Bliedersdorfer pflegen ihren Friedhof

Ein Teil der Freiwilligen, die den Friedhof in Bliedersdorf pflegen neben der neuen Buchenhecke: Wilfried Winkelmann, Hans-Heinrich Augustin, Hartmut Schuster, Traudl Löhn, Hans-Dieter Glüsen, Rita Groneberg, Manfred Ellmers und Katrin Endr
Viel Leben herrschte am Sonnabend auf dem Friedhof in Bliedersdorf. 24 Freiwillige arbeiteten daran, den Friedhof in Ordnung zu bringen. Sie buddelten und harkten, schnitten und häckselten, gruben und pflanzten.
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Die Kirchengemeinde hatte zum ersten Pflegetag eingeladen und stieß auf großes Interesse.
„Mir liegt der Friedhof sehr am Herzen“, sagt Traudl Löhn. Sie zeigt auf ihre „traumhaft schöne Familiengrabstätte“. Sie geht auch gerne auf anderen Friedhöfen spazieren und wünscht sich: „Das soll hier schöner werden, so dass man gerne hierher geht.“
Katrin Endres und Rita Groneberg haben eine ungenutzte Grabstelle entkrautet, vertrocknete Heidebüsche und Unkraut ausgebuddelt. „Wir wollen dazu beitragen, dass das Dorf schöner wird“, sagt Katrin Endres, „nicht nur meckern, auch etwas tun.“ Ihr liegt viel an der Natur, auch die Wanderwege im Naturschutzgebiet müssten in Ordnung gebracht werden, sagt die vor neun Jahren Zugezogene. „Wir haben schon ganz schön viel geschafft“, freuen sich beide über das sichtbare Ergebnis. „Man lernt neue Leute kennen, das stärkt die Gemeinschaft“, sagt Rita Groneberg, die Katrin Endres vorher nicht kannte. Gartenarbeit habe sie zu Hause zwar selbst genug. „Aber es bringt auch Spaß. Die Zeit muss man sich nehmen.“
Wilfried Winkelmann macht „wegen der Dorfgemeinschaft“ mit, außerdem liegen seine Eltern auf dem Friedhof. Er pflanzt junge Hainbuchen. Eine ganze Riege Männer ist mit der schweren Arbeit beschäftigt: 80 Meter Jägerzaun wurden entfernt, Sand und Baumwurzeln ausgegraben, Muttererde aufgefahren, und 40 Hainbuchen eingesetzt und gewässert. Der achtjährige Tjarek Terne ist der Jüngste. Seine kleinen Füße seien optimal zum Antreten der neuen Pflanzen, sagt Winkelmann. Bürgermeister Tobias Terne, viele Mitglieder des Gemeinderates und des Kirchenvorstandes sind fleißig bei der Arbeit.
Von 10 Uhr bis 16.30 Uhr sind die meisten im Einsatz. Kirchenvorsteher Michael Uhrig hat die Fäden in der Hand. „Wir schaffen heute nicht alles“, sagt der Pensionär und kündigt den zweiten Pflegetag für den Herbst an, als alle gemütlich bei Kaffee und Kuchen Pause machen. Den Kuchen hat Kirchenvorsteherin Elisabeth Tönjes mit ihren Hauswirtschaftsschülern der BBS III gebacken. Uhrig freut sich, dass der Anfang mit so viel Unterstützung gemacht ist. Aber der Friedhof sei verwahrlost und das Projekt größer: Wie soll der Friedhof bis 2040 aussehen und umgestaltet werden? Das will der Kirchenvorstand weiter diskutieren. Bei einer ersten Informationsveranstaltung waren mehr als 60 Besucher gekommen.
Der Trend geht zu Urnengräbern und Rasengräbern. Neu angelegt haben die Freiwilligen eine gepflasterte Fläche für Blumenschmuck bei einem Urnenfeld. Oft stört der Schmuck beim Rasenmähen. „Das ist mit viel Emotionen verbunden“, sagt Kirchenvorsteherin Sigrid Meyn.
Auf einer bisher zugewachsenen Fläche sollen kulturhistorische Grabsteine gesammelt aufgestellt werden. Friedhofsgärtner Thomas Bellmann hat ehrenamtlich Büsche zurückgeschnitten und mit seinem Buschhacker für Mulch gesorgt. Ein Gedenkstein aus dem Ersten Weltkrieg ist nun wieder sichtbar: Er erinnert an Johannes Wilkens, der am 4. November 1915 im Alter von 20 Jahren in Frankreich gefallen ist und „fern der lieben Heimat ruht“.
Außerdem wurde ein Insektenhotel aufgestellt. Parkähnlich mit Bänken gestaltet könnte der Friedhof zu einem Treffpunkt werden, sagt Uhrig. „Hier möchte ich auch mal liegen“, lautet das Motto, um den Zustand des Friedhofes zu verbessern. Uhrig lobt das Engagement von Tischler und Bestatter Hans-Heinrich Augustin, der die Plätze vergibt. Der Friedhof soll schöner werden und auch bei Trauerfeiern wieder einen würdigen Eindruck machen.