Neu Wulmstorfs Elektro-Riese funkt menschlich
Ein Blick in die moderne Logistikhalle des Neu Wulmstorfer Elektrogroßhändlers: Firma Zajadacz hat das größte Kabellager in Hamburg und Umgebung. Fotos Michaelis
Die blau-gelben Laster kennt jeder in der Region, die dahinterstehende Firma hingegen ist eher selten in der Öffentlichkeit. Jetzt hat sich der Elektrogroßhändler Zajadacz einer Unternehmenszertifizierung gestellt und freut sich über ein Spitzen-Ergebnis.
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„Die Mitarbeiter sind das höchste Gut, das wir im Unternehmen haben, alles andere ist austauschbar“, sagt Ralf Moormann, der gemeinsam mit Geschäftsführer Detlef Ploew das Unternehmen im Neu Wulmstorfer Gewerbegebiet leitet. Sätze wie diesen sagt wohl jeder Firmenchef nach außen hin gern, doch bei Zajadacz wird diese Maxime ganz offenkundig auch gelebt: Der Elektrogroßhändler mit Stammsitz in Neu Wulmstorf hat sich im Frühjahr der Zertifizierung zum „Anerkannt Guten Arbeitgeber“ durch den Arbeitgeberverband AGA gestellt, der etwa 3500 mittelständische Firmen betreut, und hat die Prüfung mit Bravour bestanden. Volker Tschirch, Hauptgeschäftsführer der AGA, überbrachte der Geschäftsführung die Urkunde im Rahmen einer kleinen Feierstunde.
Gepunktet hat Zajadacz, nach Schwarz Cranz der zweitgrößte Arbeitgeber in Neu Wulmstorf, vor allem beim Umgang mit seinem Personal. „Wir wollten wissen, ob die weitgehend positive Einschätzung, die wir durch die Ergebnisse aus Mitarbeitergesprächen und anonymen Arbeitgeberbewertungsplattformen über unser Unternehmen gewonnen haben, mit den Aussagen der Mitarbeiter übereinstimmt“, begründet Detlew Ploew, warum sich die Firma der Bewertung unterzogen hat. In dem zweigeteilten Verfahren durch eine unabhängige Zertifizierungsfirma wird den Auskünften des Managements eine anonyme Befragung der Mitarbeiter im Internet gegenübergestellt.
Abgeklopft wurden Faktoren wie Aus- und Weiterbildung, Arbeitgeberleistungen, Arbeitszeiten und Flexibilität, Motivation und Kooperation – mit dem Ergebnis, dass 95 Prozent der Beschäftigten mit dem Angebot ihres Arbeitgebers offenbar zufrieden sind. 86 Prozent der Belegschaft würden Zajadacz als Arbeitgeber Freunden weiterempfehlen.
Besonders gut schnitt der Elektrogroßhändler mit seinem Angebot zur betrieblichen Weiterbildung ab. Auch die Azubis gaben Zajadacz mit vier von 4,5 möglichen Sternen überdurchschnittlich gute Noten. Dabei setzt die Firma gezielt auf Nachwuchssicherung aus den eigenen Reihen: 23 Auszubildende – Groß- und Einzelhandelskaufleute, Betriebswirte und Fachkräfte für Lagerlogistik – beschäftigt Zajadacz derzeit, 95 Prozent der Azubis werden hinterher übernommen.
Flache Hierarchien und offenen Türen für die Mitarbeiter, die regelmäßigen Kontakt zur Geschäftsführung hätten und auch mit Problemen außerhalb des Unternehmens kommen können, gehörten zur Grundmotivation, der Mitarbeiter höre nicht vor der Unternehmenstür auf, sagt Ploew. Bei einem Unternehmen mit 500 Mitarbeitern und 193 Millionen Euro Jahresumsatz sei das eine respektable Leistung, findet Tschirch; „Vielleicht liegt es an ihren elektronischen Bauteilen, dass es zwischen ihnen und ihrer Belegschaft funkt. Sie haben einen guten Draht zu ihren Mitarbeitern.“ Mehr als die Hälfte der 500 Mitarbeiter hat an der anonymen Befragung teilgenommen. Auch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann sich Zajadacz sehen lassen. 35 Prozent der Mitarbeiter sind Frauen. Werdende Mütter kehren in der Regel zurück und haben die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, Väter nutzen die Elternzeit. Im wachsenden Kampf um Fachkräfte hofft Zajadacz, mit der Auszeichnung auf sich aufmerksam zu machen, sagt Ploew: „Wir hoffen natürlich, dass das Siegel auch Stellenbewerber von uns als Arbeitgeber überzeugt.“
1932 gründet der aus der Ukraine stammende Bankkaufmann Adalbert Zajadacz in der Amalienstraße in Harburg eine Elektrogroßhandlung. 1940 erreicht er die erste Umsatzmillion in Reichsmark. 1961 zieht die Firma in einen Neubau in der Buxtehuder Straße in Harburg um. 1972 wird das Stammhaus nach Neu Wulmstorf in einen Neubau in der Lessingstraße verlegt, mit einer Nutzfläche von 10 000 Quadratmetern. Seither expandiert der Komplettanbieter im Elektrogroßhandel, der von der kleinen Batterie über die Waschmaschine bis zur neun Tonnen schweren Kabeltrommel sämtliche Produkte im Bereich Elektrik und Elektrotechnik führt, kontinuierlich.
Heute hat die Firma 500 Mitarbeiter an 21 Standorten in ganz Deutschland, 4500 Aufträge gehen täglich ein. Am Hauptsitz Neu Wulmstorf arbeiten 250 Mitarbeiter, im Zentrallager auf 20 000 Quadratmetern lagern 35 000 verschiedene Artikel im Wert von 20 Millionen Euro. Allein am Standort Neu Wulmstorf macht Zajadacz einen Umsatz von mehr als 40 Millionen Euro.
Katharina Stellmacher, Leiterin Personalmanagement bei Zajadacz, und die Geschäftsführer Ralf Moormann und Detlef Ploew (rechts) freuen sich über die Auszeichnung als guter Arbeitgeber .
Großer Bahnhof bei der Auszeichnung vor dem Firmenhauptsitz .