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Nahost-Konflikt

Israelische Soldaten sollen Ärzte in Gaza-Klinik geschlagen und gedemütigt haben

Palästinenser, die bei einem israelischen Angriff verwundet wurden, während sie am Strand von Gaza-Stadt auf humanitäre Hilfsgüter warteten, werden im Shifa-Krankenhaus behandelt (Archivbild).

Palästinenser, die bei einem israelischen Angriff verwundet wurden, während sie am Strand von Gaza-Stadt auf humanitäre Hilfsgüter warteten, werden im Shifa-Krankenhaus behandelt (Archivbild). Foto: Mahmoud Essa/AP/dpa

Angestellte des Krankenhauses wurden laut einem BBC-Bericht bei einem Einsatz der Armee im Februar auch tagelang festgehalten. Das Militär bestreitet, dass medizinisches Personal zu Schaden gekommen ist.

Von dpa Dienstag, 12.03.2024, 14:15 Uhr

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Straßburg. Bei einem Einsatz der israelischen Armee in einer Klinik im Gazastreifen sollen Soldaten laut einem Medienbericht Mediziner geschlagen und gedemütigt haben. Israelische Einsatzkräfte hätten ihnen die Augen verbunden, sie tagelang festgehalten und gezwungen, sich auszuziehen, meldete der britische Sender BBC am Dienstag unter Berufung auf medizinisches Personal des Nasser-Krankenhauses. Demnach sollen die Betroffenen auch mit Stöcken, Schläuchen, Gewehrkolben und Fäusten geschlagen worden sein. Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit: „Die dargelegten Behauptungen sind uns nicht bekannt.“ Alle Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Im Bericht der BBC heißt es, die Vorwürfe seien dem Militär übermittelt worden. Das Militär habe sich nicht direkt zu den Vorfällen geäußert, die konkreten Anschuldigungen aber auch nicht bestritten. Israels Armee teilte auf Anfrage aber mit, bei ihrem Einsatz in der Klinik seien Patienten und Personal nicht zu Schaden gekommen. Auch diese Angaben konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden.

Hat ein israelischer Soldat einem Arzt die Hand gebrochen?

Die Armee sprach von einer „präzisen und begrenzten Operation gegen die Hamas-Terrororganisation im Nasser-Krankenhaus“ in der Stadt Chan Junis, bei der im Februar rund 200 Verdächtige zeitweise festgenommen und Waffen sichergestellt worden seien. Nach Darstellung der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde gehören viele der Festgenommenen zum medizinischen Personal.

Ein Arzt berichtete der BBC zufolge, ein Soldat habe ihm die Hand gebrochen. Auf einen Gipsverband hätten die israelischen Einsatzkräfte einen Davidstern gemalt. Andere Klinik-Mitarbeiter berichteten weiterhin davon, dass sie stundenlang in unbequemen Positionen knien mussten und mit kaltem Wasser übergossen worden seien. Einige Angestellte der Klinik würden seit dem Einsatz der israelischen Armee vermisst, meldete der Sender unter Berufung auf Angehörige weiter.

BBC veröffentlicht verstörende Aufnahmen

Die BBC veröffentlichte auch eine Aufnahme, die Männer in Unterwäsche kniend und mit hinter dem Kopf verschränkten Händen vor dem Gebäude der Notaufnahme zeigen soll. Vor einigen sollen den Angaben nach Kittel liegen. Mediziner sagten dem Sender den Angaben zufolge, auch unbekleidet in eine Haftanstalt gebracht worden zu sein.

Israels Armee teilte mit, sie nehme derzeit in Kampfgebieten im Gazastreifen Menschen, die der Beteiligung an terroristischen Aktivitäten verdächtigt würden, vorübergehend fest und verhöre sie. Unbeteiligte würden schließlich wieder freigelassen. „Die inhaftierten Personen werden im Einklang mit dem Völkerrecht behandelt“, so die Armee. Oft sei es erforderlich, dass die Verdächtigen ihre Kleidung abgeben, damit diese durchsucht und so sichergestellt werden kann, dass die Betroffenen keine Sprengwesten oder andere Waffen verbergen. Die Kleidung werde den Menschen nicht sofort zurückgegeben, da der Verdacht bestehe, dass darin etwa Messer versteckt sein könnten. Auch die BBC zitierte diese Stellungnahme des Militärs.

Die britische Regierung forderte nach Veröffentlichung des BBC-Berichts eine umfassende Aufklärung. Bei Einsätzen der israelischen Armee seien wie in Großbritannien Anwälte anwesend, um die Achtung des internationalen humanitären Rechts sicherzustellen, sagte Außen-Staatssekretär Andrew Mitchell im Parlament in London. Er betonte aber, dass eine ausführliche Erklärung erforderlich sei. (dpa)

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