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Eskapaden

Til Schweiger: Alkohol-Beichte zum 60.

Mitten in der Adventszeit brachte Schweiger seine neue Komödie „Das Beste kommt noch!“ in die deutschen Kinos.

Mitten in der Adventszeit brachte Schweiger seine neue Komödie „Das Beste kommt noch!“ in die deutschen Kinos. Foto: Christian Charisius/dpa

Viel gefeiert, oft kritisiert: Til Schweiger wird 60 Jahre alt. Die jüngsten Negativschlagzeilen will er hinter sich lassen und wagt sich wieder ins Rampenlicht.

Von Anna Ringle Dienstag, 19.12.2023, 23:55 Uhr

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Hamburg. Er vereint die deutsche „Lindenstraße“ mit Hollywood und dem weltberühmten Regisseur Quentin Tarantino. Viele denken bei Til Schweiger aber vor allem an seine Kinokomödien, die hierzulande Kassenschlager wurden. Der Schauspieler musste in der Presse immer wieder harte Kritik einstecken. So oder so: Er prägt die deutsche Filmindustrie wie es nur wenige tun.

An Dienstag ist der der Wahl-Hamburger 60 Jahre alt geworden.

Til Schweiger: „Ich kann morgens in den Spiegel gucken“

Kurz vor dem Ehrentag hat Schweiger sich selbstkritisch zu einem Tag, an dem er mit „Rest-Alkohol“ am Filmset bei der Arbeit gewesen sei, geäußert. „Ich wusste seit Jahren schon, dass ich zu viel Alkohol trinke. Aber ich bin noch nie besoffen ans Set gegangen, außer an diesem einen Tag“, sagte er im Podcast „Alles nur im Kopf“ mit dem Therapeuten Florian Holsboer. Das sei damals noch der Rest-Alkohol von der vorigen Nacht gewesen. „Das war unprofessionell und war dämlich.“

Sein Therapeut Holsboer habe ihm aber bestätigt, dass er kein Alkoholiker sei und deshalb habe er auch nie in eine Entzugsklinik gewollt. „Ich will mich nicht entziehen. Ich will ja weiter Wein trinken, weil ich Wein liebe und ich weiß auch sehr viel über Wein. Aber ich will die Kontrolle wieder haben, die ich früher hatte“, erzählte Schweiger. In den vergangenen Jahren habe er zu oft die Kontrolle verloren. Seinem Therapeuten habe er gesagt: „Ich möchte die Kontrolle wieder haben. Ich möchte die Kontrolle über den Alkohol. Und daran arbeiten wir.“

In den vergangenen Monaten hatte es um den Film „Manta Manta - Zwoter Teil“ eine Debatte in der Film- und Medienbranche gegeben. Der „Spiegel“ hatte in einem Bericht Vorwürfe zu den dortigen Setbedingungen aufgegriffen. Constantin Film schob eine Aufarbeitung durch eine externe Anwaltskanzlei an, die ein gemischtes Ergebnis präsentierte. Schweiger hatte sich dann im Oktober in einem „Stern“-Interview ausführlich geäußert.

Til Schweiger schlüpft zum ersten Mal in eine Nazi-Rolle

Mit mindestens einem Vorsatz hat er in seinem Leben inzwischen gebrochen: „Der nächste Film, in dem ich zu sehen bin, ist der neue Guy-Ritchie-Film „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“, in dem ich zum ersten Mal einen Nazi spiele, obwohl ich geschworen hatte, das nie zu tun“, teilte Schweiger kürzlich der Deutschen Presse-Agentur mit. Es handelt sich um einen Action-Spionagefilm.

In den vergangenen Jahrzehnten hat er es bis ganz nach oben geschafft. In Tarantinos amerikanischem Weltkriegs-Film „Inglourious Basterds“ (2009) spielte Schweiger Feldwebel Hugo Stiglitz an der Seite von Weltstar Brad Pitt als Anführer einer Gruppe von Nazi-Killern.

