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Bellmann baut besondere Bänke

Dieter Bellmann sitzt auf einer seiner selbst gebauten Gartenbänke. Fotos: Lepél

Dieter Bellmann sitzt auf einer seiner selbst gebauten Gartenbänke. Fotos: Lepél

Er ist der Banker von Nindorf: Dieter Bellmann sitzt aber nicht am liebsten auf Geld, sondern auf seinen selbst gebauten Gartenbänken und Stühlen. Jedes Stück aus seiner kleinen Werkstatt mitten in Nindorf ist ein Unikat.

Von Sabine Lepél Freitag, 02.03.2018, 15:00 Uhr

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„Godn Dach“, sagt Dieter Bellmann zur Begrüßung. „Ganz schön schattig heute. In der Werkstatt ist es ziemlich kalt“, warnt er. Draußen, wo im Sommer oft ein halbes Dutzend an Gartenbänken steht, liegt Schnee. Und trotzdem denkt der Hobby-Tischler längst an den nahenden Frühling. Denn dann beginnt die Saison – und bis dahin muss eine Auswahl an Bänken fertig sein.

Gartenfreunde aus der Region kennen den handwerklich geschickten Nindorfer, der regelmäßig beim Stauden- und Pflanzenmarkt auf dem Beckdorfer Beekhoff anzutreffen ist. Auch beim nächsten Markt am 29. April ist er wieder dabei. Ebenso wie beim Pflanzen- und Handwerkermarkt am 22. April in Bliedersdorf. Er war auch schon beim Herbstzauber in Harsefeld. „Aber beim nächsten Mal musste ich absagen. Ich hatte am Ende der Saison keine Bänke mehr“, sagt Bellmann.

Dieter Bellmann passt die Rücklehne einer Bank an.

Trotz der günstigeren Konkurrenz aus den großen Garten- und Baumärkten sind seine Bänke, Tische und Stühle gefragt. „Bei mir kaufen vor allem Individualisten, die gute Handarbeit schätzen und dafür gern Geld ausgeben“, sagt der Rentner. Eine große Bank kostet bei ihm ab 500 Euro, kleinere sind etwas günstiger. Einen Stuhl gibt es ab 235 Euro. „Bei der Fertigung lege ich sehr großen Wert auf die Qualität und Gemütlichkeit der Gartenmöbel“, sagt Bellmann. „Die ergonomische Sitzfläche und die geneigte Rückenlehne der Bänke und Stühle sorgen für einen sehr hohen Sitzkomfort.“ An den Sitzvertiefungen hat sich Bellmann in seiner Anfangszeit vor etwa zehn Jahren lange ausprobiert: „Einmal waren die Mulden nicht tief genug für einen bequemen Sitz, ein anderes Mal brach mir das Holz. Ich habe in der Probezeit viel Material verschlissen.“

In der Werkstatt entsteht eine halbrunde Bank.

Jetzt hat Bellmann längst den Bogen raus. Der „Selfmade-Banker“ hat ein Gespür für Material und Form. „Ich war immer ein ganz guter Handwerker“, sagt er. Für seine Gartenmöbel verwendet er nur Lärchenholz. „Das ist viel länger haltbar als Kiefer oder Tanne“, erklärt Bellmann. Es wird gehobelt, zugeschnitten und zweimal geschliffen.

Die Möbel werden mit wasserfestem Leim verleimt und verdübelt. Auf Wunsch erhalten sie Verzierungen, und schließlich bekommen alle eine Grundierung und einen dreifachen Anstrich mit einer atmungsaktiven Farbe. „So sind die Möbel wetterfest, aber im Winter sollte man sie dennoch reinholen“, sagt Bellmann.

Zum Bänkebauen ist er eher zufällig gekommen: „Meine Frau wollte unbedingt eine Gartenbank haben. Da habe ich ihr eine gemacht. Die hat eine Nachbarin gesehen und uns abgekauft“, sagt der 65-Jährige. „So ging das über Mund-zu-Mund-Propaganda immer weiter. Irgendwann habe ich dann ein Paar Bänke auf den Rasen bei meiner Werkstatt gestellt. Da hielten immer mal wieder Leute an.“ Nun ist sein kleines Ein-Mann-Unternehmen sogar im Internet vertreten, und die Nachfrage ist stetig gestiegen. „Ich mach‘ mir aber keinen Druck“, sagt Bellmann. „Ich würde jetzt nicht auf Masse produzieren. Dann bräuchte ich eine größere Halle und müsste investieren.“ Und welche Bank gebe einem älteren Herren denn überhaupt noch Geld an die Hand?, fragt er: „Die haben doch Angst, dass der gleich tot umfällt.“ Nee, auf so einen Stress hat Dieter Bellmann keine Lust. Da bleibt er doch lieber sein eigener, unabhängiger Banker ...

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