350 Kilogramm schwere Granate aus der Elbe geborgen

Eine der drei 350 Kilogramm schweren großkalibrigen Granaten, die vermutlich aus der Kaiserzeit stammen. Sie wurden im Fahrwasser querab des Leitdamms gefunden und entschärft. Foto: Schwarze
Während der Kampfmittelräumung vor Cuxhaven am Kugelbake-Leitdamm wurde schwere Munition gefunden. Die Munition stammt wahrscheinlich aus der Kaiserzeit.
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Cuxhaven. Die Beseitigung von Munition aus der Zeit beider Weltkriege sowie einer großen Menge an Metallresten ist erforderlich geworden, als man bei Baggerarbeiten in der Fahrrinne vor gut einem Jahr auf die gefährlichen Artefakte gestoßen war.
Wegen des Risikos, das von den Kampfmitteln ausgeht, konnte in der Elbmündung nahe des Kugelbake-Leitdamms nicht mehr gebaggert werden. Damit war es seither auch nicht mehr möglich, die mit der Fahrrinnenanpassung angestrebte Fahrrinnentiefe für die Schiffe in der Elbmündung beim Leitdamm zu gewährleisten.
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Seitdem werden die Baggerarbeiten in diesem Bereich mit Wasserinjektionsbaggern ausgeführt, die den Boden nur glätten und keine Kampfmittel ansaugen. So wurde die Wassertiefe für die Schifffahrt in einem Teil der Fahrrinnenbreite trotz der Munitionsfunde erhalten.
Bei der großräumigen Sondierung des Gebietes wurden Hunderte Verdachtspunkte festgestellt, wo sich Metallteile, darunter eben auch Kampfmittel, befinden könnten. Inzwischen hat die Spezialfirma „SeaTerra“ mit dem Schiff „Aquarius-G“ mit der Kampfmittelräumung in rund 20 Meter Wassertiefe begonnen.
In der Elbe vor Cuxhaven: Metallschrott und Wrackreste, aber auch Kampfmittel
An den ermittelten Positionen sollen sich mehrere Tausend metallische Objekte befinden. Hier handelt es sich wohl überwiegend um Wrackreste und Metallschrott unterschiedlichster Art. Die Nachsondierungen ergaben schließlich 101 Verdachtspunkte, deren magnetisches Signal auch auf Kampfmittel schließen ließen.
Die drei Granaten aus der Elbe sind nun die ersten größeren Kampfmittelfunde am Leitdamm. Sie könnten aus Übungsschießen mit großen Geschützen der kaiserlichen Küstenbatterien in Cuxhaven in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammen.
Doch es ist ebenso auch zu vermuten, dass kurz nach dem Zweiten Weltkrieg Munition und andere Kampfmittel in der Außenelbe verklappt worden sind.
Großkalibrige Granaten in der Elbe sind entschärft worden
“Wir sind heilfroh, dass wir das gemacht haben“, sagt Jörg Fräßdorf, Fachgebietsleiter Wasserstraßen beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee. „Die Arbeiten zur Räumung der Kampfmittel in der Außenelbe laufen planmäßig“, meint Bernd Meyer, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Elbe-Nordsee.
„Sie finden in dem etwa sieben Kilometer langen Streckenabschnitt seewärts von Cuxhaven Elbe-seitig des Leitdammes statt.“ Die drei jetzt gefundenen großkalibrigen Granaten wurden durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Niedersachsen entschärft.
Zur Frage, wie die Metallteile und die Munition in die Nähe des Leitdamms geraten konnten, gibt es bislang nur Spekulationen. Die wahrscheinlichste Erklärung, erläutert Jörg Fräßdorf, sei die, dass im Zuge der Fahrrinnenanpassung vor gut zwei Jahren der sogenannte morphologische Nachlauf dafür gesorgt haben könnte, dass das sondierte Metall von seiner ursprünglichen Position in Bewegung geraten ist.
Fräßdorf: „Das ist nun einmal ein dynamisches System, in dem sich die Riffe in Bewegung setzen und mit dem Sand auch anderes Material transportieren.“
Kampagne wird voraussichtlich noch einige Monate andauern
Die Räumung der Kampfmittel aus diesem Gebiet ist die Voraussetzung dafür, dass hier die Unterhaltungsbaggerung fortgesetzt werden kann. Die Kampagne wird voraussichtlich noch einige Monate andauern.
Nach der Beseitigung der Kriegsaltlasten wird der Einsatz von Laderaumsaugbaggern wieder möglich sein, sodass dann die planfestgestellten Tiefen auch im Baggerabschnitt 16 wiederhergestellt werden können.
Die Elb-Fahrrinne sei laut Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung inzwischen auf die erforderliche Tiefe ausgebaggert worden. Einzig der Flaschenhals mit den Kampfmittelresten querab des Kugelbake-Leitdamms sei noch übrig geblieben.
Wenn auch dieser beseitigt sei, könne die Schifffahrt - wie vorgesehen - den vollen Tiefgang auf der Außen- und Unterelbe von und nach Hamburg nutzen.
Die Elbvertiefung war Anfang des Jahres 2022 freigegeben worden, damit Schiffe mit bis zu 1,90 Meter mehr Tiefgang den Fluss befahren können.