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Immobilien-Riese

Weitere Signa-Insolvenzen – Weitere Folgen für Elbtower?

Die Signa Holding GmbH des österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmers Rene Benko hat ein Insolvenzverfahren angekündigt.

Die Signa Holding GmbH des österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmers Rene Benko hat ein Insolvenzverfahren angekündigt. Foto: Marcel Kusch/dpa

Das Immobilien- und Handelsimperium von Milliardär René Benko ist in höchster Not. Nach der Signa-Holding sind nun auch die Kern-Gesellschaften seines Immobilienreichs zahlungsunfähig.

Von dpa Donnerstag, 28.12.2023, 16:57 Uhr

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Wien. Die wichtigsten Einheiten der Handels- und Immobiliengruppe Signa um den österreichischen Investor René Benko streben ein Insolvenzverfahren an. Die Signa Prime Selection AG habe am Donnerstag ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beim Handelsgericht Wien beantragt, teilte das Unternehmen mit. Diesem Schritt werde die Signa Development Selection AG am Freitag folgen, hieß es. „Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens.“

KaDeWe und Elbtower gehören zu Signa Prime

Zur Signa Prime gehören Geschäftsimmobilien in Toplagen, darunter der Elbtower in Hamburg, das KaDeWe in Berlin und Kaufhausimmobilien der Kette Galeria Karstadt Kaufhof. Signa Prime baut und vermietet Immobilien. Für das Einzelhandelsgeschäft der Kaufhäuser sind andere Gesellschaften zuständig.

Signa Prime besitzt laut Firmenwebsite Objekte im Wert von insgesamt 20,4 Milliarden Euro. Laut dem Jahresbericht für 2022 hatte die Signa Prime Ende des Vorjahres Verbindlichkeiten von fast 10,8 Milliarden Euro. Signa Prime schrieb im Vorjahr rund eine Milliarde Euro Verlust, nachdem der Wert der Anlageobjekte vor allem in Deutschland um etwa denselben Betrag abgewertet worden war. Den vier Vorständen der Gesellschaft wurden dennoch Prämien von insgesamt 19 Millionen Euro zugesprochen.

„Trotz erheblicher Bemühungen in den vergangenen Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden“, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Es gelte, langfristige Lösungen zu finden, sagte Erhard Grossnigg, Sprecher des Vorstandes der Signa Prime Selection AG, Die Qualität des Prime Portfolios sei hervorragend, die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen lägen, sei sehr gut.

Blick auf die Baustelle des Elbtowers an den Elbbrücken im Hafen.

Blick auf die Baustelle des Elbtowers an den Elbbrücken im Hafen. Foto: Marcus Brandt/dpa/Archivbild

Behörde: Signa-Sanierungsverfahren ohne akuten Folgen für Elbtower

Das beantragte Sanierungsverfahren hat aus Sicht der Stadt Hamburg keine akuten Folgen für den Elbtower. Ein Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde sagte am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur jedoch auch: „Auch wenn sich daraus keine unmittelbaren Auswirkungen auf das bestehende Vertragsverhältnis zwischen der Stadt Hamburg und der Käufergesellschaft ergeben, beobachten wir die Situation sehr aufmerksam, so dass die Stadt Hamburg gegebenenfalls weitere Schritte einleiten kann.“

Aus Sicht der Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft steht der Elbtower nun im Feuer. „Benkos Imperium bricht zusammen, jetzt ist auch der Elbtower dran“, sagte die Bauexpertin der Linksfraktion, Heike Sudmann. Die vermeintliche Sicherheit durch die Signa Prime Selection AG sei das Papier des Kaufvertrages nicht wert. Die Stadt könne das Wiederkaufsrecht nun nicht ziehen, „da es gemäß Paragraf 19.1.3 nur bei Insolvenz innerhalb eines Jahres nach Fertigstellung greift“. Und von der Fertigstellung sei der Elbtower noch weit entfernt.

Die Baustelle des Elbtowers im Osten der Hafencity steht seit Oktober still. Die in Schieflage geratene Signa hat nach Angaben des beauftragten Bauunternehmens Adolf Lupp aus dem hessischen Nidda Rechnungen nicht bezahlt. Signa selbst äußerte sich dazu auf Anfrage zunächst nicht. Der Elbtower soll 245 Meter hoch werden und als dritthöchstes Gebäude in Deutschland unter anderem Büros, Geschäfte, Galerien, Restaurants und eine Aussichtsplattform in der 55. Etage beherbergen. Bislang ist eine Höhe von rund 100 Metern erreicht. Die Fertigstellung war bislang für 2025 geplant, an Gesamtkosten werden rund 950 Millionen Euro veranschlagt.

Insolvenzanträge deuteten sich an

Bereits vergangene Woche hatte Signa Development mit Hinweis auf ihre Liquiditätssituation einen Insolvenzantrag in Aussicht gestellt. Das Vorjahr beendete Signa Development mit einem Verlust von rund 316 Millionen Euro und Vorstandsprämien im Umfang von insgesamt 9 Millionen Euro. Signa Development ist auf die Entwicklung von städtebaulichen Projekten im Wohn- und Gewerbesegment spezialisiert. Die aktuelle Bilanzsumme wird auf der Webseite mit 4,6 Milliarden Euro angegeben.

Nach starkem Wachstum in der Niedrigzins-Phase kämpft das von Benko geschaffene Firmennetzwerk so wie die gesamte Immobilienbranche mit höheren Baukosten, Energiepreisen und Zinsen. Außerdem steht der stationäre Einzelhandel unter wirtschaftlichem Druck.

Andere Signa-Gesellschaften bereits zahlungsunfähig

Bereits im Oktober hatte die Online-Sportartikelsparte Insolvenz angemeldet. In den vergangenen Wochen gaben die Signa Holding sowie eine Reihe kleinerer Teil-Gesellschaften ihre Zahlungsunfähigkeit bekannt. Die Signa Retail Selection AG, mit Sitz in der Schweiz hat angekündigt, die Gesellschaft geordnet abzuwickeln. Signa Retail ist auch die Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof zugeordnet, die damit zum Verkauf stehen dürfte.

B
Burchard Neumaier
28.12.202312:23 Uhr

"Die Qualität des Prime Portfolios sei hervorragend, die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen lägen, sei sehr gut."
Klar!!! Mit 19 Mio Boni in den Taschen kann man das sehr gut behaupten. Und darum ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Ist auch besser für künftige Boni: und kein Insolvenzverwalter stört das Vertuschen.

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