Ahlerstedt rüstet sich für die Zukunft

Planer Burckhard Rehage leitet die Ideenwerkstatt.
Die Gemeinde Ahlerstedt möchte Fördergelder aus dem Dorfentwicklungsprogramm des Landes Niedersachsen beantragen.Im Rahmen einer ersten Ideenwerkstatt haben die Vertreter der Vereine kürzlich auf Einladung von Bürgermeister Uwe Arndt ihre Wünsche für die Ortschaften vorgestellt.
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Vorgeschichte: Vor vier Jahren begann der Rat der Gemeinde Ahlerstedt, ein Zukunftskonzept zu entwickeln, berichtet Bürgermeister Uwe Arndt. 2014 lieferte ein Einzelhandelsgutachten dazu wichtige Grundlagen. Die Politiker brachten den Bau eines neuen Verbrauchermarktes und weitere Wohngebiete auf den Weg. 2018 soll das Geschäft eröffnen, auch die Grundstücke sollen dann erschlossen sein. Mit aktuell drei Ärzten im Ort ist auch die Existenz der Apotheke gesichert. Das Restaurant Schützenhof floriert, auch das Seniorenheim hat sich etabliert. Das Interesse, in Ahlerstedt zu leben, ist groß. Aktuell wohnen hier 5350 Menschen. Für die 23 Einfamilienhaus-Bauplätze im Zentrum gab es 30 Anfragen. Für die 12 Bauplätze an der Kakerbecker Straße gingen 25 Anfragen ein.
Demnächst sollen 619 Straßenlampen durch LED-Geräte ersetzt werden. 330 000 Euro kostet die Maßnahme, 70 000 Euro erhält die Gemeinde aus Fördertöpfen. 16 000 Euro Energiekosteneinsparung pro Jahr erwartet die Verwaltung. Für die Pflege der Grünanlagen wird ein vierter Bauhof-Mitarbeiter eingestellt. „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir sagen können: Wir können es uns erlauben“, erklärt Bürgermeister Uwe Arndt die Investitionen. Seiner Ansicht nach ist es an der Zeit, beim Dorfentwicklungsprogramm einzusteigen, um mit Hilfe von Fördermitteln vom Land Niedersachsen und von der Europäischen Union die Attraktivität der Ortschaften nachhaltig zu steigern.
Ahrenswohlde: Eine aktive Dorfgemeinschaft, geprägt von Feuerwehr und Schützenverein, mit vielen Angeboten und Festen stehen auf der Habenseite. Vereinsübergreifende Bauprojekte können, unterstützt von Handwerkern aus dem Ort, schnell umgesetzt werden. Die Einwohner von Ahrenswohlde sind stolz auf die Bäckerei und die Kneipe. Ein Biohof-Laden ergänzt die Grundversorgung.
Allerdings fehlen Radwege nach Wangersen und Ippensen. Die Verbindung nach Ahrensmoor ist in einem schlechten Zustand, die Straßen- und Gehwegbeleuchtung lückenhaft. Die Bürger wünschen sich eine bessere Anbindung – etwa durch den Bürgerbus oder Mitfahrgelegenheiten. Das Dorfgemeinschaftshaus benötigt neue Fenster und ein neues Dach, der Spielkreis wünscht sich einen Bewegungsraum. Das Feuerwehrhaus ist zu klein, die Ortsmitte könnte durch einen Grillplatz und eine Ladestation für E-Bikes aufgewertet werden. Bauplätze müssten geschaffen werden, um junge Familien im Dorf zu halten. Die sanitären Anlagen am Sportplatz sollten saniert und Parkmöglichkeiten geschaffen werden. Eine weitere Idee ist ein Nahwärme-Versorgungsnetz.
Ahlerstedt: Ein erfolgreicher Gasthof, eine offene und aktive Kirchengemeinde, die auf den Weg gebrachte Neugestaltung der Ortsmitte – die Ahlerstedter sind zufrieden. Geschäfte, Ärzte, Handwerksbetriebe, Schwimmhalle, Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und Senioren sind vorhanden. Die Sporteinrichtungen und -angebote prägen den Ort. Veranstaltungen wie die Gewerbeschau oder der Apfeltag ziehen Publikum von außen an. Die Vereine leisten hervorragende Jugendarbeit.
Doch ein Dorfgemeinschaftshaus fehlt, und bei den Vereinsheimen besteht ein Sanierungsstau. Für den alten Kindergarten und den Grillplatz muss ein Nutzungskonzept her. Ein Discounter und eine Drogerie könnten die Einzelhandelslandschaft ergänzen. Das Verkehrsaufkommen nimmt zu, eine fest installierte Ampel würde die Querung der Stader Straße / Zevener Straße nicht nur für Schüler und Senioren sicherer machen. Im Winterhalbjahr stehen den Sportvereinen zu wenig Hallenkapazitäten zur Verfügung.
Ahrensmoor: Die Vertreter aus Ahrensmoor nannten bei der Dorfwerkstatt immer wieder das funktionierende Vereinsleben als großes Plus. Der Heimatverein ist das Bindeglied im Ort. Die Bürger halten Friedhof und Dorfzentrum selbst in Schuss. Mehrzweckhalle, Schafstall und Saunaanlage werden stark genutzt.
