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Anklage-Details

RAF-Terroristen: Stader Marktkauf-Überfall von Bremen aus geplant?

So berichtete das TAGEBLATT am 27. Dezember 2012 über den Marktkauf-Überfall in Stade und das Feuer im mutmaßlichen Fluchtfahrzeug.

So berichtete das TAGEBLATT am 27. Dezember 2012 über den Marktkauf-Überfall in Stade und das Feuer im mutmaßlichen Fluchtfahrzeug. Foto: TAGEBLATT

Jahrzehnte lebte Daniela Klette im Untergrund und benutzte unterschiedliche Decknamen. In Kürze beginnt der Prozess. Neue Details der Anklage werden bekannt.

Von Redaktion Dienstag, 21.01.2025, 15:25 Uhr

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Verden. Die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette (66) soll vor rund zehn Jahren in Bremen mehrfach eine Wohnung genutzt haben, um Überfälle auf Geldtransporter zu planen. Solche Anmietungen sollen stattgefunden haben, um mutmaßlich von dort aus spätere Tatorte und Anfahrtswege auszukundschaften, wie Martin Schanz, Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Nach seinen Angaben wurde noch eine weitere Wohnung in Bremen angemietet.

Laut Anklage sollen die drei früheren RAF-Mitglieder 13 schwere Raubstraftaten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verübt haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Dabei geht es auch um den Überfall auf den Stader Marktkauf am Heiligabend 2012. Insgesamt soll die Bande zwischen 1999 und 2016 mehr als 2,7 Millionen Euro erbeutet haben. Klette wird vorgeworfen, überwiegend das Fluchtauto gefahren zu haben.

Daniela Klette wurde Ende Februar 2024 in ihrer Wohnung in Berlin-Kreuzberg festgenommen.

Daniela Klette wurde Ende Februar 2024 in ihrer Wohnung in Berlin-Kreuzberg festgenommen. Foto: Uli Deck/dpa

Zuerst hatte der „Spiegel“ über zwei Wohnungen in Bremen berichtet, in denen Klette und ihre mutmaßlichen Mittäter Burkhard Garweg (56) und Ernst-Volker Staub (70) Raubüberfälle auf Einkaufsmärkte und Geldtransporter vorbereitet haben sollen. Garweg und Staub sind auf der Flucht. Das Trio gehörte zur linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF), die 1998 ihre Auflösung bekanntgab. Die drei mutmaßlichen Räuber lebten jahrzehntelang im Untergrund.

Im September 2024 hatten die Ermittler einen Aufruf gestartet und Zeugen gesucht, die zur Anmietung von Wohnungen Auskunft geben konnten. Demnach soll sich Klette im Zusammenhang mit der Tat in Stuhr bei Bremen 2015 als Sarah und 2016 in Hildesheim als Lucia ausgegeben und möglicherweise auch gefälschte Ausweisdokumente vorgelegt haben.

Trat Klette als Yoga-Urlauberin „Sarah Lopez“ auf?

Laut „Spiegel“ soll Klette unter dem Tarnnamen „Sarah Lopez“ zwischen Sommer 2014 und Oktober 2015 mehrfach eine Wohnung im Bremer Steintorviertel angemietet haben, angeblich um Yoga zu machen. Diese Details bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft heute nicht. Von Bremen aus soll Klette den Überfall in Stuhr im Juni 2015 geplant haben, bei dem kein Geld erbeutet werden konnte. Weil bei dieser Tat geschossen wurde, wird der 66-Jährigen auch versuchter Mord vorgeworfen.

Als RAF-Terroristen Marktkauf in Stade überfielen

In Stade sollen die ehemaligen RAF-Mitglieder 2012 aktiv gewesen sein: Zwei Männer waren an Heiligabend in das Kassenbüro des Marktkauf-Centers eingedrungen, hatten drei Angestellte überwältigt und mit dem erbeuteten Geld - mehrere Tausend Euro - in einem silberfarbenen VW-Golf 3 die Flucht ergriffen.

Am Steuer, das berichteten Zeugen, soll eine Frau gesessen haben. Auf der B73 verlor sich ihre Fährte, dabei hatten die Beamten längst eine Großfahndung mit Hubschrauber in die Wege geleitet. Mit einem Blaulicht sollen die Täter sich den Weg durch den Stau gebahnt haben. Durch Wiepenkathen sowie über landwirtschaftliche Straßen und Wanderwege in den Schwingewiesen ging es nach Groß Thun. Schließlich brannte das Fahrzeug in einem Wald am Fredenbecker Weg vollständig aus.

Trotz zahlreicher Hinweise blieb ein Ermittlungserfolg aus. Der Fall kam zu den Akten, bis sich im Mai 2012 der Verdacht gegen die untergetauchten RAF-Mitglieder richtete. Verwertbares DNA-Material hinterließen sie in Stade nicht, aber die Personenbeschreibungen und die Vorgehensweisen passen ins Raster.

Gegen Klette, Staub und Garweg bestehen auch Haftbefehle wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen. Für diese Ermittlungen ist die Bundesanwaltschaft zuständig. (dpa)

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