Daran war noch nicht zu denken, als er Anfang der 90er Jahre in Deutschlands populärem Serienklassiker „Lindenstraße“ mitspielte. Die ARD beschreibt seine Rolle Jo Zenker als „freundlichen Zeitgenossen, der als großer Bruder für seine Schwestern Iffi und Valerie immer ein offenes Ohr hat“.

Til Schweiger (rechts) und Stefan Gabelhoff tunen einen Manta.

Til Schweiger (rechts) und Stefan Gabelhoff tunen einen Manta. Foto: Horst Ossinger/dpa

Kinohit 1991 mit „Manta, Manta“

Sein Kinodebüt ist 1991 „Manta, Manta“ - eine Sprit-Komödie um eine Gruppe junger Leute mit viel Dauerwelle und Jeans in Nordrhein-Westfalen, die im Leben nichts als Liebe und ihre Manta-Autos im Sinn haben. Die Auto-Klamotte katapultiert uns direkt in die Ist-Zeit, denn mit einem sehr erfolgreichen zweiten „Manta“-Teil kam in den vergangenen Monaten die bislang wohl heftigste Kritik an Schweiger auf.

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ brachte im Frühjahr den Fall ins Rollen und berichtete über angebliche Schikane und ein „Klima der Angst“ am „Manta“-Filmset. Die Produktionsfirma Constantin Film schob daraufhin eine Aufarbeitung an, eine externe Anwaltskanzlei präsentierte ein gemischtes Ergebnis. Schweiger äußerte sich im Oktober ausführlich in einem Interview des „Stern“. Darin hatte er unter anderem gesagt: „Ich möchte nicht, dass jemand Angst vor mir hat.“ Er sprach zudem über seine Alkoholprobleme und erläuterte, dass er in Therapie sei.

Schweiger teilte der dpa unlängst anlässlich seiner aktuellen Kino-Komödie „Das Beste kommt noch!“ um zwei beste Freunde und eine tödliche Krankheit mit: „Ich bin mit mir im Reinen und ich kann morgens in den Spiegel gucken, trotz der Fehler, die ich begangen habe und für die ich die Verantwortung übernommen habe. Das machen auch nicht alle.“

Schweiger polarisiert mit Posts im Internet

Dass Schweiger immer wieder so polarisierte, mag auch daran liegen, dass er sich in den sozialen Medien in Debatten einklinkte. Und gegen Kritiker seiner Filme austeilte - und sie zum Beispiel zu einem „Tatort“-Film mal „Trottel“ nannte.

In den vergangenen Jahrzehnten sind eine Menge Filme und beachtliche Erfolge zusammen gekommen. Schweiger ist nicht nur Schauspieler, sondern auch als Regisseur und Produzent tätig gewesen. „Männerpension“, „Der bewegte Mann“, „Knockin’ On Heaven’s Door“, „Keinohrhasen“, „Zweiohrküken“, „Kokowääh“, „Honig im Kopf“, „Lieber Kurt“ zählen zu seinem Portfolio. Zeitweise spielte er auch den Hamburger „Tatort“-Kommissar Nick Tschiller.

Seine erste Dokumentation drehte sich 2020 um Fußballstar Bastian Schweinsteiger. Neben seiner Filmkarriere betreibt Schweiger eine Einrichtungsfirma. Vor Jahren gründete er auch eine Stiftung, um Kindern in Not zu helfen.

Schweiger mit Tochter Luna.

Schweiger mit Tochter Luna. Foto: Clara Margais/dpa

Zu seinen filmischen Markenzeichen gehört mittlerweile auch, dass er immer wieder seine Kinder mitspielen lässt. Gibt es sonst etwas Schweiger-Typisches? Der Filmstar antwortete auf diese Frage so: „Filme von mir, egal in welchem Genre, drehen sich um die Liebe und die Familie, also um die zwei zentralen Themen, die mich schon als Jugendlicher beschäftigt haben. Liebe in der Familie, aber auch die Liebe zwischen zwei Freunden, oder auch Freundinnen. In meinen Filmen geht es oft auch um Ängste und Krankheiten, aber sie haben alle ein versöhnliches, hoffnungsvolles Ende.“

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