Falscher Bankmitarbeiter ruft 97-Jährige an – Polizei warnt

Einen fünfstelligen Betrag soll eine Cuxhavener Senioren bei der Commerzbank abheben. (Symbolbild) Foto: picture alliance / dpa
Betrüger bestellen einer Seniorin in Cuxhaven einen Mietwagen, sie soll zur Bank fahren und viel Geld abheben. Im Landkreis Stade gibt es ähnliche Fälle. Was Sie tun können.
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Cuxhaven. Am Montag (2. Juni) wollten Betrüger einer Seniorin viel Geld abnehmen. „Eine 97-jährige Cuxhavenerin erhielt um die Mittagszeit einen Anruf eines angeblichen Bankmitarbeiters“, berichtet Polizeisprecher Stephan Hertz.
Der Kriminelle forderte die Seniorin auf, eine fünfstellige Bargeldsumme abzuheben. Seine Begründung: Es sei wieder vermehrt Falschgeld im Umlauf.
Der Mann bestellte der 97-Jährigen einen Mietwagen. Mit dem Auto fuhr die Frau zur Bankfiliale am Kaemmererplatz in Cuxhaven und wollte dort das Geld abheben.
Eine aufmerksame Mitarbeiterin handelte jedoch „blitzschnell“ und informierte die Polizei. So konnte die Seniorin vor einem großen Schaden bewahrt werden.Trotz intensiver Fahndungsmaßnahmen konnte der Täter den Angaben nach nicht gestellt werden.
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„Die Polizei und auch Geldinstitute überprüfen in dieser Form niemals Geld auf Echtheit“, erklärt der Polizeisprecher. Geldscheine, die sich bereits bei einem Geldinstitut befinden, würden durchgehend automatisiert überprüft.
Staderin überweist mehr als 25.000 Euro an falsche Polizisten
Auch im Landkreis Stade hat die Zahl der Betrugsversuche in den vergangenen Wochen zugenommen, teilt der Sprecher der Polizeiinspektion Stade, Rainer Bohmbach, mit.
Dabei wurden offenbar gezielt Senioren angerufen. „Die Anrufer geben sich dann als Polizeibeamte aus Stade, Buxtehude oder anderen Dienststellen aus“, sagt Bohmbach.
Die Betrüger gehen dabei immer nach derselben Masche vor: Angerufenen wird vorgegaukelt, dass nahe Angehörige einen schweren Unfall hätten und nun hohe Geldsummen als „Kaution“ fällig seien. Oder dass Einbrecher unterwegs seien und die Leute ihr Geld in bar an die „Polizei“ aushändigen oder überweisen sollen, damit dieses sicher überprüft werden könne.
Falsche Polizisten setzten Staderin unter Druck – Seniorin fährt mit dem Taxi zur Bank
Im Mai wurde eine 86-jährige Staderin Opfer dieser Betrugsmasche. „Die 86-Jährige wurde am Telefon derart unter Druck gesetzt, dass sie schließlich mit einem Taxi zur Bank gefahren war, um dort mehr als 25.000 Euro auf ein unbekanntes Konto der angeblichen ‚Polizei‘ zu überweisen“, berichtet der Stader Polizeisprecher.
Nach etwa einer Woche riefen die unbekannten Täter die Seniorin erneut an. Diesmal forderten sie eine noch höhere Summe von der Frau. Doch die Seniorin hatte Glück: In der Sparkassenfiliale schöpfte eine Angestellte Verdacht und informierte noch rechtzeitig die richtige Polizei, bevor das Geld überwiesen werden konnte.
„In vielen Fällen reagieren die Angerufenen genau richtig und lassen sich auf keine Gespräche ein“, sagt Bohmbach. Das rät er auch anderen Senioren, die vermeintlich von der Polizei oder Staatsanwaltschaft angerufen werden: „Reagieren Sie nicht auf derartige Anrufe. Beenden Sie das Gespräch und legen Sie einfach auf!“
„Sofort auflegen und die 110 anrufen“
Wer einen solchen Anruf erhält, solle auflegen und sofort die Polizei anrufen - über den Notruf 110. „So helfen Sie uns, die Täter eventuell auf frischer Tat zu erwischen“, erklärt Rainer Bohmbach.
Er bittet die Landkreis-Bewohner, auch ihre Verwandten, Bekannten oder Nachbarn über diese Betrugsmaschen zu informieren: „So tragen Sie dazu bei, Straftaten und den Verlust von Geld oder Schmuck zu vermeiden.“
Falscher Handwerker bringt Seniorin um viel Geld
Auch im Kreis Cuxhaven ist eine Seniorin einem Betrüger auf den Leim gegangen, meldet die Cuxhavener Polizei. Mündlich war vereinbart worden, dass eine Person bei der 81-Jährigen in Stotel handwerkliche Arbeiten auf dem Grundstück durchführen solle. Ein fünfstelliger Bargeldbetrag war angezahlt worden.
Allerdings meldete sich die Person sich mehr. Arbeiten wurden nicht erledigt. Die 81-Jährige erstattete am Montag (26. Mai 2025) Anzeige bei der Polizei. Zeugen können sich auf der Wache in Schiffdorf (0 47 06/94 80) melden.
Die Polizei gibt Tipps
- Seien Sie bei Geschäften an der Haustür skeptisch.
- Leisten Sie keine Anzahlungen im Voraus, wenn Ihnen entsprechende Firmen nicht bekannt sind, schon gar nicht in bar.
- Seriöse Firmen und Betriebe stellen immer schriftliche Rechnungen, Aufträge und Kostenvoranschläge aus und beraten entsprechend.
Weitere Betrugsfälle in der Region
- Eine weitere Seniorin wurde am 5. Mai in Bremervörde bestohlen. Ein Mann klingelte bei ihr und gab vor, ihre Heizung kontrollieren zu wollen. „Vermutlich ließ der falsche Handwerker die Haustür offenstehen, so dass ein Komplize die Wohnung unbemerkt betreten konnte, als sich die 88-Jährige mit dem falschen Handwerker im Keller befand“, berichtet Tobias Koch von der Rotenburger Polizei. Die Zeit habe der zweite Täter genutzt, um aus dem Schlafzimmer zwei Halsketten zu stehlen.
- Unbekannte haben am 15. April einen 70-jährigen Stader bestohlen. „Die zwei haben an einer Wohnung eines Mehrfamilienhauses im Richeyweg geklingelt und sich als Telekom-Mitarbeiter ausgegeben. Auch in diesem Fall hat ein Täter den Senior auf dem Flur abgelenkt, während der zweite Mann in die Wohnung geschlichen sei und dort mehrere Hundert Euro Bargeld und ein altes Mobiltelefon entwendet habe. Später am Tag scheiterten die Betrüger bei einem weiteren Versuch mit derselben Masche in der Stader Rosenstraße.
- In Stade und Himmelpforten brachte ein Einschleichdieb Senioren kürzlich mit dem Trödel-Trick um mehrere Tausend Euro. Der unbekannte Mann erbeutete Schmuckschatullen samt Inhalt. Die Stader Polizei warnt ausdrücklich vor sogenannten Einschleichdieben, die unter Angabe von falschen Identitäten oder Auftraggebern versuchen, in Wohnungen und Häuser zu gelangen, um dort dann Diebstähle zu begehen. (pm/fe/set/vdb)