Zähl Pixel
Historie

An Harsefelds Schmiede erinnert noch ein Platz

Der Blick von der Marktstraße auf die Kreuzung im Jahr 1910. Rechts das Gebäude ist die 1919 abgebrannte Schmiede. Foto: Samtgemeindearchiv Harsefeld

Der Blick von der Marktstraße auf die Kreuzung im Jahr 1910. Rechts das Gebäude ist die 1919 abgebrannte Schmiede. Foto: Samtgemeindearchiv Harsefeld

Zwei Männer führen ihre Pferde am Zügel die Straße entlang. Ein großer Baum wölbt sich vor das großzügige Gebäude in der Mitte. Bei einem genauen Blick auf das Foto aus dem Jahr 1910 sind die beiden bis heute erhaltenen Gebäude in Harsefeld gut wiederzuerkennen.

Von Miriam Fehlbus Sonntag, 08.04.2018, 11:00 Uhr

Die alte Darstellung findet sich auf einer Postkarte. Der Fotograf stand damals in der Marktstraße, rechts zweigt die Herrenstraße ab.

Dass sich diese zentrale Stelle in Harsefeld in den vergangenen Jahren verändert hat, hängt auch mit dem auf der Postkarte zu sehenden Fachwerkgebäude auf der rechten Seite zusammen. Dieses wurde am 21. Mai 1919 Opfer eines großen Feuers. Der gebürtige Harsefelder Fotograf Günter Kachmann hatte Anfang der 1990er Jahre noch die Gelegenheit, mit einer Augenzeugin zu sprechen. „Ich habe nie damit gerechnet, dass unser Haus bei schönem Wetter abbrennen könnte“, berichtete Grete Behrens, geborene Mahnke, damals dem Chronisten und Buchautor. Nicht wie vielleicht zu erwarten während eines Gewitters, sondern an einem schönen Vorsommertag brannte die alte Schmiede im Ortskern von Harsefeld nieder.

Gegen 14.30 Uhr seien die „Feuer-Feuer“-Rufe erklungen. Ein mit Stroh gedeckter Schuppen und die Scheune waren in Brand geraten, das Dach des Wohnhauses qualmte. „Alle versuchten, aus dem Haus zu retten, was möglich war“, erzählte die zum Zeitpunkt der Katastrophe 17 Jahre alte Grete Behrens. Der starke Nordwind wirbelte große Stücke vom Strohdach in die Luft. Plötzlich habe es auch auf der anderen Seite der Marktstraße gebrannt. Das Stader TAGEBLATT berichtete am Tag darauf von einem „schweren Brande“ in Harsefeld.

Insgesamt seien „sieben Gewese ganz oder zum Teil verbrannt. Der scharfe Wind gefährdete die ganze Stadt in schwerster Weise“. Später wurde rekonstruiert, dass Mitarbeiter in der Schmiede wohl gerade dabei waren, Eisenreifen für den Beschlag von hölzernen Rädern zum Glühen zu bringen. Es war üblich, dass diese Ringe heiß aufgeschlagen wurden. Zum einen brannten so Unebenheiten zwischen Holz und Eisen weg, zum anderen zog sich das Eisen durch schnelles Abkühlen zusammen und wurde zur passgenauen Lauffläche am Rad. Bei dem Erhitzen muss es zum Funkenflug durch den Schornstein der Schmiede gekommen sein.

Auch später befanden sich auf dem Gelände noch Gebäude, die von einem Schmied genutzt wurden. Gleich angrenzend stand lange ein Haus, das auf der Seite den Schriftzug „Foto Kachmann“ trug. Dem Fotografenmeister und heute ehrenamtlichen Mitarbeiter des Samtgemeindearchivs Günter Kachmann ist es maßgeblich mit zu verdanken, dass noch einige Fotos mehr die Geschichte dieses zentralen Ortes in Harsefeld erzählen. Der 70-Jährige, dessen Vater bereits Fotograf war, hat selbst zahlreiche Bilder beigesteuert.

Gewandelt hat sich die Stelle in den Jahren mehrfach, nicht zuletzt durch die jüngste Umgestaltung der Kreuzung zu einem Kreisverkehr. Statt der einstigen Gebäude der Schmiede Mahnke ist heute hier ein Platz mit Sitzbänken und einem Amboss-Symbol zu finden. Der Ort trägt den Namen „Schmiedeplatz“. Das Gebäude mit dem Geschäft Foto Kachmann ist einem Parkplatz gewichen.

Aktueller Blick auf den Kreisel. Noch da: das Haus, in dem heute eine Modeboutique (links) ist und das große Gebäude gegenüber.   Foto Fehlbus

Aktueller Blick auf den Kreisel. Noch da: das Haus, in dem heute eine Modeboutique (links) ist und das große Gebäude gegenüber. Foto Fehlbus

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.