Neu zugezogene Familien lassen sich dagegen ins Dorfleben kaum einbinden. Langfristig fehlen Bauplätze und Gewerbeflächen ebenso wie schon jetzt ein Treffpunkt, Spielplätze und Sitzgelegenheiten. Die Parkplatzsituation beim Schafstall und bei der Feuerwehr ist verbesserungswürdig, die Internetversorgung eine Katastrophe. Weil eine Kneipe fehlt, könnte der Gasthofbereich in der Festhalle ausgebaut werden. Die Radwege an der Ost-Straße und nach Ahlerstedt sollten endlich realisiert werden. Am Schulweg nach Ahlerstedt fehlt zudem die Straßenbeleuchtung.
Oersdorf: Die Dorfgemeinschaft funktioniert, das Feuerwehrhaus am Dorfgemeinschaftshaus wird gerade saniert und bietet den Brandschützern sowie den Bürgern dann neue Möglichkeiten. Das Schulmuseum, der Baumpark im Moor und Übernachtungsmöglichkeiten machen den Ort für Jakobsweg-Pilger interessant. Der neue Radweg nach Ottendorf wird stark frequentiert.
Allerdings wünschen sich die Bürger mehr Unterstützung bei der Pflege des Friedhofes und der Sanierung der Kapelle. Fehlende Radwege, etwa nach Kohlenhausen, sollten realisiert werden. Ein Anschluss ans Bürgerbusnetz wäre sinnvoll, ebenso eine zentrale Nahwärmeversorgung. Viele Oersdorfer hoffen auf eine Verkehrsberuhigung. Eine Informationstafel für Pilger und Radtouristen sowie freies WLAN beim Dorfgemeinschaftshaus könnten die Attraktivität des Dorfes steigern. Die Bushäuschen sollten erneuert werden. Ein mobiler Tante-Emma-Laden würde auf Zuspruch treffen, denn Geschäfte und Kneipe fehlen.
Wangersen: Ein aktives Vereinsleben, Bäcker, Schlachter, Gewerbebetriebe – der Ort bleibt vital. Die Paintball-Anlage macht das Dorf überregional bekannt. Im Heimathaus gibt es viele Angebote. Wege sind in einem ordentlichen Zustand, Fachwerkhäuser dominieren das Straßenbild.
Aber das Feuerwehrhaus ist zu klein. Die Zufahrt zu den Sportanlagen müsste erneuert, der Sportplatz vergrößert werden. In der Schulstraße sollte eine Tempo-30-Zone eingeführt werden. Um die Querung der Dorfstraße zu sichern, sollte eine Ampel her. Die Friedhofskapelle ist sanierungsbedürftig. Den Bürgern fehlt ein Mehrgenerationen-Treffpunkt. Der Fahrradweg nach Ahrenswohlde muss dringend neu asphaltiert werden. Das Buslinienangebot ist verbesserungswürdig. Eine flächendeckende LED-Straßenbeleuchtung könnte der Sicherheit und dem Klimaschutz dienen. Ein Bade- oder Angelsee würde mehr Möglichkeiten zur Naherholung schaffen. Am Knüllberg sollte eine Aussichtsplattform geschaffen und der aktuell nicht genutzte Fernsehturm zu einem Café umgebaut werden.
Ottendorf/Klethen: Sportverein und Feuerwehr prägen das örtliche Leben, das sich zum Großteil im zentral gelegenen Dorfgemeinschaftshaus und auf dem Fußballplatz abspielt.
Doch das Dorfgemeinschaftshaus muss saniert werden. Parkmöglichkeiten und schnelles Internet fehlen, ein Hotspot wäre wünschenswert. Weil Bauplätze Mangelware sind, sollte das Bauen im Außenbereich ermöglicht werden. Das Areal rund um den Wenser Weg bedarf einer Neugestaltung. Die Bushaltestellen sind schlecht ausgeleuchtet, am Friedhof müssten Toiletten und Parkplätze geschaffen werden. Das Ehrenmal sollte aufgewertet, der Radweg nach Oersdorf ausgeleuchtet und eine Anbindung ans Bürgerbusnetz erreicht werden.
Bokel: Der Reitverein mit seiner herausragenden Jugendarbeit ist das Zugpferd im Ort. Ehrenamtliche kümmern sich um den Friedhof, im Dorfgemeinschaftshaus gibt es viele Veranstaltungen.
Um das lebendige Dorfleben aufrechtzuerhalten, sind Investitionen nötig. Die Reithalle muss eine neue Wärmedämmung und eine neue Heizung bekommen. Die Radwege nach Ahrenswohlde und Wangersen sollten saniert werden. In die Friedhofskapelle dringt Wasser ein, hier sind dringend Ausbesserungen nötig. Die historische Holzstraße ist neu zu gestalten. Eine Busanbindung nach Buxtehude und Zeven fehlt gänzlich. Außerdem gibt es auch in Bokel keine freien Bauplätze.
Perspektive: Aus den vorgestellten Ideen werden die Planer Gregor Paus und Burckhard Rehage vom Büro Seweco jetzt den Antrag ausarbeiten, der bis Ende Juli eingereicht werden muss. Im Frühjahr kommenden Jahres wird das zuständige Landesministerium in Hannover dann bekanntgeben, ob die Gemeinde Ahlerstedt Fördergelder bekommt. Bürgermeister Uwe Arndt ist optimistisch, dass das Unterfangen gelingt. Im ersten Halbjahr 2018 soll eine Prioritätenliste erarbeitet werden, auf deren Basis einzelne Projekte angeschoben werden können. Planer Burckhard Rehage geht davon aus, auf weitere Fördertöpfe und private Sponsoren zugreifen zu können.

Fußball steht bei den Jugendlichen auf der Geest – wie hier in Ahlerstedt – hoch im Kurs. Archivfoto: Beneke