7000 Besucher beim Familientag in der Elbphilharmonie

Die NDR Bigband hat am Sonntag im Großen Saal der Elbphilharmonie ein Konzert für Kinder gegeben. Am Familientag bot Hamburgs neues Wahrzeichen 70 musikalische Veranstaltungen für Menschen ab drei Jahren. Fotos Scholz/dpa
Das muss wahre Elbphilharmonie-Liebe sein: Eine Reise von mehr als 700 Kilometern aus dem fernen Bayern hatte Cornelia Kosyna mit ihren Kindern auf sich genommen – allein, um das neue Konzerthaus beim Familientag einmal in Ruhe erkunden zu können.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Und die Ingolstädterin war hellauf begeistert: „Der Große Saal ist ein Traum, von der Anmutung, den Wänden und seinem organischen Eindruck – und trotzdem fühlt sich der Raum sehr familiär an, weil man auf allen Plätzen nicht weit von der Bühne entfernt ist.“
Ein ganz besonderes Sitz-Gefühl, das auch ihre Kinder Simon, Lilli und Lotte ausgiebig ausprobierten und genossen, während auf der Bühne die NDR Bigband mit Witz und Swing demonstrierte, wie viel Groove und Jazz selbst in Kinderliedern stecken kann.
7000 kleine und große Musikliebhaber zog es von morgens um 9 Uhr zwölf Stunden lang durch Hamburgs neues Wahrzeichen – und es wären zweifellos noch weit mehr gewesen, hätten die Platzkapazitäten nicht natürliche Schranken vor die Fahrt mit der Tube hinauf in den Klassik-Tempel gesetzt. Der sich indes an diesem Tag offen und erfüllt von Musik bis in den letzten Winkel der gläsernen Welle zeigte: Selbst in die nur besonderen Anlässen vorbehaltene Kühne Sky Lounge in der 20. Etage brachte der Fahrstuhl das Publikum und bescherte dort einen atemberaubenden Blick auf die erleuchtete Stadt und die schimmernde Elbe, während sich der junge, verheißungsvolle Cellist Edgar Moreau in Bachs erste beiden Solo-Suiten versenkte. Ein unvergessliches Erlebnis für alle Hamburg- und Cello-Fans.
Fand auch die elfjährige Leona aus Nienstedten, die zuvor schon ein paar Stockwerke tiefer in der Circle Lounge bei einem halbstündigen Workshop ihre neue Liebe entdeckt hatte. Kurz und mit Witz erklärte dort Musikpädagoge Bernhard Crass die Saiten- und Schlaginstrumente, um sodann den Jüngsten freie Hand beim Ausprobieren von Geige, Kontrabass, Pauke oder Röhrenglocken zu überlassen – und für ein kleines Abschlusskonzert zumindest in Sachen Dynamik nicht nur die kleinen, sondern ebenso die großen Kinder zusammenzuführen. Denn auch die Erwachsenen hatten sichtlich Spaß an den Streich- und Trommelversuchen – wie offenbar ohnehin viele Eltern und Großeltern voller Begeisterung die Gelegenheit nutzten, doch einmal einen Blick ins Innere der ansonsten bis Mitte des Jahres ausverkauften Elbphilharmonie zu werfen.
Und so waren es denn keineswegs nur Jungen und Mädchen, die – ausgerüstet mit Kopfhörer und Aufnahmegeräten – auf Klangsafari durchs ganze Gebäude zogen, die Fahrstuhlansage ebenso mitschnitten wie das gemeinsame „Der Kuckuck und der Esel“-Singen mit dem NDR Chor oder auch die fantastischen Klanginstallationen des Instrumente-Erfinders Ferdinand Försch, auf denen ausgiebig gestrichen und getrommelt werden durfte: Laute(r) Eindrücke, die auf einer interaktiven Soundmap der Elbphilharmonie Eingang finden. Und vielleicht ist dort dann auch der Überraschungsgast zu hören, der den ersten Familientag im Großen Saal unter Jubel beschloss: Johannes Oerding. Riss der Liedermacher doch das Publikum mit Songs wie „Engel“ und „Heimat“ zum lautstarken Mitsingen mit: Kein Wunder, denn für viele ist die Elbphilharmonie an diesem Tag zu ihrer neuen Konzert-Heimat geworden.

Kinder probieren in der Elbphilharmonie ein Schlagzeug aus.