen 7.12 Uhr waren die Einsatzkräfte alarmiert worden: Ein großer Baum lag quer über die Hollenworther Straße in Hemmoor und blockierte die Fahrbahn.
Elbfähre stellt Fahrten ein
Wegen des erwarteten Hochwassers hat die Elbfähre am Freitagnachmittag ihre Fahrten eingestellt. Mittlerweile verkehrt die Fähre zwischen Glückstadt und Wischhafen jedoch wieder nach Plan (Stand 19 Uhr).
Hamburger Fischmarkt überflutet
In Hamburg tritt das Wasser ab einem Pegelstand von etwa 1,50 Metern über dem mittleren Hochwasser in St. Pauli über die Promenade. Das ist auch die Marke, ab der in Hamburg definitionsgemäß die Flut als Sturmflut gilt.
Gegen 17.15 Uhr schwappte das Wasser der Elbe über den Fischmarkt in Hamburg. Der Höhepunkt wurde kurz nach 19 Uhr mit einem Wasserstand von etwa 2,0 Metern über dem mittleren Hochwasser erwartet. Eine entsprechende Warnung ist auch über die Warnapps an die Bevölkerung weitergegeben worden.
Sturmtief bringt Sturmflut
Herbststurm „Joshua“ sorgt in Niedersachsen für Feuerwehreinsätze und Einschränkungen im Alltag. Bereits in der Nacht verursachte der Sturm Schäden, im weiteren Tagesverlauf wurden öffentliche Grünanlagen gesperrt und Fährausfälle angekündigt. Angaben über Verletzte gab es zunächst nicht.
„Im Tagesverlauf legt der Wind noch einen gewissen Zahn zu“, erklärte Tanja Egerer, Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Demnach wurde ab dem Mittag bis zum Nachmittag mit den stärksten Böen an der Nordsee gerechnet. An der Küste seien Orkanböen mit 100 bis 120 Kilometern pro Stunde, teilweise auch mit 130 km/h möglich, hieß es. Vereinzelt könnte es auch zu Gewittern kommen.
Zur Nacht hin soll der Wind wieder abnehmen. Das Sturmtief „Joshua“ hängt Wetterexperten zufolge über der Nordseeküste fest und bewegt sich nur recht langsam.
Fähren werden gestoppt - Kreuzfahrtschiff kehrt früher zurück
Im Westen Niedersachsens kam es in der Nacht zu 13 Einsätzen. In der Grafschaft Bentheim und im Emsland knickten vor allem Bäume um und Äste fielen herab, wie die Verwaltungen mitteilten. Bei Bad Zwischenahn stürzte ein Baum auf die Autobahn 28. In Osnabrück räumten Einsatzkräfte Äste von der Fahrbahn. Auf der Insel Norderney fiel ein hölzerner Bauzaun an einer Hotelbaustelle um. Auf Bildern von der Insel waren zudem peitschende Wellen am Ufer zu sehen.
Das Wetter hat dabei auch Auswirkungen auf den Fährverkehr. So sollten die Schiffe von und zur Insel Norderney bis mindestens zum Nachmittag nicht verkehren, wie die Betreiber mitteilten. Von und nach Juist war der Fährverkehr für den gesamten Tag eingestellt. Auch die Emsfähre nahe der Dollart-Bucht bei Emden sollte ab dem frühen Nachmittag den Betrieb einstellen, wie die Betreiber mitteilten.
Auch größere Schiffe waren betroffen: Ein Kreuzfahrtschiff war wegen des Sturms früher nach Deutschland zurückgekehrt. Das Schiff „Aidaperla“ der Reederei Aida war bereits am Freitag statt Samstag nach Hamburg gefahren.
Geschlossene Parks und Leuchttürme
Zum Schutz von Bürgern auf dem Festland wurden wegen des Unwetters am Freitag teilweise Friedhöfe, Parks und Tiergärten geschlossen, wie etwa in Hildesheim oder Hannover. Auch der Campener Leuchtturm öffnete nicht, wie die Betreiber auf Facebook schrieben, und Wochenmärkte wurden abgesagt. Andere Städte wie Wilhelmshaven oder Bremerhaven rieten zumindest, derartige Flächen zu meiden.
Die niedersächsischen Landesforsten, die den Landeswald verwalten, warnten, dass die erwarteten Sturmböen vielerorts auf Bäume treffen, die nach mehreren Dürrejahren nicht mehr so stabil sind. Außerdem gebe es mehr abgestorbene Äste in den Baumkronen, was das Risiko fallender Äste weiter erhöhe.
„Wer trotz des stürmischen Wetters nicht auf den Herbstspaziergang verzichten möchte, sollte Waldgebiete und die Nähe zu Bäumen meiden“, sagte der Vizepräsident der Landesforsten, Klaus Jänich. Auch nach Abflauen des Windes sei die Gefahr nicht unmittelbar gebannt. Bis Sonntag sollten Menschen vorsichtig sein.
Auch West- und Süddeutschland betroffen
Auch in anderen Teilen Deutschlands sorgte das Sturmtief für Schäden: Im Saarland sowie zwischen Karlsruhe und Stuttgart stürzten Bäume auf Bahngleise. In Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg rissen Böen einen Teil eines Daches weg, das dann in einen Drogeriemarkt krachte. Auf dem Bodensee kenterte ein Segelboot. In Düsseldorf wurde ein rund 50 Meter hoher Baum von Sturmböen umgeworfen, der auf geparkte Autos fiel.
Berichte über einen sogenannten Bombenzyklon bestätigte die DWD-Meteorologin mit Verweis auf die Prognosen nicht. Ein „Bombenzyklon“ ist ein meteorologisches Phänomen, das durch einen extrem schnellen Abfall des Luftdrucks in einem Tiefdruckgebiet entsteht. Der Begriff wird häufig für Stürme verwendet, die mit besonders starken Winden und Niederschlägen einhergehen.
Am Wochenende weiter windiges Wetter
„Das sah von den ursprünglichen Prognosen mal so aus“, erklärte sie. Für eine „rapide Zyklogenese“, wie die Meteorologen das Phänomen auch nennen, muss der Luftdruck in den mittleren Breiten innerhalb von 24 Stunden um 24 Hektopascal fallen. Der Druckabfall sei beim jetzigen Sturmtief zwar ordentlich gewesen. Doch um dieser Definition zu entsprechen, hätten die Werte noch nicht ganz ausgereicht.
Am Wochenende bleibt es in Deutschland herbstlich unbeständig und windig. Besonders an der Nordsee müssen sich die Menschen laut DWD weiterhin auf stürmisches Wetter einstellen. Nach den aktuellen Wettermodellen bleibe der Freitag aber der zunächst windigste Tag an der Nordsee.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde um 19.10 Uhr aktualisiert.
(lw/vdb/rop/set/Hellwig/dpa)

Der Sturm sorgte teils für Überschwemmungen. Foto: Bodo Marks/dpa

Das Wasser der Nordsee peitscht auf den Fährhafen Dagebüll. Foto: Bodo Marks/dpa

In Wilhelmshaven steht ein Auto auf einem überfluteten Parkplatz. Foto: Kai Moorschlatt/dpa

Wellen überspülen die Promenade in Wilhelmshaven. Foto: Kai Moorschlatt/dpa

Schiffe versuchen in den Häfen Schutz vor dem Unwetter zu finden. Foto: Lars Penning/dpa