Razzia gegen Hamas in Niedersachsen

Allein in Berlin sollen 800 Polizisten im Einsatz gewesen sein. Foto: Sven Kaeuler/dpa
Erneut werden Wohnungen und Büros von islamistischen Organisationen in Niedersachsen und anderen Bundesländern durchsucht. Diesmal geht es um Anhänger der Hamas und von Samidoun. Innenministerin Faeser warnt deren Unterstützer.
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Berlin/Münster. Sicherheitskräfte haben im Zusammenhang mit dem Verbot der Terrororganisation Hamas und des internationalen Netzwerks Samidoun in Deutschland am Donnerstag mehrere Objekte in Niedersachsen, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein durchsucht. Das teilte das Bundesinnenministerium am Morgen mit.
Das Ministerium hatte Anfang November ein Betätigungsverbot für die Hamas und ein Vereinsverbot für Samidoun ausgesprochen.
15 Objekte durchsucht
Die Maßnahmen seien zur Durchsetzung der Verbote und zur weiteren Aufklärung der verbotenen Strukturen dieser Gruppierungen von den zuständigen Verwaltungsgerichten angeordnet worden, hieß es.
Insgesamt seien 15 Objekte durchsucht worden. Nach Angaben einer Polizeisprecherin wurden allein in Berlin an elf Orten Durchsuchungen durchgeführt, um Beweismittel und Vermögenswerte sicherzustellen. Auch in Münster und Bochum wurden Objekte untersucht. Es handele sich um jeweils eine Privatwohnung, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums auf dpa-Anfrage.
Politik spricht von klarem Signal
„Wir setzen unser konsequentes Vorgehen gegen radikale Islamisten fort“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). „Mit den Verboten von Hamas und Samidoun in Deutschland haben wir das klare Signal gesetzt, dass wir keinerlei Verherrlichung oder Unterstützung des barbarischen Terrors der Hamas gegen Israel dulden.“
Faeser: Szene „fest im Blick“
Faeser hatte am 2. November die Teilorganisation „Samidoun Deutschland“, die zum internationalen Netzwerk „Samidoun - Palestinian Solidarity Network“ gehört, verbieten und auflösen lassen. „Wir haben die islamistische Szene fest im Blick“, betonte Faeser. „Islamisten und Antisemiten können und dürfen sich hier nirgendwo sicher fühlen.“
Samidoun befürworte Gewaltanwendung als Mittel zur Durchsetzung politischer Ansichten und unterstütze Vereinigungen, die Anschläge androhen. Besonders schwer wiege die Verherrlichung des Terrors der Hamas nach deren Terroranschlägen auf Israel seit dem 7. Oktober 2023.
450 Hamas-Mitglieder in Deutschland?
Der Hamas rechne das Bundesamt für Verfassungsschutz in Deutschland etwa 450 Mitglieder zu, schreibt das Innenministerium. Deren Aktivitäten umfassten demnach Sympathiebekundungen und Propagandaaktivitäten sowie das Eintreiben von Spenden.
Gewalttätige Aktionen hätten bisher nicht stattgefunden. Die Hamas wird von der EU und den USA schon seit Jahren als Terrororganisation eingestuft, womit sie de facto in Deutschland schon verboten war.

Einsatz am frühen Morgen: Ein Polizeiwagen in Berlin-Friedrichshain. Foto: Paul Zinken/dpa